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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.

Jch glaube, sagte dieser, sie wird nichts dar-
auf antworten können. Allein ich fürchte nur,
daß es sie mehr gegen uns erbittert.

Seyn sie deshalb unbesorgt, antwortete mein
Bruder. Wir wollen die Sache schon durch
treiben, wenn sie nur nicht müde werden. Wir
sind so weit gegangen, daß wir nun nicht mehr
zurück können. Der Obriste Morden wird
bald eintreffen, und wir müssen suchen vor sei-
ner Ankunft fertig zu werden: sonst werden wir
weiter nichts über sie zu befehlen haben.

(Das ist die Ursache, warum sie die Sache
treiben, wie Jehu.)

Herr Solmes erklärte sich, beständig zu blei-
ben, so lange mein Vater beständig bliebe, und
mein Bruder ihm noch einige Hoffnung machte.

Meine Schwester sagte: mein Bruder hätte
durch die Ursache mich treflich gefasset, die er an-
gegeben hätte, weswegen ich mit Herrn Solmes
mehr Umgang haben sollte. Jndessen hätte er
um eines verkehrten Mädgens willen nicht das
gantze Geschlecht so empfindlich durchziehen sollen.

Jch glaube mein Bruder muß eine munte-
re und witzige Antwort gegeben haben: denn er
und Herr Solmes fingen an gantz ausgelassen
zu lachen. Meine Schwester lachte auch, und
nennete ihn, unartig. Jch konnte weiter nichts
von ihren Reden hören, weil sie tieffer in den
Garten gingen.

Sie werden sich irren, wenn Sie meinen,
daß ich diesesmahl nicht hitzig geworden bin. Le-

sen
der Clariſſa.

Jch glaube, ſagte dieſer, ſie wird nichts dar-
auf antworten koͤnnen. Allein ich fuͤrchte nur,
daß es ſie mehr gegen uns erbittert.

Seyn ſie deshalb unbeſorgt, antwortete mein
Bruder. Wir wollen die Sache ſchon durch
treiben, wenn ſie nur nicht muͤde werden. Wir
ſind ſo weit gegangen, daß wir nun nicht mehr
zuruͤck koͤnnen. Der Obriſte Morden wird
bald eintreffen, und wir muͤſſen ſuchen vor ſei-
ner Ankunft fertig zu werden: ſonſt werden wir
weiter nichts uͤber ſie zu befehlen haben.

(Das iſt die Urſache, warum ſie die Sache
treiben, wie Jehu.)

Herr Solmes erklaͤrte ſich, beſtaͤndig zu blei-
ben, ſo lange mein Vater beſtaͤndig bliebe, und
mein Bruder ihm noch einige Hoffnung machte.

Meine Schweſter ſagte: mein Bruder haͤtte
durch die Urſache mich treflich gefaſſet, die er an-
gegeben haͤtte, weswegen ich mit Herrn Solmes
mehr Umgang haben ſollte. Jndeſſen haͤtte er
um eines verkehrten Maͤdgens willen nicht das
gantze Geſchlecht ſo empfindlich durchziehen ſollen.

Jch glaube mein Bruder muß eine munte-
re und witzige Antwort gegeben haben: denn er
und Herr Solmes fingen an gantz ausgelaſſen
zu lachen. Meine Schweſter lachte auch, und
nennete ihn, unartig. Jch konnte weiter nichts
von ihren Reden hoͤren, weil ſie tieffer in den
Garten gingen.

Sie werden ſich irren, wenn Sie meinen,
daß ich dieſesmahl nicht hitzig geworden bin. Le-

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[61/0067] der Clariſſa. Jch glaube, ſagte dieſer, ſie wird nichts dar- auf antworten koͤnnen. Allein ich fuͤrchte nur, daß es ſie mehr gegen uns erbittert. Seyn ſie deshalb unbeſorgt, antwortete mein Bruder. Wir wollen die Sache ſchon durch treiben, wenn ſie nur nicht muͤde werden. Wir ſind ſo weit gegangen, daß wir nun nicht mehr zuruͤck koͤnnen. Der Obriſte Morden wird bald eintreffen, und wir muͤſſen ſuchen vor ſei- ner Ankunft fertig zu werden: ſonſt werden wir weiter nichts uͤber ſie zu befehlen haben. (Das iſt die Urſache, warum ſie die Sache treiben, wie Jehu.) Herr Solmes erklaͤrte ſich, beſtaͤndig zu blei- ben, ſo lange mein Vater beſtaͤndig bliebe, und mein Bruder ihm noch einige Hoffnung machte. Meine Schweſter ſagte: mein Bruder haͤtte durch die Urſache mich treflich gefaſſet, die er an- gegeben haͤtte, weswegen ich mit Herrn Solmes mehr Umgang haben ſollte. Jndeſſen haͤtte er um eines verkehrten Maͤdgens willen nicht das gantze Geſchlecht ſo empfindlich durchziehen ſollen. Jch glaube mein Bruder muß eine munte- re und witzige Antwort gegeben haben: denn er und Herr Solmes fingen an gantz ausgelaſſen zu lachen. Meine Schweſter lachte auch, und nennete ihn, unartig. Jch konnte weiter nichts von ihren Reden hoͤren, weil ſie tieffer in den Garten gingen. Sie werden ſich irren, wenn Sie meinen, daß ich dieſesmahl nicht hitzig geworden bin. Le- ſen

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/67>, abgerufen am 24.11.2024.