nen, wie ich Jhnen schon sonst gestanden habe. daß, ohngeachtet dieses in den Augen der Welt eben so wird angesehen werden, als wenn ich mich in Herrn Lovelaces eigenen Schutz begäbe, ich doch dieses lieber thun wollte, als Herrn Sol- mes heyrathen, wenn offenbahr kein anderer Weg übrig wäre, diesem Unglück zu entgehen.
Sie werden gesehen haben, daß Herr Love- lace ein Mittel gefunden zu haben meint, mich in mein Gut einzusetzen: und daß er mir ver- spricht, daß mein Haus mit dem Frauenzimmer von seiner Familie, die mich besuchen werden, an- gefüllet werden soll; Allein unter der Bedingung, daß ich sie einlade. Jch halte dieses für einen unüberlegten Vorschlag von ihm, darüber ich mich nicht gegen ihn erklären kan. Wie unge- bunden befiehlt mir dieser Vorschlag mich aufzu- führen? Würde ich nicht durch schmeichelnde Worte dahin gebracht werden, die allerübereilte- sten und ungestümsten Handlungen vorzunehmen, wenn ich ihm Gehör gäbe, und nicht die natür- lichen Folgen seines Raths bedächte! denn wie könnte ich zu dem Besitz meines Gutes gelan- gen, als entweder durch einen Rechts-Streit, der Zeit erfodern würde, wenn ich mich auch dazu entschliessen könnte, wie ich doch nicht kan: oder durch gewaltsame Auswerfung der Bedienten meines Vaters, die er auf mein Gut gesetzt hat, um auf die Gärtens Gebäude und Meublen Acht zu geben! denn diese Bedienten hängen gantz an meinem Vater, und ich weiß, daß sie
erst
Die Geſchichte
nen, wie ich Jhnen ſchon ſonſt geſtanden habe. daß, ohngeachtet dieſes in den Augen der Welt eben ſo wird angeſehen werden, als wenn ich mich in Herrn Lovelaces eigenen Schutz begaͤbe, ich doch dieſes lieber thun wollte, als Herrn Sol- mes heyrathen, wenn offenbahr kein anderer Weg uͤbrig waͤre, dieſem Ungluͤck zu entgehen.
Sie werden geſehen haben, daß Herr Love- lace ein Mittel gefunden zu haben meint, mich in mein Gut einzuſetzen: und daß er mir ver- ſpricht, daß mein Haus mit dem Frauenzimmer von ſeiner Familie, die mich beſuchen werden, an- gefuͤllet werden ſoll; Allein unter der Bedingung, daß ich ſie einlade. Jch halte dieſes fuͤr einen unuͤberlegten Vorſchlag von ihm, daruͤber ich mich nicht gegen ihn erklaͤren kan. Wie unge- bunden befiehlt mir dieſer Vorſchlag mich aufzu- fuͤhren? Wuͤrde ich nicht durch ſchmeichelnde Worte dahin gebracht werden, die alleruͤbereilte- ſten und ungeſtuͤmſten Handlungen vorzunehmen, wenn ich ihm Gehoͤr gaͤbe, und nicht die natuͤr- lichen Folgen ſeines Raths bedaͤchte! denn wie koͤnnte ich zu dem Beſitz meines Gutes gelan- gen, als entweder durch einen Rechts-Streit, der Zeit erfodern wuͤrde, wenn ich mich auch dazu entſchlieſſen koͤnnte, wie ich doch nicht kan: oder durch gewaltſame Auswerfung der Bedienten meines Vaters, die er auf mein Gut geſetzt hat, um auf die Gaͤrtens Gebaͤude und Meublen Acht zu geben! denn dieſe Bedienten haͤngen gantz an meinem Vater, und ich weiß, daß ſie
erſt
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Die Geſchichte
nen, wie ich Jhnen ſchon ſonſt geſtanden habe.
daß, ohngeachtet dieſes in den Augen der Welt
eben ſo wird angeſehen werden, als wenn ich mich
in Herrn Lovelaces eigenen Schutz begaͤbe, ich
doch dieſes lieber thun wollte, als Herrn Sol-
mes heyrathen, wenn offenbahr kein anderer Weg
uͤbrig waͤre, dieſem Ungluͤck zu entgehen.
Sie werden geſehen haben, daß Herr Love-
lace ein Mittel gefunden zu haben meint, mich
in mein Gut einzuſetzen: und daß er mir ver-
ſpricht, daß mein Haus mit dem Frauenzimmer
von ſeiner Familie, die mich beſuchen werden, an-
gefuͤllet werden ſoll; Allein unter der Bedingung,
daß ich ſie einlade. Jch halte dieſes fuͤr einen
unuͤberlegten Vorſchlag von ihm, daruͤber ich
mich nicht gegen ihn erklaͤren kan. Wie unge-
bunden befiehlt mir dieſer Vorſchlag mich aufzu-
fuͤhren? Wuͤrde ich nicht durch ſchmeichelnde
Worte dahin gebracht werden, die alleruͤbereilte-
ſten und ungeſtuͤmſten Handlungen vorzunehmen,
wenn ich ihm Gehoͤr gaͤbe, und nicht die natuͤr-
lichen Folgen ſeines Raths bedaͤchte! denn wie
koͤnnte ich zu dem Beſitz meines Gutes gelan-
gen, als entweder durch einen Rechts-Streit, der
Zeit erfodern wuͤrde, wenn ich mich auch dazu
entſchlieſſen koͤnnte, wie ich doch nicht kan: oder
durch gewaltſame Auswerfung der Bedienten
meines Vaters, die er auf mein Gut geſetzt hat,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/412>, abgerufen am 22.11.2024.
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