wollten, sich mit einer auf ewig zu verbinden, die einen solchen Widerwillen gegen sie hat. Sa- gen sie, ich sey ihrer nicht werth, und daß sie aus Liebe zu sich und zu mir ihr Gesuch fahren lassen wollen, dessen Gewährung sie ohnehin nicht für möglich ansehen.
Jch will es darauf wagen! (sagte der grau- same Mensch mit einem blassen boshaften Ge- sicht, und mit tieffen funckelnden Augen, und biß sich auf die Lippen, mir seine männliche Bosheit zu zeigen.) Jhr Haß soll mich nicht hindern. Jch hoffe es in wenig Tagen in meiner Macht zu haben, ihnen zu zeigen - -
Sie haben es schon jetzt in ihrer Macht, mein Herr!
(Er kam noch gut genug davon) ihnen zu zei- gen, (fuhr er fort) daß ich besser gegen sie gesin- net bin, als sie gegen mich; ob man gleich ihr edles Gemüth so sehr rühmet.
Sein Gesicht schickte sich recht zu seinem Zorn. Es scheint recht von der Natur dazu gebildet zu seyn, diese Leidenschaft vorzustellen.
Den Augenblick kam mein Bruder herein. Er biß die Zähne zusammen, und sagte: fahret nur fort, eine solche Amazonin zu seyn, als bis- her; es kleidet euch recht allerliebst. Es soll aber nicht lange währen. Jetzt ist die Reihe an euch, zu tyrannisiren. Klaget andere nur brav an! Lassen sie sie allein, Herr Solmes: ihre Zeit wird bald vorüber seyn. Jn wenigen Ta- gen werden sie sie demüthig und wehmüthig ge-
nug
Die Geſchichte
wollten, ſich mit einer auf ewig zu verbinden, die einen ſolchen Widerwillen gegen ſie hat. Sa- gen ſie, ich ſey ihrer nicht werth, und daß ſie aus Liebe zu ſich und zu mir ihr Geſuch fahren laſſen wollen, deſſen Gewaͤhrung ſie ohnehin nicht fuͤr moͤglich anſehen.
Jch will es darauf wagen! (ſagte der grau- ſame Menſch mit einem blaſſen boshaften Ge- ſicht, und mit tieffen funckelnden Augen, und biß ſich auf die Lippen, mir ſeine maͤnnliche Bosheit zu zeigen.) Jhr Haß ſoll mich nicht hindern. Jch hoffe es in wenig Tagen in meiner Macht zu haben, ihnen zu zeigen ‒ ‒
Sie haben es ſchon jetzt in ihrer Macht, mein Herr!
(Er kam noch gut genug davon) ihnen zu zei- gen, (fuhr er fort) daß ich beſſer gegen ſie geſin- net bin, als ſie gegen mich; ob man gleich ihr edles Gemuͤth ſo ſehr ruͤhmet.
Sein Geſicht ſchickte ſich recht zu ſeinem Zorn. Es ſcheint recht von der Natur dazu gebildet zu ſeyn, dieſe Leidenſchaft vorzuſtellen.
Den Augenblick kam mein Bruder herein. Er biß die Zaͤhne zuſammen, und ſagte: fahret nur fort, eine ſolche Amazonin zu ſeyn, als bis- her; es kleidet euch recht allerliebſt. Es ſoll aber nicht lange waͤhren. Jetzt iſt die Reihe an euch, zu tyranniſiren. Klaget andere nur brav an! Laſſen ſie ſie allein, Herr Solmes: ihre Zeit wird bald voruͤber ſeyn. Jn wenigen Ta- gen werden ſie ſie demuͤthig und wehmuͤthig ge-
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Die Geſchichte
wollten, ſich mit einer auf ewig zu verbinden, die
einen ſolchen Widerwillen gegen ſie hat. Sa-
gen ſie, ich ſey ihrer nicht werth, und daß ſie aus
Liebe zu ſich und zu mir ihr Geſuch fahren laſſen
wollen, deſſen Gewaͤhrung ſie ohnehin nicht fuͤr
moͤglich anſehen.
Jch will es darauf wagen! (ſagte der grau-
ſame Menſch mit einem blaſſen boshaften Ge-
ſicht, und mit tieffen funckelnden Augen, und biß
ſich auf die Lippen, mir ſeine maͤnnliche Bosheit
zu zeigen.) Jhr Haß ſoll mich nicht hindern.
Jch hoffe es in wenig Tagen in meiner Macht
zu haben, ihnen zu zeigen ‒ ‒
Sie haben es ſchon jetzt in ihrer Macht, mein
Herr!
(Er kam noch gut genug davon) ihnen zu zei-
gen, (fuhr er fort) daß ich beſſer gegen ſie geſin-
net bin, als ſie gegen mich; ob man gleich ihr
edles Gemuͤth ſo ſehr ruͤhmet.
Sein Geſicht ſchickte ſich recht zu ſeinem Zorn.
Es ſcheint recht von der Natur dazu gebildet zu
ſeyn, dieſe Leidenſchaft vorzuſtellen.
Den Augenblick kam mein Bruder herein.
Er biß die Zaͤhne zuſammen, und ſagte: fahret
nur fort, eine ſolche Amazonin zu ſeyn, als bis-
her; es kleidet euch recht allerliebſt. Es ſoll
aber nicht lange waͤhren. Jetzt iſt die Reihe an
euch, zu tyranniſiren. Klaget andere nur brav
an! Laſſen ſie ſie allein, Herr Solmes: ihre
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gen werden ſie ſie demuͤthig und wehmuͤthig ge-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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