ger Ernst gewesen sey, wenn ich es nochmahls wiederhohlete, nachdem ich mich in Freyheit sä- he. Auf meine Ehre: ich wollte mein Verspre- chen halten, so schwer Sie auch im Spaaß mei- nen oder zu meinen scheinen, daß mir dieses ankommen werde.
Wenn Sie eine Fuhre für uns beyde auszu- machen wissen, so werden Sie mir hoffentlich auch, wenn ich allein bin, eine zu verschaffen wis- sen. Kan es aber auch geschehen, ohne deshalb mit Jhrer Frau Mutter zu zerfallen, oder ohne dieser Haß und Ungelegenheit von meinen Ver- wanten zuzuziehen? Es mag eine Kutsche, eine Chaise, ein Cariol, ein Bauer-Wagen, oder nur ein Reit-Pferd seyn, so ist es mir einerley: wenn Sie nur nicht mit dabey sind. Wenn es eins von den beyden letztern wäre, so müßte ich mir von Jhnen ausbitten, mir eine ordentliche Kleidung eines Bedienten (je schlechter je besser) zu verschaffen, weil ich mich mit den Bedienten unsers Hauses gar nicht verstehe. Sie dürfte nur in den Holtz-Stall geworfen werden, allwo ich sie anziehen, und an der niedrigen Mauer herab klettern könnte, welche unser Holtz-Behält- niß von dem grünen Gange absondert.
Allein, mein Schatz, selbst dieser Vorschlag hat seine Schwierigkeiten, die einem Gemüth unüberwindlich scheinen, welches so wenig geneigt oder gewohnt ist, etwas zu wagen. Dieses sind die Gedancken, die mir dabey einfallen.
Zuförderst fürchte ich, daß es mir an der Zeit
feh-
Die Geſchichte
ger Ernſt geweſen ſey, wenn ich es nochmahls wiederhohlete, nachdem ich mich in Freyheit ſaͤ- he. Auf meine Ehre: ich wollte mein Verſpre- chen halten, ſo ſchwer Sie auch im Spaaß mei- nen oder zu meinen ſcheinen, daß mir dieſes ankommen werde.
Wenn Sie eine Fuhre fuͤr uns beyde auszu- machen wiſſen, ſo werden Sie mir hoffentlich auch, wenn ich allein bin, eine zu verſchaffen wiſ- ſen. Kan es aber auch geſchehen, ohne deshalb mit Jhrer Frau Mutter zu zerfallen, oder ohne dieſer Haß und Ungelegenheit von meinen Ver- wanten zuzuziehen? Es mag eine Kutſche, eine Chaiſe, ein Cariol, ein Bauer-Wagen, oder nur ein Reit-Pferd ſeyn, ſo iſt es mir einerley: wenn Sie nur nicht mit dabey ſind. Wenn es eins von den beyden letztern waͤre, ſo muͤßte ich mir von Jhnen ausbitten, mir eine ordentliche Kleidung eines Bedienten (je ſchlechter je beſſer) zu verſchaffen, weil ich mich mit den Bedienten unſers Hauſes gar nicht verſtehe. Sie duͤrfte nur in den Holtz-Stall geworfen werden, allwo ich ſie anziehen, und an der niedrigen Mauer herab klettern koͤnnte, welche unſer Holtz-Behaͤlt- niß von dem gruͤnen Gange abſondert.
Allein, mein Schatz, ſelbſt dieſer Vorſchlag hat ſeine Schwierigkeiten, die einem Gemuͤth unuͤberwindlich ſcheinen, welches ſo wenig geneigt oder gewohnt iſt, etwas zu wagen. Dieſes ſind die Gedancken, die mir dabey einfallen.
Zufoͤrderſt fuͤrchte ich, daß es mir an der Zeit
feh-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0414"n="408"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Geſchichte</hi></hi></fw><lb/>
ger Ernſt geweſen ſey, wenn ich es nochmahls<lb/>
wiederhohlete, nachdem ich mich in Freyheit ſaͤ-<lb/>
he. Auf meine Ehre: ich wollte mein Verſpre-<lb/>
chen halten, ſo ſchwer Sie auch im Spaaß mei-<lb/>
nen oder zu meinen ſcheinen, daß mir dieſes<lb/>
ankommen werde.</p><lb/><p>Wenn Sie eine Fuhre fuͤr uns beyde auszu-<lb/>
machen wiſſen, ſo werden Sie mir hoffentlich<lb/>
auch, wenn ich allein bin, eine zu verſchaffen wiſ-<lb/>ſen. Kan es aber auch geſchehen, ohne deshalb<lb/>
mit Jhrer Frau Mutter zu zerfallen, oder ohne<lb/>
dieſer Haß und Ungelegenheit von meinen Ver-<lb/>
wanten zuzuziehen? Es mag eine Kutſche, eine<lb/>
Chaiſe, ein Cariol, ein Bauer-Wagen, oder nur<lb/>
ein Reit-Pferd ſeyn, ſo iſt es mir einerley:<lb/>
wenn Sie nur nicht mit dabey ſind. Wenn es<lb/>
eins von den beyden letztern waͤre, ſo muͤßte ich<lb/>
mir von Jhnen ausbitten, mir eine ordentliche<lb/>
Kleidung eines Bedienten (je ſchlechter je beſſer)<lb/>
zu verſchaffen, weil ich mich mit den Bedienten<lb/>
unſers Hauſes gar nicht verſtehe. Sie duͤrfte<lb/>
nur in den Holtz-Stall geworfen werden, allwo<lb/>
ich ſie anziehen, und an der niedrigen Mauer<lb/>
herab klettern koͤnnte, welche unſer Holtz-Behaͤlt-<lb/>
niß von dem gruͤnen Gange abſondert.</p><lb/><p>Allein, mein Schatz, ſelbſt dieſer Vorſchlag<lb/>
hat ſeine Schwierigkeiten, die einem Gemuͤth<lb/>
unuͤberwindlich ſcheinen, welches ſo wenig geneigt<lb/>
oder gewohnt iſt, etwas zu wagen. Dieſes ſind<lb/>
die Gedancken, die mir dabey einfallen.</p><lb/><p>Zufoͤrderſt fuͤrchte ich, daß es mir an der Zeit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">feh-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[408/0414]
Die Geſchichte
ger Ernſt geweſen ſey, wenn ich es nochmahls
wiederhohlete, nachdem ich mich in Freyheit ſaͤ-
he. Auf meine Ehre: ich wollte mein Verſpre-
chen halten, ſo ſchwer Sie auch im Spaaß mei-
nen oder zu meinen ſcheinen, daß mir dieſes
ankommen werde.
Wenn Sie eine Fuhre fuͤr uns beyde auszu-
machen wiſſen, ſo werden Sie mir hoffentlich
auch, wenn ich allein bin, eine zu verſchaffen wiſ-
ſen. Kan es aber auch geſchehen, ohne deshalb
mit Jhrer Frau Mutter zu zerfallen, oder ohne
dieſer Haß und Ungelegenheit von meinen Ver-
wanten zuzuziehen? Es mag eine Kutſche, eine
Chaiſe, ein Cariol, ein Bauer-Wagen, oder nur
ein Reit-Pferd ſeyn, ſo iſt es mir einerley:
wenn Sie nur nicht mit dabey ſind. Wenn es
eins von den beyden letztern waͤre, ſo muͤßte ich
mir von Jhnen ausbitten, mir eine ordentliche
Kleidung eines Bedienten (je ſchlechter je beſſer)
zu verſchaffen, weil ich mich mit den Bedienten
unſers Hauſes gar nicht verſtehe. Sie duͤrfte
nur in den Holtz-Stall geworfen werden, allwo
ich ſie anziehen, und an der niedrigen Mauer
herab klettern koͤnnte, welche unſer Holtz-Behaͤlt-
niß von dem gruͤnen Gange abſondert.
Allein, mein Schatz, ſelbſt dieſer Vorſchlag
hat ſeine Schwierigkeiten, die einem Gemuͤth
unuͤberwindlich ſcheinen, welches ſo wenig geneigt
oder gewohnt iſt, etwas zu wagen. Dieſes ſind
die Gedancken, die mir dabey einfallen.
Zufoͤrderſt fuͤrchte ich, daß es mir an der Zeit
feh-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/414>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.