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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.

Elisabeth fuhr fort zu reden, und mir zu
erzählen: meine Mutter sey jetzt eben so sehr ge-
gen mich aufgebracht, als irgend ein anderer.
Mein Urtheil sey schon gesprochen. Durch mei-
ne Hefftigkeit hätte ich alle abgeschreckt, ein Wort
für mich zu reden. Herr Solmes hätte sich
auf die Lippen gebissen, und etwas heraus ge-
murmelt: er schiene (nach ihrer Redens-Art)
mehr im Kopf gehabt zu haben, als heraus ge-
wollt hätte.

Dem ohngeachtet gab sie mir zu verstehen,
daß dieses harte Hertz ein Vergnügen darin fän-
de, mich zu sehen, wenn es gleich wider meinen
Willen wäre: und daß er verlangte mich aber-
mahls zu sehen. Muß das nicht ein Wilder,
ein Unmensch seyn?

Mein Onckle Harlowe hätte gesagt, er woll-
te sich meiner nicht mehr annehmen. Er hätte
Mitleiden mit Herr Solmes: er hoffe aber,
daß sich dieser künftig des vergangenen nicht zu
meinem Nachtheil erinnern möchte. Mein Onckle
Anton hingegen hätte gemeint: ich müste bil-
lig dafür büssen, so wohl um Herrn Solmes
als um ihrer selbst willen. Sie, die Elisabeth/
sagte, sie sey eben der Meinung, nicht anders,
als wenn sie mit zu der Familie gehörte.

Weil ich kein anderes Mittel habe, das zu er-
fahren, was unten geredet und beschlossen wird,
so habe ich bisweilen mit ihrer Grobheit mehr
Geduld, als ich sonst haben würde. Sie scheint

um
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der Clariſſa.

Eliſabeth fuhr fort zu reden, und mir zu
erzaͤhlen: meine Mutter ſey jetzt eben ſo ſehr ge-
gen mich aufgebracht, als irgend ein anderer.
Mein Urtheil ſey ſchon geſprochen. Durch mei-
ne Hefftigkeit haͤtte ich alle abgeſchreckt, ein Wort
fuͤr mich zu reden. Herr Solmes haͤtte ſich
auf die Lippen gebiſſen, und etwas heraus ge-
murmelt: er ſchiene (nach ihrer Redens-Art)
mehr im Kopf gehabt zu haben, als heraus ge-
wollt haͤtte.

Dem ohngeachtet gab ſie mir zu verſtehen,
daß dieſes harte Hertz ein Vergnuͤgen darin faͤn-
de, mich zu ſehen, wenn es gleich wider meinen
Willen waͤre: und daß er verlangte mich aber-
mahls zu ſehen. Muß das nicht ein Wilder,
ein Unmenſch ſeyn?

Mein Onckle Harlowe haͤtte geſagt, er woll-
te ſich meiner nicht mehr annehmen. Er haͤtte
Mitleiden mit Herr Solmes: er hoffe aber,
daß ſich dieſer kuͤnftig des vergangenen nicht zu
meinem Nachtheil erinnern moͤchte. Mein Onckle
Anton hingegen haͤtte gemeint: ich muͤſte bil-
lig dafuͤr buͤſſen, ſo wohl um Herrn Solmes
als um ihrer ſelbſt willen. Sie, die Eliſabeth/
ſagte, ſie ſey eben der Meinung, nicht anders,
als wenn ſie mit zu der Familie gehoͤrte.

Weil ich kein anderes Mittel habe, das zu er-
fahren, was unten geredet und beſchloſſen wird,
ſo habe ich bisweilen mit ihrer Grobheit mehr
Geduld, als ich ſonſt haben wuͤrde. Sie ſcheint

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[375/0381] der Clariſſa. Eliſabeth fuhr fort zu reden, und mir zu erzaͤhlen: meine Mutter ſey jetzt eben ſo ſehr ge- gen mich aufgebracht, als irgend ein anderer. Mein Urtheil ſey ſchon geſprochen. Durch mei- ne Hefftigkeit haͤtte ich alle abgeſchreckt, ein Wort fuͤr mich zu reden. Herr Solmes haͤtte ſich auf die Lippen gebiſſen, und etwas heraus ge- murmelt: er ſchiene (nach ihrer Redens-Art) mehr im Kopf gehabt zu haben, als heraus ge- wollt haͤtte. Dem ohngeachtet gab ſie mir zu verſtehen, daß dieſes harte Hertz ein Vergnuͤgen darin faͤn- de, mich zu ſehen, wenn es gleich wider meinen Willen waͤre: und daß er verlangte mich aber- mahls zu ſehen. Muß das nicht ein Wilder, ein Unmenſch ſeyn? Mein Onckle Harlowe haͤtte geſagt, er woll- te ſich meiner nicht mehr annehmen. Er haͤtte Mitleiden mit Herr Solmes: er hoffe aber, daß ſich dieſer kuͤnftig des vergangenen nicht zu meinem Nachtheil erinnern moͤchte. Mein Onckle Anton hingegen haͤtte gemeint: ich muͤſte bil- lig dafuͤr buͤſſen, ſo wohl um Herrn Solmes als um ihrer ſelbſt willen. Sie, die Eliſabeth/ ſagte, ſie ſey eben der Meinung, nicht anders, als wenn ſie mit zu der Familie gehoͤrte. Weil ich kein anderes Mittel habe, das zu er- fahren, was unten geredet und beſchloſſen wird, ſo habe ich bisweilen mit ihrer Grobheit mehr Geduld, als ich ſonſt haben wuͤrde. Sie ſcheint um A a 4

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/381>, abgerufen am 22.11.2024.