durch den Tod der seeligen Frau so gerührt; und meine Mutter, die noch keine Ursache hat, sich aus der Welt weg zu sehnen, war durch diesen Anblick so unpaß geworden; daß ich ohnmöglich früh genug schreiben konnte, daß Robert den Brief noch vor Abends hätte bestellen können.
Jch habe mich nun wieder erhohlt, und mei- ne Mutter hat gleichfalls eine gute Nacht ge- habt. Jch bin daher mit dem Tage aufgestan- den, diesen Brief so früh zu schreiben, daß Sie ihn schon finden möchten, wenn Sie nach dem Früh-Stück ein wenig in die Luft gehen. Denn ich wollte Sie gern so wenig als möglich ist war- ten lassen.
Jch gedencke bald noch einen Brief zu schrei- ben. Jch will jemand auszufinden suchen, durch den ich Herrn Lovelaces Aufführung in sei- nem Wirths-Hause unmittelbar und aus der er- sten Hand erfahre. Einen so muntern Geist muß man leicht ausforschen können.
Sie mögen zwar jetzt in Absicht auf seine Auf- führung wohl gleichgültig seyn: denn Sie ba- ten mich um Nachricht von ihm, ehe er noch sei- ne Tod-Sünde gegen Sie begangen hatte. Jch will mich aber dennoch erkundigen, und ich glaube, daß dasjenige, was ich in Erfahrung bringen werde, Sie in Jhrer Unversöhnlichkeit bestärcken wird. Allein, wenn der arme Mann (soll ich ihn nicht um Jhrentwillen ein we- nig beklagen?) sich des grössesten Glücks berau- bet sehen muß, das sich ein Mensch auf dem Erd-
boden
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der Clariſſa.
durch den Tod der ſeeligen Frau ſo geruͤhrt; und meine Mutter, die noch keine Urſache hat, ſich aus der Welt weg zu ſehnen, war durch dieſen Anblick ſo unpaß geworden; daß ich ohnmoͤglich fruͤh genug ſchreiben konnte, daß Robert den Brief noch vor Abends haͤtte beſtellen koͤnnen.
Jch habe mich nun wieder erhohlt, und mei- ne Mutter hat gleichfalls eine gute Nacht ge- habt. Jch bin daher mit dem Tage aufgeſtan- den, dieſen Brief ſo fruͤh zu ſchreiben, daß Sie ihn ſchon finden moͤchten, wenn Sie nach dem Fruͤh-Stuͤck ein wenig in die Luft gehen. Denn ich wollte Sie gern ſo wenig als moͤglich iſt war- ten laſſen.
Jch gedencke bald noch einen Brief zu ſchrei- ben. Jch will jemand auszufinden ſuchen, durch den ich Herrn Lovelaces Auffuͤhrung in ſei- nem Wirths-Hauſe unmittelbar und aus der er- ſten Hand erfahre. Einen ſo muntern Geiſt muß man leicht ausforſchen koͤnnen.
Sie moͤgen zwar jetzt in Abſicht auf ſeine Auf- fuͤhrung wohl gleichguͤltig ſeyn: denn Sie ba- ten mich um Nachricht von ihm, ehe er noch ſei- ne Tod-Suͤnde gegen Sie begangen hatte. Jch will mich aber dennoch erkundigen, und ich glaube, daß dasjenige, was ich in Erfahrung bringen werde, Sie in Jhrer Unverſoͤhnlichkeit beſtaͤrcken wird. Allein, wenn der arme Mann (ſoll ich ihn nicht um Jhrentwillen ein we- nig beklagen?) ſich des groͤſſeſten Gluͤcks berau- bet ſehen muß, das ſich ein Menſch auf dem Erd-
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der Clariſſa.
durch den Tod der ſeeligen Frau ſo geruͤhrt; und
meine Mutter, die noch keine Urſache hat, ſich
aus der Welt weg zu ſehnen, war durch dieſen
Anblick ſo unpaß geworden; daß ich ohnmoͤglich
fruͤh genug ſchreiben konnte, daß Robert den
Brief noch vor Abends haͤtte beſtellen koͤnnen.
Jch habe mich nun wieder erhohlt, und mei-
ne Mutter hat gleichfalls eine gute Nacht ge-
habt. Jch bin daher mit dem Tage aufgeſtan-
den, dieſen Brief ſo fruͤh zu ſchreiben, daß Sie
ihn ſchon finden moͤchten, wenn Sie nach dem
Fruͤh-Stuͤck ein wenig in die Luft gehen. Denn
ich wollte Sie gern ſo wenig als moͤglich iſt war-
ten laſſen.
Jch gedencke bald noch einen Brief zu ſchrei-
ben. Jch will jemand auszufinden ſuchen, durch
den ich Herrn Lovelaces Auffuͤhrung in ſei-
nem Wirths-Hauſe unmittelbar und aus der er-
ſten Hand erfahre. Einen ſo muntern Geiſt
muß man leicht ausforſchen koͤnnen.
Sie moͤgen zwar jetzt in Abſicht auf ſeine Auf-
fuͤhrung wohl gleichguͤltig ſeyn: denn Sie ba-
ten mich um Nachricht von ihm, ehe er noch ſei-
ne Tod-Suͤnde gegen Sie begangen hatte.
Jch will mich aber dennoch erkundigen, und ich
glaube, daß dasjenige, was ich in Erfahrung
bringen werde, Sie in Jhrer Unverſoͤhnlichkeit
beſtaͤrcken wird. Allein, wenn der arme Mann
(ſoll ich ihn nicht um Jhrentwillen ein we-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/223>, abgerufen am 28.11.2024.
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