lassen. Mein Bruder und meine Schwester werden fertig genug seyn, gütige Anmerckungen darüber zu machen. Jch gebe alles verlohren, und frage nicht mehr darnach, was man findet.
Sie sagte: sie hoffete, sie hoffete vestiglich, daß man nichts finden würde, das Ursache gäbe, mich für unbesonnen zu halten. Wenn das nicht geschähe - - doch sie könnte leicht zu viel ausschwatzen. Hiemit ging sie weg, und verließ mich bestürtzter und zweiffelhafter, als ich vorhin gewesen war.
Jch kan an nichts mehr dencken, als an den Menschen! und an die bevorstehende Unterre- dung! Wie wollte ich GOtt dancken, wenn sie überstanden wäre! Jch soll ihn sprechen, um mich mit ihm zu zancken! - - Jch will ihm nicht ei- nen Augenblick Stand halten, wenn er nicht gantz ruhig und gelassen ist; er mag auch wa- gen was er will.
Mercken Sie wohl, wie krumm meine Zeilen werden, und wie einige Buchstaben mehr als andere aussehen, als wenn sie umfallen woll- ten? Daraus schliessen Sie nur, daß ich mehr an das bevorstehende, als an den Brief gedacht habe.
Was dencken Sie zu allen den Umständen? Soll ich ihn noch sprechen? Jch wünschte, daß ich Zeit hätte, Jhren Rath darüber zu hören.
Allein
Die Geſchichte
laſſen. Mein Bruder und meine Schweſter werden fertig genug ſeyn, guͤtige Anmerckungen daruͤber zu machen. Jch gebe alles verlohren, und frage nicht mehr darnach, was man findet.
Sie ſagte: ſie hoffete, ſie hoffete veſtiglich, daß man nichts finden wuͤrde, das Urſache gaͤbe, mich fuͤr unbeſonnen zu halten. Wenn das nicht geſchaͤhe ‒ ‒ doch ſie koͤnnte leicht zu viel ausſchwatzen. Hiemit ging ſie weg, und verließ mich beſtuͤrtzter und zweiffelhafter, als ich vorhin geweſen war.
Jch kan an nichts mehr dencken, als an den Menſchen! und an die bevorſtehende Unterre- dung! Wie wollte ich GOtt dancken, wenn ſie uͤberſtanden waͤre! Jch ſoll ihn ſprechen, um mich mit ihm zu zancken! ‒ ‒ Jch will ihm nicht ei- nen Augenblick Stand halten, wenn er nicht gantz ruhig und gelaſſen iſt; er mag auch wa- gen was er will.
Mercken Sie wohl, wie krumm meine Zeilen werden, und wie einige Buchſtaben mehr als andere ausſehen, als wenn ſie umfallen woll- ten? Daraus ſchlieſſen Sie nur, daß ich mehr an das bevorſtehende, als an den Brief gedacht habe.
Was dencken Sie zu allen den Umſtaͤnden? Soll ich ihn noch ſprechen? Jch wuͤnſchte, daß ich Zeit haͤtte, Jhren Rath daruͤber zu hoͤren.
Allein
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Die Geſchichte
laſſen. Mein Bruder und meine Schweſter
werden fertig genug ſeyn, guͤtige Anmerckungen
daruͤber zu machen. Jch gebe alles verlohren,
und frage nicht mehr darnach, was man
findet.
Sie ſagte: ſie hoffete, ſie hoffete veſtiglich,
daß man nichts finden wuͤrde, das Urſache gaͤbe,
mich fuͤr unbeſonnen zu halten. Wenn das
nicht geſchaͤhe ‒ ‒ doch ſie koͤnnte leicht zu viel
ausſchwatzen. Hiemit ging ſie weg, und verließ
mich beſtuͤrtzter und zweiffelhafter, als ich vorhin
geweſen war.
Jch kan an nichts mehr dencken, als an den
Menſchen! und an die bevorſtehende Unterre-
dung! Wie wollte ich GOtt dancken, wenn ſie
uͤberſtanden waͤre! Jch ſoll ihn ſprechen, um mich
mit ihm zu zancken! ‒ ‒ Jch will ihm nicht ei-
nen Augenblick Stand halten, wenn er nicht
gantz ruhig und gelaſſen iſt; er mag auch wa-
gen was er will.
Mercken Sie wohl, wie krumm meine Zeilen
werden, und wie einige Buchſtaben mehr als
andere ausſehen, als wenn ſie umfallen woll-
ten? Daraus ſchlieſſen Sie nur, daß ich mehr
an das bevorſtehende, als an den Brief gedacht
habe.
Was dencken Sie zu allen den Umſtaͤnden?
Soll ich ihn noch ſprechen? Jch wuͤnſchte, daß
ich Zeit haͤtte, Jhren Rath daruͤber zu hoͤren.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/522>, abgerufen am 24.11.2024.
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