re Hartnäckigkeit überwunden haben, so will ich ihnen versichern, daß sie in vierzehn Tagen so vergnügt seyn sollen, als bey einem verheyrathe- ten Mann möglich ist.
Jch habe Jhnen sonst schon gesagt, daß sich mein Bruder die Freyheit nimt, seinen Spott über unser Geschlecht und über den Ehestand auszulassen. Er würde es nicht thun, wenn er es nicht für witzig und artig hielte: so wie der arme Herr Wyerley und andere uns nicht un- bekannte Personen über die heilige Schrifft zu spotten pflegen, um nicht arm an Witz zu schei- nen, und damit sie andere überführen mögen, daß sie allzu klug sind tugendhafft und fromm zu seyn.
Herr Solmes gab mit einer in sich selbst vergnügten Mine die nicht allzu demüthige Ant- wort: er wollte alles ausstehen, um mich zu ge- winnen und zu retten. Er hoffete gewiß reich- lich belohnt zu werden, wenn er so glücklich wä- re, seine Absicht zu erreichen.
Jch antwortete: Herr Solmes/ ich rathe ih- nen ihr gantzes Gesuch fahren zu lassen, wenn sie noch einiges Verlangen haben, glücklich zu seyn. Von meiner Glückseeligkeit ist jetzt die Frage nicht: sie haben kein solches Gemüth, daß diese einen Einfluß in ihre Entschliessungen haben könnte. Jch kan und muß ihnen bezeu- gen, daß es mir ohnmöglich gewesen ist, ohne den äussersten Widerwillen an sie zu gedencken, ehe ich noch um ihrentwillen so viel habe leiden müs-
sen,
Die Geſchichte
re Hartnaͤckigkeit uͤberwunden haben, ſo will ich ihnen verſichern, daß ſie in vierzehn Tagen ſo vergnuͤgt ſeyn ſollen, als bey einem verheyrathe- ten Mann moͤglich iſt.
Jch habe Jhnen ſonſt ſchon geſagt, daß ſich mein Bruder die Freyheit nimt, ſeinen Spott uͤber unſer Geſchlecht und uͤber den Eheſtand auszulaſſen. Er wuͤrde es nicht thun, wenn er es nicht fuͤr witzig und artig hielte: ſo wie der arme Herr Wyerley und andere uns nicht un- bekannte Perſonen uͤber die heilige Schrifft zu ſpotten pflegen, um nicht arm an Witz zu ſchei- nen, und damit ſie andere uͤberfuͤhren moͤgen, daß ſie allzu klug ſind tugendhafft und fromm zu ſeyn.
Herr Solmes gab mit einer in ſich ſelbſt vergnuͤgten Mine die nicht allzu demuͤthige Ant- wort: er wollte alles ausſtehen, um mich zu ge- winnen und zu retten. Er hoffete gewiß reich- lich belohnt zu werden, wenn er ſo gluͤcklich waͤ- re, ſeine Abſicht zu erreichen.
Jch antwortete: Herr Solmes/ ich rathe ih- nen ihr gantzes Geſuch fahren zu laſſen, wenn ſie noch einiges Verlangen haben, gluͤcklich zu ſeyn. Von meiner Gluͤckſeeligkeit iſt jetzt die Frage nicht: ſie haben kein ſolches Gemuͤth, daß dieſe einen Einfluß in ihre Entſchlieſſungen haben koͤnnte. Jch kan und muß ihnen bezeu- gen, daß es mir ohnmoͤglich geweſen iſt, ohne den aͤuſſerſten Widerwillen an ſie zu gedencken, ehe ich noch um ihrentwillen ſo viel habe leiden muͤſ-
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Die Geſchichte
re Hartnaͤckigkeit uͤberwunden haben, ſo will ich
ihnen verſichern, daß ſie in vierzehn Tagen ſo
vergnuͤgt ſeyn ſollen, als bey einem verheyrathe-
ten Mann moͤglich iſt.
Jch habe Jhnen ſonſt ſchon geſagt, daß ſich
mein Bruder die Freyheit nimt, ſeinen Spott
uͤber unſer Geſchlecht und uͤber den Eheſtand
auszulaſſen. Er wuͤrde es nicht thun, wenn er
es nicht fuͤr witzig und artig hielte: ſo wie der
arme Herr Wyerley und andere uns nicht un-
bekannte Perſonen uͤber die heilige Schrifft zu
ſpotten pflegen, um nicht arm an Witz zu ſchei-
nen, und damit ſie andere uͤberfuͤhren moͤgen, daß
ſie allzu klug ſind tugendhafft und fromm zu
ſeyn.
Herr Solmes gab mit einer in ſich ſelbſt
vergnuͤgten Mine die nicht allzu demuͤthige Ant-
wort: er wollte alles ausſtehen, um mich zu ge-
winnen und zu retten. Er hoffete gewiß reich-
lich belohnt zu werden, wenn er ſo gluͤcklich waͤ-
re, ſeine Abſicht zu erreichen.
Jch antwortete: Herr Solmes/ ich rathe ih-
nen ihr gantzes Geſuch fahren zu laſſen, wenn
ſie noch einiges Verlangen haben, gluͤcklich zu
ſeyn. Von meiner Gluͤckſeeligkeit iſt jetzt die
Frage nicht: ſie haben kein ſolches Gemuͤth,
daß dieſe einen Einfluß in ihre Entſchlieſſungen
haben koͤnnte. Jch kan und muß ihnen bezeu-
gen, daß es mir ohnmoͤglich geweſen iſt, ohne
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ich noch um ihrentwillen ſo viel habe leiden muͤſ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/326>, abgerufen am 25.11.2024.
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