Mir ist aufgetragen, Euch zu wissen zu thun, daß, nachdeme mein Vater und meines Vaters Brüder von Eurer Base Hervey gehöret, was zwischen Euch und Jhr vorgegangen ist: nachdem sie von meiner Schwester erfahren, wie ihr von Euch begegnet ist: nachdem sie alles wiederum überdacht, was zwischen Eurer Mutter und Euch vorgegangen ist: nachdem sie Eure Einwendun- gen und Vorschläge erwogen: nachdem sie in Be- trachtung gezogen, ihre Versprechen gegen Herrn Solmes, die Gedult dieses Herrn und seine grosse Neigung gegen Euch, und die wenige Gelegen- heit, die Jhr angewandt habt seine Eigenschaff- ten kennen zu lernen, und seine Vorschläge zu er- fahren: nachdem sie ausser diesen noch zwey Stü- cke behertziget: nemlich die verletzten Rechte eines Vaters, und Herrn Solmes unabläßige Bitte, (so wenig Jhr auch seiner Gütigkeit würdig seyd) daß man Euch Eures Arrestes erlassen solle, wel- chem er gern Eure Verkertheit gegen ihn (Ab- gekertheit wollte ich schreiben, aber jenes Wort mag stehen) zuschreiben wollte, als welche er sonst auf keine Weise begreiffen und fassen kan, falls Jhr anders Eurer Mutter die Wahrheit gesagt habt, da Jhr Euer Hertz für frey ausgegeben: welches zu glauben Herr Solmes guthertzig ge- nug ist, ob es gleich sonst kein Mensch glaubet - - - Jn Betrachtung aller dieser Ursachen ist be- schlossen worden, daß Jhr nach Eures Vaters Bruders Antons Gut reisen sollet: und Jhr
habt
Die Geſchichte
Fraͤulein Claͤrchen!
Mir iſt aufgetragen, Euch zu wiſſen zu thun, daß, nachdeme mein Vater und meines Vaters Bruͤder von Eurer Baſe Hervey gehoͤret, was zwiſchen Euch und Jhr vorgegangen iſt: nachdem ſie von meiner Schweſter erfahren, wie ihr von Euch begegnet iſt: nachdem ſie alles wiederum uͤberdacht, was zwiſchen Eurer Mutter und Euch vorgegangen iſt: nachdem ſie Eure Einwendun- gen und Vorſchlaͤge erwogen: nachdem ſie in Be- trachtung gezogen, ihre Verſprechen gegen Herrn Solmes, die Gedult dieſes Herrn und ſeine groſſe Neigung gegen Euch, und die wenige Gelegen- heit, die Jhr angewandt habt ſeine Eigenſchaff- ten kennen zu lernen, und ſeine Vorſchlaͤge zu er- fahren: nachdem ſie auſſer dieſen noch zwey Stuͤ- cke behertziget: nemlich die verletzten Rechte eines Vaters, und Herrn Solmes unablaͤßige Bitte, (ſo wenig Jhr auch ſeiner Guͤtigkeit wuͤrdig ſeyd) daß man Euch Eures Arreſtes erlaſſen ſolle, wel- chem er gern Eure Verkertheit gegen ihn (Ab- gekertheit wollte ich ſchreiben, aber jenes Wort mag ſtehen) zuſchreiben wollte, als welche er ſonſt auf keine Weiſe begreiffen und faſſen kan, falls Jhr anders Eurer Mutter die Wahrheit geſagt habt, da Jhr Euer Hertz fuͤr frey ausgegeben: welches zu glauben Herr Solmes guthertzig ge- nug iſt, ob es gleich ſonſt kein Menſch glaubet ‒ ‒ ‒ Jn Betrachtung aller dieſer Urſachen iſt be- ſchloſſen worden, daß Jhr nach Eures Vaters Bruders Antons Gut reiſen ſollet: und Jhr
habt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0042"n="36"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Geſchichte</hi></hi></fw><lb/><floatingText><body><salute><hirendition="#fr">Fraͤulein Claͤrchen!</hi></salute><lb/><p>Mir iſt aufgetragen, Euch zu wiſſen zu thun,<lb/>
daß, nachdeme mein Vater und meines Vaters<lb/>
Bruͤder von Eurer Baſe <hirendition="#fr">Hervey</hi> gehoͤret, was<lb/>
zwiſchen Euch und Jhr vorgegangen iſt: nachdem<lb/>ſie von meiner Schweſter erfahren, wie ihr von<lb/>
Euch begegnet iſt: nachdem ſie alles wiederum<lb/>
uͤberdacht, was zwiſchen Eurer Mutter und Euch<lb/>
vorgegangen iſt: nachdem ſie Eure Einwendun-<lb/>
gen und Vorſchlaͤge erwogen: nachdem ſie in Be-<lb/>
trachtung gezogen, ihre Verſprechen gegen Herrn<lb/><hirendition="#fr">Solmes,</hi> die Gedult dieſes Herrn und ſeine groſſe<lb/>
Neigung gegen Euch, und die wenige Gelegen-<lb/>
heit, die Jhr angewandt habt ſeine Eigenſchaff-<lb/>
ten kennen zu lernen, und ſeine Vorſchlaͤge zu er-<lb/>
fahren: nachdem ſie auſſer dieſen noch zwey Stuͤ-<lb/>
cke behertziget: nemlich die verletzten Rechte eines<lb/>
Vaters, und Herrn <hirendition="#fr">Solmes</hi> unablaͤßige Bitte,<lb/>
(ſo wenig Jhr auch ſeiner Guͤtigkeit wuͤrdig ſeyd)<lb/>
daß man Euch Eures Arreſtes erlaſſen ſolle, wel-<lb/>
chem er gern Eure <hirendition="#fr">Verkertheit</hi> gegen ihn (Ab-<lb/>
gekertheit wollte ich ſchreiben, aber jenes Wort<lb/>
mag ſtehen) zuſchreiben wollte, als welche er ſonſt<lb/>
auf keine Weiſe begreiffen und faſſen kan, falls<lb/>
Jhr anders Eurer Mutter die Wahrheit geſagt<lb/>
habt, da Jhr Euer Hertz fuͤr frey ausgegeben:<lb/>
welches zu glauben Herr <hirendition="#fr">Solmes</hi> guthertzig ge-<lb/>
nug iſt, ob es gleich ſonſt kein Menſch glaubet<lb/>‒‒‒ Jn Betrachtung aller dieſer Urſachen iſt be-<lb/>ſchloſſen worden, daß Jhr nach Eures Vaters<lb/>
Bruders <hirendition="#fr">Antons</hi> Gut reiſen ſollet: und Jhr<lb/><fwplace="bottom"type="catch">habt</fw><lb/></p></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[36/0042]
Die Geſchichte
Fraͤulein Claͤrchen!
Mir iſt aufgetragen, Euch zu wiſſen zu thun,
daß, nachdeme mein Vater und meines Vaters
Bruͤder von Eurer Baſe Hervey gehoͤret, was
zwiſchen Euch und Jhr vorgegangen iſt: nachdem
ſie von meiner Schweſter erfahren, wie ihr von
Euch begegnet iſt: nachdem ſie alles wiederum
uͤberdacht, was zwiſchen Eurer Mutter und Euch
vorgegangen iſt: nachdem ſie Eure Einwendun-
gen und Vorſchlaͤge erwogen: nachdem ſie in Be-
trachtung gezogen, ihre Verſprechen gegen Herrn
Solmes, die Gedult dieſes Herrn und ſeine groſſe
Neigung gegen Euch, und die wenige Gelegen-
heit, die Jhr angewandt habt ſeine Eigenſchaff-
ten kennen zu lernen, und ſeine Vorſchlaͤge zu er-
fahren: nachdem ſie auſſer dieſen noch zwey Stuͤ-
cke behertziget: nemlich die verletzten Rechte eines
Vaters, und Herrn Solmes unablaͤßige Bitte,
(ſo wenig Jhr auch ſeiner Guͤtigkeit wuͤrdig ſeyd)
daß man Euch Eures Arreſtes erlaſſen ſolle, wel-
chem er gern Eure Verkertheit gegen ihn (Ab-
gekertheit wollte ich ſchreiben, aber jenes Wort
mag ſtehen) zuſchreiben wollte, als welche er ſonſt
auf keine Weiſe begreiffen und faſſen kan, falls
Jhr anders Eurer Mutter die Wahrheit geſagt
habt, da Jhr Euer Hertz fuͤr frey ausgegeben:
welches zu glauben Herr Solmes guthertzig ge-
nug iſt, ob es gleich ſonſt kein Menſch glaubet
‒ ‒ ‒ Jn Betrachtung aller dieſer Urſachen iſt be-
ſchloſſen worden, daß Jhr nach Eures Vaters
Bruders Antons Gut reiſen ſollet: und Jhr
habt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/42>, abgerufen am 11.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.