Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

der Clarissa.
"wohin ich sonst befehle, reisen, so bald er siehet,
"daß ich in Sicherheit bin: er will ohne Er-
"laubniß nicht in die Nähe kommen, bis alle
"meine Zweiffel aufgelöset sind, die ich in Ab-
"sicht auf seine Besserung oder auf die Ehestif-
"tung haben kan.

"Ein anderer Vorschlag ist, daß er mich nach
"Jhrem Hause bringen will, und er zweiffelt
"nicht daran, daß Jhre Frau Mutter mich auf-
"nehmen werde. Wenn aber dieses Jhnen, oder
"Jhrer Frau Mutter, oder mir nicht gelegen wä-
"re, so will er mich bey Herrn Hickmann in
"Sicherheit bringen, den die Fräulein Howe
"leicht zu dieser Gefälligkeit überreden könne.
"Man könnte nur vorgeben, daß ich nach Bath/
"nach Bristol oder über die See, wohin es
"auch wäre, geflüchtet wäre.

"Wenn es mir aber angenehmer wäre, so
"will er mich in der Stille nach London brin-
"gen, und mir dort ein bequemes Haus aussu-
"chen. Die beyden Fräulein Montague sol-
"len mich dort empfangen, und mir so lange
"Gesellschaft leisten, bis alles so eingerichtet ist,
"wie ich es wünsche, und bis eine Aussöhnung
"zuwege gebracht ist. Er will es an nichts er-
"mangeln lassen, was diese Aussöhnung erleich-
"tern kan, so sehr er auch von meiner gantzen
"Familie beschimpft ist.

Er läßt mir die Wahl unter diesen Vorschlä-
gen. "Denn, sagt er, die Zeit sey zu kurtz, eine
"eigenhändige Einladung von der Lady Elisa-

"beth
F f 2

der Clariſſa.
„wohin ich ſonſt befehle, reiſen, ſo bald er ſiehet,
„daß ich in Sicherheit bin: er will ohne Er-
„laubniß nicht in die Naͤhe kommen, bis alle
„meine Zweiffel aufgeloͤſet ſind, die ich in Ab-
„ſicht auf ſeine Beſſerung oder auf die Eheſtif-
„tung haben kan.

„Ein anderer Vorſchlag iſt, daß er mich nach
„Jhrem Hauſe bringen will, und er zweiffelt
„nicht daran, daß Jhre Frau Mutter mich auf-
„nehmen werde. Wenn aber dieſes Jhnen, oder
„Jhrer Frau Mutter, oder mir nicht gelegen waͤ-
„re, ſo will er mich bey Herrn Hickmann in
„Sicherheit bringen, den die Fraͤulein Howe
„leicht zu dieſer Gefaͤlligkeit uͤberreden koͤnne.
„Man koͤnnte nur vorgeben, daß ich nach Bath/
„nach Briſtol oder uͤber die See, wohin es
„auch waͤre, gefluͤchtet waͤre.

„Wenn es mir aber angenehmer waͤre, ſo
„will er mich in der Stille nach London brin-
„gen, und mir dort ein bequemes Haus ausſu-
„chen. Die beyden Fraͤulein Montague ſol-
„len mich dort empfangen, und mir ſo lange
„Geſellſchaft leiſten, bis alles ſo eingerichtet iſt,
„wie ich es wuͤnſche, und bis eine Ausſoͤhnung
„zuwege gebracht iſt. Er will es an nichts er-
„mangeln laſſen, was dieſe Ausſoͤhnung erleich-
„tern kan, ſo ſehr er auch von meiner gantzen
„Familie beſchimpft iſt.

Er laͤßt mir die Wahl unter dieſen Vorſchlaͤ-
gen. „Denn, ſagt er, die Zeit ſey zu kurtz, eine
„eigenhaͤndige Einladung von der Lady Eliſa-

beth
F f 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0457" n="451"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clari&#x017F;&#x017F;a</hi>.</hi></fw><lb/>
&#x201E;wohin ich &#x017F;on&#x017F;t befehle, rei&#x017F;en, &#x017F;o bald er &#x017F;iehet,<lb/>
&#x201E;daß ich in Sicherheit bin: er will ohne Er-<lb/>
&#x201E;laubniß nicht in die Na&#x0364;he kommen, bis alle<lb/>
&#x201E;meine Zweiffel aufgelo&#x0364;&#x017F;et &#x017F;ind, die ich in Ab-<lb/>
&#x201E;&#x017F;icht auf &#x017F;eine Be&#x017F;&#x017F;erung oder auf die Ehe&#x017F;tif-<lb/>
&#x201E;tung haben kan.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Ein anderer Vor&#x017F;chlag i&#x017F;t, daß er mich nach<lb/>
&#x201E;Jhrem Hau&#x017F;e bringen will, und er zweiffelt<lb/>
&#x201E;nicht daran, daß Jhre Frau Mutter mich auf-<lb/>
&#x201E;nehmen werde. Wenn aber die&#x017F;es Jhnen, oder<lb/>
&#x201E;Jhrer Frau Mutter, oder mir nicht gelegen wa&#x0364;-<lb/>
&#x201E;re, &#x017F;o will er mich bey Herrn <hi rendition="#fr">Hickmann</hi> in<lb/>
&#x201E;Sicherheit bringen, den die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi><lb/>
&#x201E;leicht zu die&#x017F;er Gefa&#x0364;lligkeit u&#x0364;berreden ko&#x0364;nne.<lb/>
&#x201E;Man ko&#x0364;nnte nur vorgeben, daß ich nach <hi rendition="#fr">Bath/</hi><lb/>
&#x201E;nach <hi rendition="#fr">Bri&#x017F;tol</hi> oder u&#x0364;ber die See, wohin es<lb/>
&#x201E;auch wa&#x0364;re, geflu&#x0364;chtet wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wenn es mir aber angenehmer wa&#x0364;re, &#x017F;o<lb/>
&#x201E;will er mich in der Stille nach <hi rendition="#fr">London</hi> brin-<lb/>
&#x201E;gen, und mir dort ein bequemes Haus aus&#x017F;u-<lb/>
&#x201E;chen. Die beyden Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Montague</hi> &#x017F;ol-<lb/>
&#x201E;len mich dort empfangen, und mir &#x017F;o lange<lb/>
&#x201E;Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft lei&#x017F;ten, bis alles &#x017F;o eingerichtet i&#x017F;t,<lb/>
&#x201E;wie ich es wu&#x0364;n&#x017F;che, und bis eine Aus&#x017F;o&#x0364;hnung<lb/>
&#x201E;zuwege gebracht i&#x017F;t. Er will es an nichts er-<lb/>
&#x201E;mangeln la&#x017F;&#x017F;en, was die&#x017F;e Aus&#x017F;o&#x0364;hnung erleich-<lb/>
&#x201E;tern kan, &#x017F;o &#x017F;ehr er auch von meiner gantzen<lb/>
&#x201E;Familie be&#x017F;chimpft i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Er la&#x0364;ßt mir die Wahl unter die&#x017F;en Vor&#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
gen. &#x201E;Denn, &#x017F;agt er, die Zeit &#x017F;ey zu kurtz, eine<lb/>
&#x201E;eigenha&#x0364;ndige Einladung von der <hi rendition="#fr">Lady Eli&#x017F;a-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F f 2</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x201E;<hi rendition="#fr">beth</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0457] der Clariſſa. „wohin ich ſonſt befehle, reiſen, ſo bald er ſiehet, „daß ich in Sicherheit bin: er will ohne Er- „laubniß nicht in die Naͤhe kommen, bis alle „meine Zweiffel aufgeloͤſet ſind, die ich in Ab- „ſicht auf ſeine Beſſerung oder auf die Eheſtif- „tung haben kan. „Ein anderer Vorſchlag iſt, daß er mich nach „Jhrem Hauſe bringen will, und er zweiffelt „nicht daran, daß Jhre Frau Mutter mich auf- „nehmen werde. Wenn aber dieſes Jhnen, oder „Jhrer Frau Mutter, oder mir nicht gelegen waͤ- „re, ſo will er mich bey Herrn Hickmann in „Sicherheit bringen, den die Fraͤulein Howe „leicht zu dieſer Gefaͤlligkeit uͤberreden koͤnne. „Man koͤnnte nur vorgeben, daß ich nach Bath/ „nach Briſtol oder uͤber die See, wohin es „auch waͤre, gefluͤchtet waͤre. „Wenn es mir aber angenehmer waͤre, ſo „will er mich in der Stille nach London brin- „gen, und mir dort ein bequemes Haus ausſu- „chen. Die beyden Fraͤulein Montague ſol- „len mich dort empfangen, und mir ſo lange „Geſellſchaft leiſten, bis alles ſo eingerichtet iſt, „wie ich es wuͤnſche, und bis eine Ausſoͤhnung „zuwege gebracht iſt. Er will es an nichts er- „mangeln laſſen, was dieſe Ausſoͤhnung erleich- „tern kan, ſo ſehr er auch von meiner gantzen „Familie beſchimpft iſt. Er laͤßt mir die Wahl unter dieſen Vorſchlaͤ- gen. „Denn, ſagt er, die Zeit ſey zu kurtz, eine „eigenhaͤndige Einladung von der Lady Eliſa- „beth F f 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/457
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/457>, abgerufen am 23.11.2024.