eigene Tugend) ihn deshalb zu verachten/ weil er solche/ - - solche/ solche wahre Zei- chen der Liebe blicken liesse.
Jch antwortete: ich nehme freylich an ihnen wahr, mein Herr, daß sie etwas verwirret sind: und ich schöpfe deswegen einige Hoffnung, daß diese Unterredung, dazu ich fast gezwungen bin, glücklichere Folgen haben möchte, als ich An- fangs geglaubet hätte.
Er hustets endlich etwas mehr Hertz herauf.
Sie können sich, sagte er, niemand vorstellen, der gegen ihre Treflichkeiten so blind ist, und so wenig dadurch gerührt wird, daß er die gütige Gesinnung und das Ja-Wort ihrer gantzen Fa- milie verschertzen solte, so lange er noch die An- wartschaft hat, durch sein Anhalten und Jnbrunst der Liebe ihre Gegenliebe zu meritiren.
Jch mercke es genug, mein Herr, daß sie ihre Hoffnung auf die Gesinnung und auf das Ja- Wort der Meinigen gründen. Es wäre sonst ohnmöglich, daß ein Herr der sich selbst nicht has- set, noch bey seiner Bitte beharren solte, nachdem ihm solche Erklärungen geschehen sind, als ich ge- than habe, und für eine Pflicht gegen sie und gegen mich gehalten habe, zu thun.
Er belehrte mich, daß er manche Frauenzim- mer gesehen und noch von mehreren gehört hätte, die eben so abgeneigt gewesen wären, und sich doch endlich hätten herumlencken lassen; einige durch Mitleiden, andere aus Gefälligkeit gegen die Jhrigen: und es wäre dieser Personen ihr
Glück
U 3
der Clariſſa.
eigene Tugend) ihn deshalb zu verachten/ weil er ſolche/ ‒ ‒ ſolche/ ſolche wahre Zei- chen der Liebe blicken lieſſe.
Jch antwortete: ich nehme freylich an ihnen wahr, mein Herr, daß ſie etwas verwirret ſind: und ich ſchoͤpfe deswegen einige Hoffnung, daß dieſe Unterredung, dazu ich faſt gezwungen bin, gluͤcklichere Folgen haben moͤchte, als ich An- fangs geglaubet haͤtte.
Er huſtets endlich etwas mehr Hertz herauf.
Sie koͤnnen ſich, ſagte er, niemand vorſtellen, der gegen ihre Treflichkeiten ſo blind iſt, und ſo wenig dadurch geruͤhrt wird, daß er die guͤtige Geſinnung und das Ja-Wort ihrer gantzen Fa- milie verſchertzen ſolte, ſo lange er noch die An- wartſchaft hat, durch ſein Anhalten und Jnbrunſt der Liebe ihre Gegenliebe zu meritiren.
Jch mercke es genug, mein Herr, daß ſie ihre Hoffnung auf die Geſinnung und auf das Ja- Wort der Meinigen gruͤnden. Es waͤre ſonſt ohnmoͤglich, daß ein Herr der ſich ſelbſt nicht haſ- ſet, noch bey ſeiner Bitte beharren ſolte, nachdem ihm ſolche Erklaͤrungen geſchehen ſind, als ich ge- than habe, und fuͤr eine Pflicht gegen ſie und gegen mich gehalten habe, zu thun.
Er belehrte mich, daß er manche Frauenzim- mer geſehen und noch von mehreren gehoͤrt haͤtte, die eben ſo abgeneigt geweſen waͤren, und ſich doch endlich haͤtten herumlencken laſſen; einige durch Mitleiden, andere aus Gefaͤlligkeit gegen die Jhrigen: und es waͤre dieſer Perſonen ihr
Gluͤck
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der Clariſſa.
eigene Tugend) ihn deshalb zu verachten/
weil er ſolche/ ‒ ‒ ſolche/ ſolche wahre Zei-
chen der Liebe blicken lieſſe.
Jch antwortete: ich nehme freylich an ihnen
wahr, mein Herr, daß ſie etwas verwirret ſind:
und ich ſchoͤpfe deswegen einige Hoffnung, daß
dieſe Unterredung, dazu ich faſt gezwungen bin,
gluͤcklichere Folgen haben moͤchte, als ich An-
fangs geglaubet haͤtte.
Er huſtets endlich etwas mehr Hertz herauf.
Sie koͤnnen ſich, ſagte er, niemand vorſtellen,
der gegen ihre Treflichkeiten ſo blind iſt, und ſo
wenig dadurch geruͤhrt wird, daß er die guͤtige
Geſinnung und das Ja-Wort ihrer gantzen Fa-
milie verſchertzen ſolte, ſo lange er noch die An-
wartſchaft hat, durch ſein Anhalten und Jnbrunſt
der Liebe ihre Gegenliebe zu meritiren.
Jch mercke es genug, mein Herr, daß ſie ihre
Hoffnung auf die Geſinnung und auf das Ja-
Wort der Meinigen gruͤnden. Es waͤre ſonſt
ohnmoͤglich, daß ein Herr der ſich ſelbſt nicht haſ-
ſet, noch bey ſeiner Bitte beharren ſolte, nachdem
ihm ſolche Erklaͤrungen geſchehen ſind, als ich ge-
than habe, und fuͤr eine Pflicht gegen ſie und
gegen mich gehalten habe, zu thun.
Er belehrte mich, daß er manche Frauenzim-
mer geſehen und noch von mehreren gehoͤrt haͤtte,
die eben ſo abgeneigt geweſen waͤren, und ſich
doch endlich haͤtten herumlencken laſſen; einige
durch Mitleiden, andere aus Gefaͤlligkeit gegen
die Jhrigen: und es waͤre dieſer Perſonen ihr
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/315>, abgerufen am 24.11.2024.
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