zurück gelassen, als nur diese, daß wir möchten entdeckt werden. Seine Forderung ist nicht unbillig, und meine künftige Wahl in Absicht auf ihn und andere bleibt dabey ungebunden: er verlangt nur aus meinem eigenen Munde die Versicherung zu hören, daß ich den Mann, den ich hasse, niemahls nehmen will. Wenn ich ihn nicht ohne Gefahr entdeckt zu werden sprechen kan, so muß er mir nicht übel nehmen, daß ich ihn noch einmahl vergebens gehen lasse. Der üble Ruf in dem er stehet, ist die eintzige Ursache seiner und meiner Unruhe. Jch hasse sonst Ty- ranney und Hochmuth, allein dieser Umstand macht, daß die Gefahr und Beschweerden die er übernehmen muß mir weniger zu Hertzen gehen, als sonst geschehen würde; sonderlich, da ich noch mehr zu leiden habe als er, und sein übler Ruf mit an meinem Leiden Schuld ist.
Elisabeth bekräfftigt die Nachricht, daß ich auf den Donnerstag zu meinem Onckle reisen muß. Sie war heraufgeschickt, um mir zu sa- gen, daß ich mich zur Reise anschicken möchte, und um mir bey Einpackung meiner Sachen be- hülfflich zu seyn.
Der
Zweyter Theil. M
der Clariſſa.
zuruͤck gelaſſen, als nur dieſe, daß wir moͤchten entdeckt werden. Seine Forderung iſt nicht unbillig, und meine kuͤnftige Wahl in Abſicht auf ihn und andere bleibt dabey ungebunden: er verlangt nur aus meinem eigenen Munde die Verſicherung zu hoͤren, daß ich den Mann, den ich haſſe, niemahls nehmen will. Wenn ich ihn nicht ohne Gefahr entdeckt zu werden ſprechen kan, ſo muß er mir nicht uͤbel nehmen, daß ich ihn noch einmahl vergebens gehen laſſe. Der uͤble Ruf in dem er ſtehet, iſt die eintzige Urſache ſeiner und meiner Unruhe. Jch haſſe ſonſt Ty- ranney und Hochmuth, allein dieſer Umſtand macht, daß die Gefahr und Beſchweerden die er uͤbernehmen muß mir weniger zu Hertzen gehen, als ſonſt geſchehen wuͤrde; ſonderlich, da ich noch mehr zu leiden habe als er, und ſein uͤbler Ruf mit an meinem Leiden Schuld iſt.
Eliſabeth bekraͤfftigt die Nachricht, daß ich auf den Donnerſtag zu meinem Onckle reiſen muß. Sie war heraufgeſchickt, um mir zu ſa- gen, daß ich mich zur Reiſe anſchicken moͤchte, und um mir bey Einpackung meiner Sachen be- huͤlfflich zu ſeyn.
Der
Zweyter Theil. M
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der Clariſſa.
zuruͤck gelaſſen, als nur dieſe, daß wir moͤchten
entdeckt werden. Seine Forderung iſt nicht
unbillig, und meine kuͤnftige Wahl in Abſicht
auf ihn und andere bleibt dabey ungebunden: er
verlangt nur aus meinem eigenen Munde die
Verſicherung zu hoͤren, daß ich den Mann, den
ich haſſe, niemahls nehmen will. Wenn ich ihn
nicht ohne Gefahr entdeckt zu werden ſprechen
kan, ſo muß er mir nicht uͤbel nehmen, daß ich
ihn noch einmahl vergebens gehen laſſe. Der
uͤble Ruf in dem er ſtehet, iſt die eintzige Urſache
ſeiner und meiner Unruhe. Jch haſſe ſonſt Ty-
ranney und Hochmuth, allein dieſer Umſtand
macht, daß die Gefahr und Beſchweerden die er
uͤbernehmen muß mir weniger zu Hertzen gehen,
als ſonſt geſchehen wuͤrde; ſonderlich, da ich
noch mehr zu leiden habe als er, und ſein uͤbler
Ruf mit an meinem Leiden Schuld iſt.
Eliſabeth bekraͤfftigt die Nachricht, daß ich
auf den Donnerſtag zu meinem Onckle reiſen
muß. Sie war heraufgeſchickt, um mir zu ſa-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/183>, abgerufen am 16.07.2024.
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