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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

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Vorrede.

Diesen Weg betrat der Urheber der Cla-
rissa
als er sich die Ehre wünschte, die
Welt zu veranügen. Er war so glücklich,
daß seine erste Arbeit andern gefiel, und die-
ses machte ihm Muth, die Geschichte der
Clarissa zu liefern. Er sucht nichts, als
das menschliche Hertz zu schildern: er glaubte
deswegen, daß er die Art der Vorstellung
erwählen dürfte, die am meisten und stärck-
sten mahlet, obgleich die aneinander hän-
gende Erzählung wegfällt, welche einigen
unentbehrlich scheinen möchte, weil sie nichts
thun wollen, als sich vergnügen.

Er kleidet seine Geschichte in Briefe ein,
und eignet die Briefe den Personen zu, de-
ren Geschichte er erzählet. Hiedurch ward
er in den Stand gesetzet, auf eine ungezwun-
gene Weise den Eindruck vorzustellen, den ein
jeder Zufall in die Gemüther der Personen
macht, welche er am nächsten angehet. Er
glaubet, daß wir auf solcher Art die versteck-
ten Tiefen des menschlichen Hertzens besser,
als durch eine blosse Erzählung kennen lernen.

Dieses ist die Absicht unserer Arbeit, von
der sich vielleicht manche Leser einen unrich-
tigen Begriff machen. Wer unerhöhrte Zu-
fälle, saftige Liebes-Geschichte, oder Unge-

heuer
)( 4
Vorrede.

Dieſen Weg betrat der Urheber der Cla-
riſſa
als er ſich die Ehre wuͤnſchte, die
Welt zu veranuͤgen. Er war ſo gluͤcklich,
daß ſeine erſte Arbeit andern gefiel, und die-
ſes machte ihm Muth, die Geſchichte der
Clariſſa zu liefern. Er ſucht nichts, als
das menſchliche Hertz zu ſchildern: er glaubte
deswegen, daß er die Art der Vorſtellung
erwaͤhlen duͤrfte, die am meiſten und ſtaͤrck-
ſten mahlet, obgleich die aneinander haͤn-
gende Erzaͤhlung wegfaͤllt, welche einigen
unentbehrlich ſcheinen moͤchte, weil ſie nichts
thun wollen, als ſich vergnuͤgen.

Er kleidet ſeine Geſchichte in Briefe ein,
und eignet die Briefe den Perſonen zu, de-
ren Geſchichte er erzaͤhlet. Hiedurch ward
er in den Stand geſetzet, auf eine ungezwun-
gene Weiſe den Eindruck vorzuſtellen, den ein
jeder Zufall in die Gemuͤther der Perſonen
macht, welche er am naͤchſten angehet. Er
glaubet, daß wir auf ſolcher Art die verſteck-
ten Tiefen des menſchlichen Hertzens beſſer,
als durch eine bloſſe Erzaͤhlung kennen lernen.

Dieſes iſt die Abſicht unſerer Arbeit, von
der ſich vielleicht manche Leſer einen unrich-
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heuer
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[0013] Vorrede. Dieſen Weg betrat der Urheber der Cla- riſſa als er ſich die Ehre wuͤnſchte, die Welt zu veranuͤgen. Er war ſo gluͤcklich, daß ſeine erſte Arbeit andern gefiel, und die- ſes machte ihm Muth, die Geſchichte der Clariſſa zu liefern. Er ſucht nichts, als das menſchliche Hertz zu ſchildern: er glaubte deswegen, daß er die Art der Vorſtellung erwaͤhlen duͤrfte, die am meiſten und ſtaͤrck- ſten mahlet, obgleich die aneinander haͤn- gende Erzaͤhlung wegfaͤllt, welche einigen unentbehrlich ſcheinen moͤchte, weil ſie nichts thun wollen, als ſich vergnuͤgen. Er kleidet ſeine Geſchichte in Briefe ein, und eignet die Briefe den Perſonen zu, de- ren Geſchichte er erzaͤhlet. Hiedurch ward er in den Stand geſetzet, auf eine ungezwun- gene Weiſe den Eindruck vorzuſtellen, den ein jeder Zufall in die Gemuͤther der Perſonen macht, welche er am naͤchſten angehet. Er glaubet, daß wir auf ſolcher Art die verſteck- ten Tiefen des menſchlichen Hertzens beſſer, als durch eine bloſſe Erzaͤhlung kennen lernen. Dieſes iſt die Abſicht unſerer Arbeit, von der ſich vielleicht manche Leſer einen unrich- tigen Begriff machen. Wer unerhoͤhrte Zu- faͤlle, ſaftige Liebes-Geſchichte, oder Unge- heuer )( 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/13>, abgerufen am 24.11.2024.