für Unglück? Wird mich etwan Hickmann alsdenn nicht haben wollen? Und würde ich mich darüber betrüben, wenn ich ihn verlöre? Wer kan eine Seele haben, und doch bey ei- ner solchen Probe der Freundschaft unempfind- lich bleiben?
Sollte ich aber meine Mutter betrüben! - - das ist noch ein wichtiger Einwurf. Jch geden- cke sie aber auch nicht mehr zu betrüben, als sie mich betrübet, da sie sich nach dem verdrieß- lichen wunderlichen Kopfe richtet, der sich alle Tage zum Schaden meiner besten Freundin in unserm Hause umsiehet. Wehe ihnen beyden! wenn sie eine gewisse zwiefache Absicht dabey ha- ben. Schelten Sie mich nur wegen des Wor- tes, ich werde nichts darnach fragen.
Jch bleibe dabey, daß diese Probe der Freund- schaft Jhre Freundin adeln würde; und wenn Sie es mir noch erlauben, so will ich das an Lovelacens Stelle thun, was er Jhnen ver- sprochen hatte, und Sie mit einer Kutsche oder Chaise morgen Abend oder übermorgen noch vor der Zeit abhohlen, die Sie ihm bestimmet ha- ben. Wenn wir so glücklich davon kommen, als ich wünsche, so wollen wir ihm und allen andern Bedingungen vorschreiben, wie wir sie selbst wünschen. Meine Mutter wird gewiß ihre Tochter mit Freuden wieder annehmen, und Hickmann soll ein Fest halten und vor Freude
schrey-
Die Geſchichte
fuͤr Ungluͤck? Wird mich etwan Hickmann alsdenn nicht haben wollen? Und wuͤrde ich mich daruͤber betruͤben, wenn ich ihn verloͤre? Wer kan eine Seele haben, und doch bey ei- ner ſolchen Probe der Freundſchaft unempfind- lich bleiben?
Sollte ich aber meine Mutter betruͤben! ‒ ‒ das iſt noch ein wichtiger Einwurf. Jch geden- cke ſie aber auch nicht mehr zu betruͤben, als ſie mich betruͤbet, da ſie ſich nach dem verdrieß- lichen wunderlichen Kopfe richtet, der ſich alle Tage zum Schaden meiner beſten Freundin in unſerm Hauſe umſiehet. Wehe ihnen beyden! wenn ſie eine gewiſſe zwiefache Abſicht dabey ha- ben. Schelten Sie mich nur wegen des Wor- tes, ich werde nichts darnach fragen.
Jch bleibe dabey, daß dieſe Probe der Freund- ſchaft Jhre Freundin adeln wuͤrde; und wenn Sie es mir noch erlauben, ſo will ich das an Lovelacens Stelle thun, was er Jhnen ver- ſprochen hatte, und Sie mit einer Kutſche oder Chaiſe morgen Abend oder uͤbermorgen noch vor der Zeit abhohlen, die Sie ihm beſtimmet ha- ben. Wenn wir ſo gluͤcklich davon kommen, als ich wuͤnſche, ſo wollen wir ihm und allen andern Bedingungen vorſchreiben, wie wir ſie ſelbſt wuͤnſchen. Meine Mutter wird gewiß ihre Tochter mit Freuden wieder annehmen, und Hickmann ſoll ein Feſt halten und vor Freude
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Die Geſchichte
fuͤr Ungluͤck? Wird mich etwan Hickmann
alsdenn nicht haben wollen? Und wuͤrde ich
mich daruͤber betruͤben, wenn ich ihn verloͤre?
Wer kan eine Seele haben, und doch bey ei-
ner ſolchen Probe der Freundſchaft unempfind-
lich bleiben?
Sollte ich aber meine Mutter betruͤben! ‒ ‒
das iſt noch ein wichtiger Einwurf. Jch geden-
cke ſie aber auch nicht mehr zu betruͤben, als
ſie mich betruͤbet, da ſie ſich nach dem verdrieß-
lichen wunderlichen Kopfe richtet, der ſich alle
Tage zum Schaden meiner beſten Freundin in
unſerm Hauſe umſiehet. Wehe ihnen beyden!
wenn ſie eine gewiſſe zwiefache Abſicht dabey ha-
ben. Schelten Sie mich nur wegen des Wor-
tes, ich werde nichts darnach fragen.
Jch bleibe dabey, daß dieſe Probe der Freund-
ſchaft Jhre Freundin adeln wuͤrde; und wenn
Sie es mir noch erlauben, ſo will ich das an
Lovelacens Stelle thun, was er Jhnen ver-
ſprochen hatte, und Sie mit einer Kutſche oder
Chaiſe morgen Abend oder uͤbermorgen noch vor
der Zeit abhohlen, die Sie ihm beſtimmet ha-
ben. Wenn wir ſo gluͤcklich davon kommen,
als ich wuͤnſche, ſo wollen wir ihm und allen
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ſelbſt wuͤnſchen. Meine Mutter wird gewiß
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/474>, abgerufen am 27.11.2024.
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