richt bekommen? als welches nach Jhrem Wunsch Herr Hickman bey dem Lord M. ausforschen soll- te. Jch gebrauchte mich der Gelegenheit, und er beantwortete meine Frage hinlänglich, indem er mir aus einem mitgebrachten Briefe von Lord M. vorlaß: Eine Verbindung mit Jhnen wür- de auch bloß um Jhrer eigenen Vorzüge und Verdienste willen ihnen die erwünsch- teste Sache seyn. Ja so weit gehen Seine Gnaden in Dero Schreiben: daß sie ihn versichern: wenn Sie um seinetwillen einigen Verlust des Vermögens übernehmen müsten/ und die Bitterkeit Jhrer Anverwandten so weit ginge/ so wolle er selbst und seine Schwe- stern gesammter Hand ihm diesen Verlust wie- der gut thun. Jndessen wird ohne Zweifel das Ansehen einer so vornehmen Familie machen, daß man in dieser Sache, welche die Ehre beyder Fa- milien angehet, eine allgemeine Genehmhaltung der Jhrigen sehr wünschet.
Jch sagte ihm, was Sie auch selbst bereits ihm gesagt haben: Sie wären dem Herrn Solmes aufs äusserste abgeneigt: und würden unverhey- rathet bleiben, falls Sie Jhrer eigenen Wahl fol- gen dürften. Gegen ihn, sagte ich deutlich, hät- ten Sie wegen seiner Lebens-Art sehr starcke und gerechte Einwendungen. Es sey billig zu verwun- dern, daß junge Herren, die sich selbst so viele Freyheit erlaubten, als man ihm Schuld gäbe, sich einbilden könnten, es müsse ihnen das tugend- hafteste Frauenzimmer zu Theil werden, so bald sie
es
Die Geſchichte
richt bekommen? als welches nach Jhrem Wunſch Herr Hickman bey dem Lord M. ausforſchen ſoll- te. Jch gebrauchte mich der Gelegenheit, und er beantwortete meine Frage hinlaͤnglich, indem er mir aus einem mitgebrachten Briefe von Lord M. vorlaß: Eine Verbindung mit Jhnen wuͤr- de auch bloß um Jhrer eigenen Vorzuͤge und Verdienſte willen ihnen die erwuͤnſch- teſte Sache ſeyn. Ja ſo weit gehen Seine Gnaden in Dero Schreiben: daß ſie ihn verſichern: wenn Sie um ſeinetwillen einigen Verluſt des Vermoͤgens uͤbernehmen muͤſten/ und die Bitterkeit Jhrer Anverwandten ſo weit ginge/ ſo wolle er ſelbſt und ſeine Schwe- ſtern geſam̃ter Hand ihm dieſen Verluſt wie- der gut thun. Jndeſſen wird ohne Zweifel das Anſehen einer ſo vornehmen Familie machen, daß man in dieſer Sache, welche die Ehre beyder Fa- milien angehet, eine allgemeine Genehmhaltung der Jhrigen ſehr wuͤnſchet.
Jch ſagte ihm, was Sie auch ſelbſt bereits ihm geſagt haben: Sie waͤren dem Herrn Solmes aufs aͤuſſerſte abgeneigt: und wuͤrden unverhey- rathet bleiben, falls Sie Jhrer eigenen Wahl fol- gen duͤrften. Gegen ihn, ſagte ich deutlich, haͤt- ten Sie wegen ſeiner Lebens-Art ſehr ſtarcke und gerechte Einwendungen. Es ſey billig zu verwun- dern, daß junge Herren, die ſich ſelbſt ſo viele Freyheit erlaubten, als man ihm Schuld gaͤbe, ſich einbilden koͤnnten, es muͤſſe ihnen das tugend- hafteſte Frauenzimmer zu Theil werden, ſo bald ſie
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Die Geſchichte
richt bekommen? als welches nach Jhrem Wunſch
Herr Hickman bey dem Lord M. ausforſchen ſoll-
te. Jch gebrauchte mich der Gelegenheit, und er
beantwortete meine Frage hinlaͤnglich, indem er
mir aus einem mitgebrachten Briefe von Lord M.
vorlaß: Eine Verbindung mit Jhnen wuͤr-
de auch bloß um Jhrer eigenen Vorzuͤge
und Verdienſte willen ihnen die erwuͤnſch-
teſte Sache ſeyn. Ja ſo weit gehen Seine
Gnaden in Dero Schreiben: daß ſie ihn verſichern:
wenn Sie um ſeinetwillen einigen Verluſt
des Vermoͤgens uͤbernehmen muͤſten/ und
die Bitterkeit Jhrer Anverwandten ſo weit
ginge/ ſo wolle er ſelbſt und ſeine Schwe-
ſtern geſam̃ter Hand ihm dieſen Verluſt wie-
der gut thun. Jndeſſen wird ohne Zweifel das
Anſehen einer ſo vornehmen Familie machen, daß
man in dieſer Sache, welche die Ehre beyder Fa-
milien angehet, eine allgemeine Genehmhaltung
der Jhrigen ſehr wuͤnſchet.
Jch ſagte ihm, was Sie auch ſelbſt bereits ihm
geſagt haben: Sie waͤren dem Herrn Solmes
aufs aͤuſſerſte abgeneigt: und wuͤrden unverhey-
rathet bleiben, falls Sie Jhrer eigenen Wahl fol-
gen duͤrften. Gegen ihn, ſagte ich deutlich, haͤt-
ten Sie wegen ſeiner Lebens-Art ſehr ſtarcke und
gerechte Einwendungen. Es ſey billig zu verwun-
dern, daß junge Herren, die ſich ſelbſt ſo viele
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/36>, abgerufen am 16.07.2024.
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