sich in die Arme des Mannes zwingen liessen, um dessen willen man ihm so ungeziemend begegne; so würden Sie eine der jüngsten Witwen in Eng- land werden, so wie sie gewiß die Liebenswürdig- ste seyn würden. Er wollte auch alsdenn Jhren Bruder wegen der unbescheidenen Reden die er in jedermans Gegenwart gegen ihn ausstößt, zur Rechenschaft fodern.
Er that einige Vorschläge, aus welchen Sie ei- nen wählen möchten, um Jhren jetzigen Drang- salen zu entgehen. Denn einen will ich Jhnen melden: Sie sollen Jhr Land-Guth selbst anneh- men und verwalten; und falls Sie hiebey Schwie- rigkeiten finden, so nicht auf andere Weise können überstiegen werden, sollen Sie entweder öffentlich oder insgeheim die Beyhülffe seiner Vaters- Schwester Lawrance oder des Lord M. anneh- men, um in den Besitz des Jhrigen gesetzt zu wer- den. Er erklärte sich: wenn Sie dieses thäten, so wolle er nachher es Jhrem eigenen Belieben und dem Rath Jhres Vetters Morden gäntzlich überlassen, ob Sie seiner Bitte Gehör geben woll- ten, oder nicht, wenn Sie von seiner aufrichtigen Besserung, die ihm seine Feinde so sehr abspre- chen, überzeuget seyn würden.
Jch hatte eine gute Gelegenheit, mich bey ihm zu erkundigen, ob die Geneigtheit seiner Anver- wandtinnen und seines Vaters Bruders gegen Sie noch einerley bleibe, oder verringert sey, nach- dem sie von dem heftigen Betragen Jhrer Anver- wandten gegen Sie selbst und gegen ihren Vetter
Nach-
der Clariſſa.
ſich in die Arme des Mannes zwingen lieſſen, um deſſen willen man ihm ſo ungeziemend begegne; ſo wuͤrden Sie eine der juͤngſten Witwen in Eng- land werden, ſo wie ſie gewiß die Liebenswuͤrdig- ſte ſeyn wuͤrden. Er wollte auch alsdenn Jhren Bruder wegen der unbeſcheidenen Reden die er in jedermans Gegenwart gegen ihn ausſtoͤßt, zur Rechenſchaft fodern.
Er that einige Vorſchlaͤge, aus welchen Sie ei- nen waͤhlen moͤchten, um Jhren jetzigen Drang- ſalen zu entgehen. Denn einen will ich Jhnen melden: Sie ſollen Jhr Land-Guth ſelbſt anneh- men und verwalten; und falls Sie hiebey Schwie- rigkeiten finden, ſo nicht auf andere Weiſe koͤnnen uͤberſtiegen werden, ſollen Sie entweder oͤffentlich oder insgeheim die Beyhuͤlffe ſeiner Vaters- Schweſter Lawrance oder des Lord M. anneh- men, um in den Beſitz des Jhrigen geſetzt zu wer- den. Er erklaͤrte ſich: wenn Sie dieſes thaͤten, ſo wolle er nachher es Jhrem eigenen Belieben und dem Rath Jhres Vetters Morden gaͤntzlich uͤberlaſſen, ob Sie ſeiner Bitte Gehoͤr geben woll- ten, oder nicht, wenn Sie von ſeiner aufrichtigen Beſſerung, die ihm ſeine Feinde ſo ſehr abſpre- chen, uͤberzeuget ſeyn wuͤrden.
Jch hatte eine gute Gelegenheit, mich bey ihm zu erkundigen, ob die Geneigtheit ſeiner Anver- wandtiñen und ſeines Vaters Bruders gegen Sie noch einerley bleibe, oder verringert ſey, nach- dem ſie von dem heftigen Betragen Jhrer Anver- wandten gegen Sie ſelbſt und gegen ihren Vetter
Nach-
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der Clariſſa.
ſich in die Arme des Mannes zwingen lieſſen, um
deſſen willen man ihm ſo ungeziemend begegne;
ſo wuͤrden Sie eine der juͤngſten Witwen in Eng-
land werden, ſo wie ſie gewiß die Liebenswuͤrdig-
ſte ſeyn wuͤrden. Er wollte auch alsdenn Jhren
Bruder wegen der unbeſcheidenen Reden die er in
jedermans Gegenwart gegen ihn ausſtoͤßt, zur
Rechenſchaft fodern.
Er that einige Vorſchlaͤge, aus welchen Sie ei-
nen waͤhlen moͤchten, um Jhren jetzigen Drang-
ſalen zu entgehen. Denn einen will ich Jhnen
melden: Sie ſollen Jhr Land-Guth ſelbſt anneh-
men und verwalten; und falls Sie hiebey Schwie-
rigkeiten finden, ſo nicht auf andere Weiſe koͤnnen
uͤberſtiegen werden, ſollen Sie entweder oͤffentlich
oder insgeheim die Beyhuͤlffe ſeiner Vaters-
Schweſter Lawrance oder des Lord M. anneh-
men, um in den Beſitz des Jhrigen geſetzt zu wer-
den. Er erklaͤrte ſich: wenn Sie dieſes thaͤten,
ſo wolle er nachher es Jhrem eigenen Belieben und
dem Rath Jhres Vetters Morden gaͤntzlich
uͤberlaſſen, ob Sie ſeiner Bitte Gehoͤr geben woll-
ten, oder nicht, wenn Sie von ſeiner aufrichtigen
Beſſerung, die ihm ſeine Feinde ſo ſehr abſpre-
chen, uͤberzeuget ſeyn wuͤrden.
Jch hatte eine gute Gelegenheit, mich bey ihm
zu erkundigen, ob die Geneigtheit ſeiner Anver-
wandtiñen und ſeines Vaters Bruders gegen Sie
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/35>, abgerufen am 24.11.2024.
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