Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

der Clarissa.
"Lassen Sie uns sehen, ob wir in einer eintzigen
"Sache Gehör finden sollen, oder nicht."

"Johann Harlowe."

Nach einer kurtzen Ueberlegung entschloß ich
mich zu Uebernehmung dieser Bedingung. Jch
fürchte nur, daß Herr Lovelace durch seinen
Kundschaffter Nachricht davon erhalten, und
dadurch zu einer verzweiffelten Entschliessung be-
wogen werden möchte: insonderheit, da ich an
ihn schreiben und die Unterredung, die er schon
im Geiste mit mir hält, weiter hinaus setzen will,
nachdem ich mehr Zeit gewonnen habe. Fol-
genden Brief habe ich an meinen Onckle ge-
schrieben:

"Hochgeehrtester Herr Vetter"

"Ob ich gleich sehe, was die vorgeschlagene
"Bedingung für einen Zweck haben kan, so will
"ich mich ihr dennoch unterwerfen: und ich
"wünschte, daß ich dieses in Absicht auf alles
"übrige, das von mir verlanget wird, auch thun
"könnte. Wenn ich einen nennen soll, in dessen
"Gegenwart ich diesen Herrn sprechen will, und
"ich meine Mutter nicht nennen darf, deren
"Gegenwart ich mir sonst am liebsten dabey aus-
"bitten wollte, so sey es mir erlaubt, meinen
"Onckle zu nennen, wo es ihm gefällig ist.
"Wenn ich auch einen Tag bestimmen soll, und
"hoffen darf, daß mir erlaubt sey, einen etwas
"entfernten Tag zu wählen: so sey es der künf-

"tige

der Clariſſa.
„Laſſen Sie uns ſehen, ob wir in einer eintzigen
„Sache Gehoͤr finden ſollen, oder nicht.„

Johann Harlowe.

Nach einer kurtzen Ueberlegung entſchloß ich
mich zu Uebernehmung dieſer Bedingung. Jch
fuͤrchte nur, daß Herr Lovelace durch ſeinen
Kundſchaffter Nachricht davon erhalten, und
dadurch zu einer verzweiffelten Entſchlieſſung be-
wogen werden moͤchte: inſonderheit, da ich an
ihn ſchreiben und die Unterredung, die er ſchon
im Geiſte mit mir haͤlt, weiter hinaus ſetzen will,
nachdem ich mehr Zeit gewonnen habe. Fol-
genden Brief habe ich an meinen Onckle ge-
ſchrieben:

Hochgeehrteſter Herr Vetter

„Ob ich gleich ſehe, was die vorgeſchlagene
„Bedingung fuͤr einen Zweck haben kan, ſo will
„ich mich ihr dennoch unterwerfen: und ich
„wuͤnſchte, daß ich dieſes in Abſicht auf alles
„uͤbrige, das von mir verlanget wird, auch thun
„koͤnnte. Wenn ich einen nennen ſoll, in deſſen
„Gegenwart ich dieſen Herrn ſprechen will, und
„ich meine Mutter nicht nennen darf, deren
„Gegenwart ich mir ſonſt am liebſten dabey aus-
„bitten wollte, ſo ſey es mir erlaubt, meinen
„Onckle zu nennen, wo es ihm gefaͤllig iſt.
„Wenn ich auch einen Tag beſtimmen ſoll, und
„hoffen darf, daß mir erlaubt ſey, einen etwas
„entfernten Tag zu waͤhlen: ſo ſey es der kuͤnf-

„tige
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <floatingText>
            <body>
              <p><pb facs="#f0197" n="191"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">der Clari&#x017F;&#x017F;a</hi>.</hi></fw><lb/>
&#x201E;La&#x017F;&#x017F;en Sie uns &#x017F;ehen, ob wir in einer eintzigen<lb/>
&#x201E;Sache Geho&#x0364;r finden &#x017F;ollen, oder nicht.&#x201E;</p><lb/>
              <closer>
                <salute> <hi rendition="#et">&#x201E;<hi rendition="#fr">Johann Harlowe.</hi>&#x201E;</hi> </salute>
              </closer>
            </body>
          </floatingText><lb/>
          <p>Nach einer kurtzen Ueberlegung ent&#x017F;chloß ich<lb/>
mich zu Uebernehmung die&#x017F;er Bedingung. Jch<lb/>
fu&#x0364;rchte nur, daß Herr <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> durch &#x017F;einen<lb/>
Kund&#x017F;chaffter Nachricht davon erhalten, und<lb/>
dadurch zu einer verzweiffelten Ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ung be-<lb/>
wogen werden mo&#x0364;chte: in&#x017F;onderheit, da ich an<lb/>
ihn &#x017F;chreiben und die Unterredung, die er &#x017F;chon<lb/>
im Gei&#x017F;te mit mir ha&#x0364;lt, weiter hinaus &#x017F;etzen will,<lb/>
nachdem ich mehr Zeit gewonnen habe. Fol-<lb/>
genden Brief habe ich an meinen Onckle ge-<lb/>
&#x017F;chrieben:</p><lb/>
          <floatingText>
            <body>
              <salute> <hi rendition="#c">&#x201E;<hi rendition="#fr">Hochgeehrte&#x017F;ter Herr Vetter</hi>&#x201E;</hi> </salute><lb/>
              <p>&#x201E;Ob ich gleich &#x017F;ehe, was die vorge&#x017F;chlagene<lb/>
&#x201E;Bedingung fu&#x0364;r einen Zweck haben kan, &#x017F;o will<lb/>
&#x201E;ich mich ihr dennoch unterwerfen: und ich<lb/>
&#x201E;wu&#x0364;n&#x017F;chte, daß ich die&#x017F;es in Ab&#x017F;icht auf alles<lb/>
&#x201E;u&#x0364;brige, das von mir verlanget wird, auch thun<lb/>
&#x201E;ko&#x0364;nnte. Wenn ich einen nennen &#x017F;oll, in de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x201E;Gegenwart ich die&#x017F;en Herrn &#x017F;prechen will, und<lb/>
&#x201E;ich meine Mutter nicht nennen darf, deren<lb/>
&#x201E;Gegenwart ich mir &#x017F;on&#x017F;t am lieb&#x017F;ten dabey aus-<lb/>
&#x201E;bitten wollte, &#x017F;o &#x017F;ey es mir erlaubt, meinen<lb/>
&#x201E;Onckle zu nennen, wo es ihm gefa&#x0364;llig i&#x017F;t.<lb/>
&#x201E;Wenn ich auch einen Tag be&#x017F;timmen &#x017F;oll, und<lb/>
&#x201E;hoffen darf, daß mir erlaubt &#x017F;ey, einen etwas<lb/>
&#x201E;entfernten Tag zu wa&#x0364;hlen: &#x017F;o &#x017F;ey es der ku&#x0364;nf-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;tige</fw><lb/></p>
            </body>
          </floatingText>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0197] der Clariſſa. „Laſſen Sie uns ſehen, ob wir in einer eintzigen „Sache Gehoͤr finden ſollen, oder nicht.„ „Johann Harlowe.„ Nach einer kurtzen Ueberlegung entſchloß ich mich zu Uebernehmung dieſer Bedingung. Jch fuͤrchte nur, daß Herr Lovelace durch ſeinen Kundſchaffter Nachricht davon erhalten, und dadurch zu einer verzweiffelten Entſchlieſſung be- wogen werden moͤchte: inſonderheit, da ich an ihn ſchreiben und die Unterredung, die er ſchon im Geiſte mit mir haͤlt, weiter hinaus ſetzen will, nachdem ich mehr Zeit gewonnen habe. Fol- genden Brief habe ich an meinen Onckle ge- ſchrieben: „Hochgeehrteſter Herr Vetter„ „Ob ich gleich ſehe, was die vorgeſchlagene „Bedingung fuͤr einen Zweck haben kan, ſo will „ich mich ihr dennoch unterwerfen: und ich „wuͤnſchte, daß ich dieſes in Abſicht auf alles „uͤbrige, das von mir verlanget wird, auch thun „koͤnnte. Wenn ich einen nennen ſoll, in deſſen „Gegenwart ich dieſen Herrn ſprechen will, und „ich meine Mutter nicht nennen darf, deren „Gegenwart ich mir ſonſt am liebſten dabey aus- „bitten wollte, ſo ſey es mir erlaubt, meinen „Onckle zu nennen, wo es ihm gefaͤllig iſt. „Wenn ich auch einen Tag beſtimmen ſoll, und „hoffen darf, daß mir erlaubt ſey, einen etwas „entfernten Tag zu waͤhlen: ſo ſey es der kuͤnf- „tige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/197
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/197>, abgerufen am 27.11.2024.