durch Sie gebessertes Hertz wird Jhnen gantz er- geben seyn. Es wird würdig werden, Jhnen ergeben und Jhr Eigenthum zu seyn.
Sie haben mich zum voraus unterrichtet, wie ich Herrn Lovelace antworten und was ich von ihm dencken soll: Sie haben mir auf eine ange- nehme Weise vorhergesagt, wie er sich zu ent- schuldigen suchen wird. Wenn er dieses thut, so sollen Sie alle Blätter sehen, die gewechselt werden, damit ich Jhren Rath folgen könne, wo ich ihn früh genug bekomme, oder wenigstens mein Verhalten von Jhnen nach Verdienst ge- billiget oder getadelt werden möge. Diese ein- tzige Entschuldigung aber bitte ich mir aus: die Sache mag lauffen wie sie will, so muß man be- dencken, daß ich nicht nach meinen eigenen Ein- sichten habe handeln können. Jch werde von allen Seiten gestossen, und durch anderer über- mäßige Hitze und unvernünftige Härte gleich- sam als durch einen Sturmwind von meiner Bahn verschlagen. Den ledigen Stand sehe ich für den Hafen an, dem ich zueile: allein der Neid meiner Geschwister sind die schäumenden Wellen, und die dem Vorgeben nach verletzten Rechte meines Vaters sind der Surmwind, durch welche ich von diesem Hafen abgehalten werde. Jch sehe Lovelace als eine Klippe auf der einen Seiten, und Solmes als eine Sand- Vanck auf der andern an; und zittere vor Furcht, an jener zu zerscheitern, oder auf dieser sitzend zu bleiben.
Sie
der Clariſſa.
durch Sie gebeſſertes Hertz wird Jhnen gantz er- geben ſeyn. Es wird wuͤrdig werden, Jhnen ergeben und Jhr Eigenthum zu ſeyn.
Sie haben mich zum voraus unterrichtet, wie ich Herrn Lovelace antworten und was ich von ihm dencken ſoll: Sie haben mir auf eine ange- nehme Weiſe vorhergeſagt, wie er ſich zu ent- ſchuldigen ſuchen wird. Wenn er dieſes thut, ſo ſollen Sie alle Blaͤtter ſehen, die gewechſelt werden, damit ich Jhren Rath folgen koͤnne, wo ich ihn fruͤh genug bekomme, oder wenigſtens mein Verhalten von Jhnen nach Verdienſt ge- billiget oder getadelt werden moͤge. Dieſe ein- tzige Entſchuldigung aber bitte ich mir aus: die Sache mag lauffen wie ſie will, ſo muß man be- dencken, daß ich nicht nach meinen eigenen Ein- ſichten habe handeln koͤnnen. Jch werde von allen Seiten geſtoſſen, und durch anderer uͤber- maͤßige Hitze und unvernuͤnftige Haͤrte gleich- ſam als durch einen Sturmwind von meiner Bahn verſchlagen. Den ledigen Stand ſehe ich fuͤr den Hafen an, dem ich zueile: allein der Neid meiner Geſchwiſter ſind die ſchaͤumenden Wellen, und die dem Vorgeben nach verletzten Rechte meines Vaters ſind der Surmwind, durch welche ich von dieſem Hafen abgehalten werde. Jch ſehe Lovelace als eine Klippe auf der einen Seiten, und Solmes als eine Sand- Vanck auf der andern an; und zittere vor Furcht, an jener zu zerſcheitern, oder auf dieſer ſitzend zu bleiben.
Sie
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der Clariſſa.
durch Sie gebeſſertes Hertz wird Jhnen gantz er-
geben ſeyn. Es wird wuͤrdig werden, Jhnen
ergeben und Jhr Eigenthum zu ſeyn.
Sie haben mich zum voraus unterrichtet, wie
ich Herrn Lovelace antworten und was ich von
ihm dencken ſoll: Sie haben mir auf eine ange-
nehme Weiſe vorhergeſagt, wie er ſich zu ent-
ſchuldigen ſuchen wird. Wenn er dieſes thut,
ſo ſollen Sie alle Blaͤtter ſehen, die gewechſelt
werden, damit ich Jhren Rath folgen koͤnne, wo
ich ihn fruͤh genug bekomme, oder wenigſtens
mein Verhalten von Jhnen nach Verdienſt ge-
billiget oder getadelt werden moͤge. Dieſe ein-
tzige Entſchuldigung aber bitte ich mir aus: die
Sache mag lauffen wie ſie will, ſo muß man be-
dencken, daß ich nicht nach meinen eigenen Ein-
ſichten habe handeln koͤnnen. Jch werde von
allen Seiten geſtoſſen, und durch anderer uͤber-
maͤßige Hitze und unvernuͤnftige Haͤrte gleich-
ſam als durch einen Sturmwind von meiner
Bahn verſchlagen. Den ledigen Stand ſehe ich
fuͤr den Hafen an, dem ich zueile: allein der
Neid meiner Geſchwiſter ſind die ſchaͤumenden
Wellen, und die dem Vorgeben nach verletzten
Rechte meines Vaters ſind der Surmwind,
durch welche ich von dieſem Hafen abgehalten
werde. Jch ſehe Lovelace als eine Klippe auf
der einen Seiten, und Solmes als eine Sand-
Vanck auf der andern an; und zittere vor
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/241>, abgerufen am 24.11.2024.
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