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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.
"mir an, und würdigen Sie einer Erhörung.
"Jch verlange nur, daß ich nicht den nächsten
"Donnerstag ausgestossen werden möge.

"Warum soll Jhr armes Mädchen so ge-
"schwind, so schimpflich aus dem Hause gejagt
"werden? Jch bitte Sie, verschaffen Sie mir
"nur eine Frist von vierzehn Tagen. Jn dieser
"Zeit werden Sie hoffentlich alle gelinder wer-
"den. Meine Mutter soll nicht nöthig haben,
"ihre Thür zuzuschliessen, um ihr Kind, mit dem
"sie zürnt, nicht zu sehen: denn ich will mich
"nicht unterstehen, ihr oder meinem Vater ohne
"Erlaubniß unter die Augen zu komen. Ein
"Aufschub von vierzehn Tagen ist ja nur eine
"Kleinigkeit, die leicht verwilligt werden kan; es
"wäre denn, daß man einmahl den Schluß ge-
"fasset hätte, nichts von allem zu thun, darum
"ich bitte: und zur Beruhigung meines Gemüths
"trägt doch dieser Aufschub sehr viel bey. Wir-
"cken Sie dieses für mich aus, so werden Sie
"durch diese Wohlthat ungemein verpflichten

Jhre
"gehorsamste, aber sehr
betrübte Base
"Clarissa Harlove."

Jch habe diesen Brief hinunter geschickt.
Mein Onckle war noch nicht weggegangen, und
noch jetzt erwartet er meine Antwort auf eine

Fra-

der Clariſſa.
„mir an, und wuͤrdigen Sie einer Erhoͤrung.
„Jch verlange nur, daß ich nicht den naͤchſten
„Donnerſtag ausgeſtoſſen werden moͤge.

„Warum ſoll Jhr armes Maͤdchen ſo ge-
„ſchwind, ſo ſchimpflich aus dem Hauſe gejagt
„werden? Jch bitte Sie, verſchaffen Sie mir
„nur eine Friſt von vierzehn Tagen. Jn dieſer
„Zeit werden Sie hoffentlich alle gelinder wer-
„den. Meine Mutter ſoll nicht noͤthig haben,
„ihre Thuͤr zuzuſchlieſſen, um ihr Kind, mit dem
„ſie zuͤrnt, nicht zu ſehen: denn ich will mich
„nicht unterſtehen, ihr oder meinem Vater ohne
„Erlaubniß unter die Augen zu komen. Ein
„Aufſchub von vierzehn Tagen iſt ja nur eine
„Kleinigkeit, die leicht verwilligt werden kan; es
„waͤre denn, daß man einmahl den Schluß ge-
„faſſet haͤtte, nichts von allem zu thun, darum
„ich bitte: und zur Beruhigung meines Gemuͤths
„traͤgt doch dieſer Aufſchub ſehr viel bey. Wir-
„cken Sie dieſes fuͤr mich aus, ſo werden Sie
„durch dieſe Wohlthat ungemein verpflichten

Jhre
„gehorſamſte, aber ſehr
betruͤbte Baſe
Clariſſa Harlove.

Jch habe dieſen Brief hinunter geſchickt.
Mein Onckle war noch nicht weggegangen, und
noch jetzt erwartet er meine Antwort auf eine

Fra-
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[189/0195] der Clariſſa. „mir an, und wuͤrdigen Sie einer Erhoͤrung. „Jch verlange nur, daß ich nicht den naͤchſten „Donnerſtag ausgeſtoſſen werden moͤge. „Warum ſoll Jhr armes Maͤdchen ſo ge- „ſchwind, ſo ſchimpflich aus dem Hauſe gejagt „werden? Jch bitte Sie, verſchaffen Sie mir „nur eine Friſt von vierzehn Tagen. Jn dieſer „Zeit werden Sie hoffentlich alle gelinder wer- „den. Meine Mutter ſoll nicht noͤthig haben, „ihre Thuͤr zuzuſchlieſſen, um ihr Kind, mit dem „ſie zuͤrnt, nicht zu ſehen: denn ich will mich „nicht unterſtehen, ihr oder meinem Vater ohne „Erlaubniß unter die Augen zu komen. Ein „Aufſchub von vierzehn Tagen iſt ja nur eine „Kleinigkeit, die leicht verwilligt werden kan; es „waͤre denn, daß man einmahl den Schluß ge- „faſſet haͤtte, nichts von allem zu thun, darum „ich bitte: und zur Beruhigung meines Gemuͤths „traͤgt doch dieſer Aufſchub ſehr viel bey. Wir- „cken Sie dieſes fuͤr mich aus, ſo werden Sie „durch dieſe Wohlthat ungemein verpflichten Jhre „gehorſamſte, aber ſehr betruͤbte Baſe „Clariſſa Harlove.„ Jch habe dieſen Brief hinunter geſchickt. Mein Onckle war noch nicht weggegangen, und noch jetzt erwartet er meine Antwort auf eine Fra-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/195>, abgerufen am 24.11.2024.