glaubte, daß man hart mit mir umginge, und mich darüber zum wenigsten gegen Fräulein Howe beschweren würde, welches eben so viel sey, als wenn ich mich gegen ihn selbst darüber beklagte. Denn man wisse wohl, daß Fräulein Howe von unserm Hause eben so frey redete, als wir von Herrn Lovelace reden könnten. Sie wüß- te so viel Umstände, daß sie nothwendig ihre Nachrichten hier aus dem Hause baben müßte. Mein Vater hätte daher den Entschluß gefas- set, der Sache bald ein Ende zu machen, damit nicht noch schlimme Folgen daraus entstün- den.
Sie fuhr fort: ich sehe, daß sie anfangen wollen heftig zu werden. (Das war auch die Wahrheit.) Jch vor mein Theil glaube nicht, daß, wenn sie auch an ihn schrieben, sie etwas schreiben würden, das einen so hitzigen Kopf noch hitziger machen könnte. Allein, das ist nicht der Endzweck meines jetzigen Besuchs. Sie müssen nothwendig überzeuget seyn, daß ihr Vater schlech- terdings Gehorsam fodert. Je mehr sie sich sei- nem Willen widersetzen, desto eifriger wird er seyn, sein Recht zu behaupten. Jhre Mutter hat mir aufgetragen, ihnen zu sagen: sie wünsch- te sie jetzt, da ihr Herr Vater in dem Garten herum gehet, in ihrem Closet zu sprechen, wenn sie ihr nur die geringste Hoffnung geben wollen, gehorsam zu seyn.
Eine erstaunende Unbeweglichkeit! (sagte ich) Jch bin gantz müde, mich weiter zu erklären,
oder
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der Clariſſa.
glaubte, daß man hart mit mir umginge, und mich daruͤber zum wenigſten gegen Fraͤulein Howe beſchweren wuͤrde, welches eben ſo viel ſey, als wenn ich mich gegen ihn ſelbſt daruͤber beklagte. Denn man wiſſe wohl, daß Fraͤulein Howe von unſerm Hauſe eben ſo frey redete, als wir von Herrn Lovelace reden koͤnnten. Sie wuͤß- te ſo viel Umſtaͤnde, daß ſie nothwendig ihre Nachrichten hier aus dem Hauſe baben muͤßte. Mein Vater haͤtte daher den Entſchluß gefaſ- ſet, der Sache bald ein Ende zu machen, damit nicht noch ſchlimme Folgen daraus entſtuͤn- den.
Sie fuhr fort: ich ſehe, daß ſie anfangen wollen heftig zu werden. (Das war auch die Wahrheit.) Jch vor mein Theil glaube nicht, daß, wenn ſie auch an ihn ſchrieben, ſie etwas ſchreiben wuͤrden, das einen ſo hitzigen Kopf noch hitziger machen koͤnnte. Allein, das iſt nicht der Endzweck meines jetzigen Beſuchs. Sie muͤſſen nothwendig uͤberzeuget ſeyn, daß ihr Vater ſchlech- terdings Gehorſam fodert. Je mehr ſie ſich ſei- nem Willen widerſetzen, deſto eifriger wird er ſeyn, ſein Recht zu behaupten. Jhre Mutter hat mir aufgetragen, ihnen zu ſagen: ſie wuͤnſch- te ſie jetzt, da ihr Herr Vater in dem Garten herum gehet, in ihrem Cloſet zu ſprechen, wenn ſie ihr nur die geringſte Hoffnung geben wollen, gehorſam zu ſeyn.
Eine erſtaunende Unbeweglichkeit! (ſagte ich) Jch bin gantz muͤde, mich weiter zu erklaͤren,
oder
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der Clariſſa.
glaubte, daß man hart mit mir umginge, und mich
daruͤber zum wenigſten gegen Fraͤulein Howe
beſchweren wuͤrde, welches eben ſo viel ſey, als
wenn ich mich gegen ihn ſelbſt daruͤber beklagte.
Denn man wiſſe wohl, daß Fraͤulein Howe
von unſerm Hauſe eben ſo frey redete, als wir
von Herrn Lovelace reden koͤnnten. Sie wuͤß-
te ſo viel Umſtaͤnde, daß ſie nothwendig ihre
Nachrichten hier aus dem Hauſe baben muͤßte.
Mein Vater haͤtte daher den Entſchluß gefaſ-
ſet, der Sache bald ein Ende zu machen, damit
nicht noch ſchlimme Folgen daraus entſtuͤn-
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Sie fuhr fort: ich ſehe, daß ſie anfangen
wollen heftig zu werden. (Das war auch die
Wahrheit.) Jch vor mein Theil glaube nicht,
daß, wenn ſie auch an ihn ſchrieben, ſie etwas
ſchreiben wuͤrden, das einen ſo hitzigen Kopf noch
hitziger machen koͤnnte. Allein, das iſt nicht der
Endzweck meines jetzigen Beſuchs. Sie muͤſſen
nothwendig uͤberzeuget ſeyn, daß ihr Vater ſchlech-
terdings Gehorſam fodert. Je mehr ſie ſich ſei-
nem Willen widerſetzen, deſto eifriger wird er
ſeyn, ſein Recht zu behaupten. Jhre Mutter
hat mir aufgetragen, ihnen zu ſagen: ſie wuͤnſch-
te ſie jetzt, da ihr Herr Vater in dem Garten
herum gehet, in ihrem Cloſet zu ſprechen, wenn
ſie ihr nur die geringſte Hoffnung geben wollen,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/443>, abgerufen am 25.11.2024.
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