men sind, der kan uns freylich gar nichts recht machen.
Jch stand auf. Mein Onckle sahe sehr tro- tzig und drohend aus: bleib sitzen Mädchen! bleib sitzen! Er zog einen Stuhl nahe an mei- nen, und nöthigte seinen werthen Freund dar- auf. Mein Onckle setzte sich mir auf die ande- re Seite.
Gut, Fräulein Base (sagte er, und ergrif mich bey der Hand) wir werden von der Sache, die ihnen so unangenehm ist, nicht viel mehr mit ih- nen zu reden haben, als was schon geredet ist, es wäre denn, daß sie sich besser besonnen hätten. Jst das geschehen, so sagen sie es mir.
Die Sache braucht kein weiteres Besinnen, mein lieber Onckle.
Es ist gut! es ist gut Fräulein! (Er zog die Hand zurück) Hätte ich das jemahls von ihnen dencken können?
Um Gottes Willen Fräulein! sagte Solmes mit gefaltenen Händen. Weiter wollte kein Wort heraus.
Um Gottes Willen[?] Was denn um Got- tes Willen, mein Herr? Sind sie und Gott so gute Freunde?
Dis brachte ihn zum Stilleschweigen. Mein Onckle konnte weiter nichts thun, als böse seyn, und das war er schon vorhin.
men ſind, der kan uns freylich gar nichts recht machen.
Jch ſtand auf. Mein Onckle ſahe ſehr tro- tzig und drohend aus: bleib ſitzen Maͤdchen! bleib ſitzen! Er zog einen Stuhl nahe an mei- nen, und noͤthigte ſeinen werthen Freund dar- auf. Mein Onckle ſetzte ſich mir auf die ande- re Seite.
Gut, Fraͤulein Baſe (ſagte er, und ergrif mich bey der Hand) wir werden von der Sache, die ihnen ſo unangenehm iſt, nicht viel mehr mit ih- nen zu reden haben, als was ſchon geredet iſt, es waͤre denn, daß ſie ſich beſſer beſonnen haͤtten. Jſt das geſchehen, ſo ſagen ſie es mir.
Die Sache braucht kein weiteres Beſinnen, mein lieber Onckle.
Es iſt gut! es iſt gut Fraͤulein! (Er zog die Hand zuruͤck) Haͤtte ich das jemahls von ihnen dencken koͤnnen?
Um Gottes Willen Fraͤulein! ſagte Solmes mit gefaltenen Haͤnden. Weiter wollte kein Wort heraus.
Um Gottes Willen[?] Was denn um Got- tes Willen, mein Herr? Sind ſie und Gott ſo gute Freunde?
Dis brachte ihn zum Stilleſchweigen. Mein Onckle konnte weiter nichts thun, als boͤſe ſeyn, und das war er ſchon vorhin.
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der Clariſſa.
men ſind, der kan uns freylich gar nichts recht
machen.
Jch ſtand auf. Mein Onckle ſahe ſehr tro-
tzig und drohend aus: bleib ſitzen Maͤdchen!
bleib ſitzen! Er zog einen Stuhl nahe an mei-
nen, und noͤthigte ſeinen werthen Freund dar-
auf. Mein Onckle ſetzte ſich mir auf die ande-
re Seite.
Gut, Fraͤulein Baſe (ſagte er, und ergrif mich
bey der Hand) wir werden von der Sache, die
ihnen ſo unangenehm iſt, nicht viel mehr mit ih-
nen zu reden haben, als was ſchon geredet iſt,
es waͤre denn, daß ſie ſich beſſer beſonnen haͤtten.
Jſt das geſchehen, ſo ſagen ſie es mir.
Die Sache braucht kein weiteres Beſinnen,
mein lieber Onckle.
Es iſt gut! es iſt gut Fraͤulein! (Er zog die
Hand zuruͤck) Haͤtte ich das jemahls von ihnen
dencken koͤnnen?
Um Gottes Willen Fraͤulein! ſagte Solmes
mit gefaltenen Haͤnden. Weiter wollte kein
Wort heraus.
Um Gottes Willen? Was denn um Got-
tes Willen, mein Herr? Sind ſie und Gott ſo
gute Freunde?
Dis brachte ihn zum Stilleſchweigen. Mein
Onckle konnte weiter nichts thun, als boͤſe ſeyn,
und das war er ſchon vorhin.
Gut! ‒ ‒ Gut! ‒ ‒ Gut! ‒ ‒ Herr Sol-
mes, (ſagte mein Onckle) keine Bitten weiter!
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/337>, abgerufen am 24.11.2024.
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