Er sagte: man habe ihm von neuen Hoff- nung gemacht. Ob ich ihn gleich fast zwünge zu verzweifeln, so wollte er doch nicht ablassen, so lange ich unverheyrathet bliebe. Er redete von so langem und mühsamen Anhalten und Warten, das gantz ohne Exempel seyn solte.
Jch sagte ihm in nachdrücklichen und deutli- chen Worten, was er zu erwarten hätte.
Dem ohngeachtet wollte er beständig seyn. Denn er hoffte doch nicht, daß ich mein Hertz einem andern zugesagt hätte.
Wollen sie denn aber (erwiederte ich) doch be- ständig bleiben, wenn ich ihnen bezeuge, wie ich es hiemit thue, daß mein Hertz vergeben sey? Mein Bruder mag es sich selbst zuschreiben!
Er sagte: er wüßte, nach was für edlen Grund- sätzen ich handelte, und er betete mich deswegen an. Er hoffete, daß er mich könnte glücklich machen: und ich würde es ihm nicht abschlagen, durch ihn glücklich zu werden.
Jch versicherte ihn, daß es nichts fruchten wür- de, wenn ich nach meines Onckles Gut gebracht würde: denn ich würde ihn nie wieder sprechen, und keine Zeile von ihm annehmen, ja kein Wort anhören, das für ihn geredet würde, es möchte auch seyn von wem es wollte.
Es that ihm dieses leid. Er müßte ewig ein unglücklicher Mensch seyn, wenn ich bey dem Sinne bliebe. Allein er hoffete, mein Vater und Onckles würden mich zu Aenderung meines Entschlusses vermögen können.
Nie-
Z 2
der Clariſſa.
Er ſagte: man habe ihm von neuen Hoff- nung gemacht. Ob ich ihn gleich faſt zwuͤnge zu verzweifeln, ſo wollte er doch nicht ablaſſen, ſo lange ich unverheyrathet bliebe. Er redete von ſo langem und muͤhſamen Anhalten und Warten, das gantz ohne Exempel ſeyn ſolte.
Jch ſagte ihm in nachdruͤcklichen und deutli- chen Worten, was er zu erwarten haͤtte.
Dem ohngeachtet wollte er beſtaͤndig ſeyn. Denn er hoffte doch nicht, daß ich mein Hertz einem andern zugeſagt haͤtte.
Wollen ſie denn aber (erwiederte ich) doch be- ſtaͤndig bleiben, wenn ich ihnen bezeuge, wie ich es hiemit thue, daß mein Hertz vergeben ſey? Mein Bruder mag es ſich ſelbſt zuſchreiben!
Er ſagte: er wuͤßte, nach was fuͤr edlen Grund- ſaͤtzen ich handelte, und er betete mich deswegen an. Er hoffete, daß er mich koͤnnte gluͤcklich machen: und ich wuͤrde es ihm nicht abſchlagen, durch ihn gluͤcklich zu werden.
Jch verſicherte ihn, daß es nichts fruchten wuͤr- de, wenn ich nach meines Onckles Gut gebracht wuͤrde: denn ich wuͤrde ihn nie wieder ſprechen, und keine Zeile von ihm annehmen, ja kein Wort anhoͤren, das fuͤr ihn geredet wuͤrde, es moͤchte auch ſeyn von wem es wollte.
Es that ihm dieſes leid. Er muͤßte ewig ein ungluͤcklicher Menſch ſeyn, wenn ich bey dem Sinne bliebe. Allein er hoffete, mein Vater und Onckles wuͤrden mich zu Aenderung meines Entſchluſſes vermoͤgen koͤnnen.
Nie-
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der Clariſſa.
Er ſagte: man habe ihm von neuen Hoff-
nung gemacht. Ob ich ihn gleich faſt zwuͤnge
zu verzweifeln, ſo wollte er doch nicht ablaſſen,
ſo lange ich unverheyrathet bliebe. Er redete
von ſo langem und muͤhſamen Anhalten und
Warten, das gantz ohne Exempel ſeyn ſolte.
Jch ſagte ihm in nachdruͤcklichen und deutli-
chen Worten, was er zu erwarten haͤtte.
Dem ohngeachtet wollte er beſtaͤndig ſeyn.
Denn er hoffte doch nicht, daß ich mein Hertz
einem andern zugeſagt haͤtte.
Wollen ſie denn aber (erwiederte ich) doch be-
ſtaͤndig bleiben, wenn ich ihnen bezeuge, wie ich
es hiemit thue, daß mein Hertz vergeben ſey?
Mein Bruder mag es ſich ſelbſt zuſchreiben!
Er ſagte: er wuͤßte, nach was fuͤr edlen Grund-
ſaͤtzen ich handelte, und er betete mich deswegen
an. Er hoffete, daß er mich koͤnnte gluͤcklich
machen: und ich wuͤrde es ihm nicht abſchlagen,
durch ihn gluͤcklich zu werden.
Jch verſicherte ihn, daß es nichts fruchten wuͤr-
de, wenn ich nach meines Onckles Gut gebracht
wuͤrde: denn ich wuͤrde ihn nie wieder ſprechen,
und keine Zeile von ihm annehmen, ja kein Wort
anhoͤren, das fuͤr ihn geredet wuͤrde, es moͤchte
auch ſeyn von wem es wollte.
Es that ihm dieſes leid. Er muͤßte ewig ein
ungluͤcklicher Menſch ſeyn, wenn ich bey dem
Sinne bliebe. Allein er hoffete, mein Vater
und Onckles wuͤrden mich zu Aenderung meines
Entſchluſſes vermoͤgen koͤnnen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/361>, abgerufen am 22.11.2024.
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