"getragen werden, die gewiß bey den Meinigen "einen Eindruck machen würden.
"Er bittet sich aus, daß ich ihm nicht ver- "wehren möchte, Herrn Solmes zu besuchen. "Er gelobet, so hoch er geloben kan, daß er nicht "die geringste Gewalt gegen ihn gebrauchen will. "Er will ihm nur alles gantz vernünftig vorstel- "len, was die Folgen seiner unnützen Beständig- "keit seyn könnten, und wie unverständig und "thöricht dieses gehandelt sey, wenn man es mit "einem so edel gesinneten Frauenzimmer zu thun "habe. Er wiederhohlt endlich sein Versprechen: "daß er die Belohnung seiner Geduld und Be- "ständigkeit nach meines Vetters Morden An- "kunft erwarten, und auf meinen eigenen Aus- "spruch ankommen lassen wolle.
"Er meint, einer seiner Vorschläge müßte "doch wenigstens angenommen werden. Wenn "man mit einer unangenehmen und verhaßten "Person umginge, so würde dadurch der Wider- "wille gleichsam stumpf, der durch die Entfer- "nung geschärft würde. Und desto ernstlicher "und ungestümer wünscht er, mich zu sprechen. Er "sagt, er habe zwar jetzt in London nöthige Ge- "schäfte. Allein er könne die unbequeme Herberge, "in welcher er sich bisher in einer Verkleidung, "deren er sich selbst schämen müßte, aufgehalten "hätte, nicht eher verlassen, als bis er völlig ver- "sichert sey, daß ich mich weder durch Gewalt "noch durch gute Worte überwinden lassen wol- "te, und bis ich von der Tyrann[unleserliches Material - Zeichen fehlt], neines Bru-
ders
der Clariſſa.
„getragen werden, die gewiß bey den Meinigen „einen Eindruck machen wuͤrden.
„Er bittet ſich aus, daß ich ihm nicht ver- „wehren moͤchte, Herrn Solmes zu beſuchen. „Er gelobet, ſo hoch er geloben kan, daß er nicht „die geringſte Gewalt gegen ihn gebrauchen will. „Er will ihm nur alles gantz vernuͤnftig vorſtel- „len, was die Folgen ſeiner unnuͤtzen Beſtaͤndig- „keit ſeyn koͤnnten, und wie unverſtaͤndig und „thoͤricht dieſes gehandelt ſey, wenn man es mit „einem ſo edel geſinneten Frauenzimmer zu thun „habe. Er wiederhohlt endlich ſein Verſprechen: „daß er die Belohnung ſeiner Geduld und Be- „ſtaͤndigkeit nach meines Vetters Morden An- „kunft erwarten, und auf meinen eigenen Aus- „ſpruch ankommen laſſen wolle.
„Er meint, einer ſeiner Vorſchlaͤge muͤßte „doch wenigſtens angenommen werden. Wenn „man mit einer unangenehmen und verhaßten „Perſon umginge, ſo wuͤrde dadurch der Wider- „wille gleichſam ſtumpf, der durch die Entfer- „nung geſchaͤrft wuͤrde. Und deſto ernſtlicher „und ungeſtuͤmer wuͤnſcht er, mich zu ſprechen. Er „ſagt, er habe zwar jetzt in London noͤthige Ge- „ſchaͤfte. Allein er koͤnne die unbequeme Herberge, „in welcher er ſich bisher in einer Verkleidung, „deren er ſich ſelbſt ſchaͤmen muͤßte, aufgehalten „haͤtte, nicht eher verlaſſen, als bis er voͤllig ver- „ſichert ſey, daß ich mich weder durch Gewalt „noch durch gute Worte uͤberwinden laſſen wol- „te, und bis ich von der Tyrann[unleserliches Material – Zeichen fehlt], neines Bru-
ders
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0179"n="173"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">der Clariſſa</hi>.</hi></fw><lb/>„getragen werden, die gewiß bey den Meinigen<lb/>„einen Eindruck machen wuͤrden.</p><lb/><p>„Er bittet ſich aus, daß ich ihm nicht ver-<lb/>„wehren moͤchte, Herrn <hirendition="#fr">Solmes</hi> zu beſuchen.<lb/>„Er gelobet, ſo hoch er geloben kan, daß er nicht<lb/>„die geringſte Gewalt gegen ihn gebrauchen will.<lb/>„Er will ihm nur alles gantz vernuͤnftig vorſtel-<lb/>„len, was die Folgen ſeiner unnuͤtzen Beſtaͤndig-<lb/>„keit ſeyn koͤnnten, und wie unverſtaͤndig und<lb/>„thoͤricht dieſes gehandelt ſey, wenn man es mit<lb/>„einem ſo edel geſinneten Frauenzimmer zu thun<lb/>„habe. Er wiederhohlt endlich ſein Verſprechen:<lb/>„daß er die Belohnung ſeiner Geduld und Be-<lb/>„ſtaͤndigkeit nach meines Vetters <hirendition="#fr">Morden</hi> An-<lb/>„kunft erwarten, und auf meinen eigenen Aus-<lb/>„ſpruch ankommen laſſen wolle.</p><lb/><p>„Er meint, einer ſeiner Vorſchlaͤge muͤßte<lb/>„doch wenigſtens angenommen werden. Wenn<lb/>„man mit einer unangenehmen und verhaßten<lb/>„Perſon umginge, ſo wuͤrde dadurch der Wider-<lb/>„wille gleichſam ſtumpf, der durch die Entfer-<lb/>„nung geſchaͤrft wuͤrde. Und deſto ernſtlicher<lb/>„und ungeſtuͤmer wuͤnſcht er, mich zu ſprechen. Er<lb/>„ſagt, er habe zwar jetzt in London noͤthige Ge-<lb/>„ſchaͤfte. Allein er koͤnne die unbequeme Herberge,<lb/>„in welcher er ſich bisher in einer Verkleidung,<lb/>„deren er ſich ſelbſt ſchaͤmen muͤßte, aufgehalten<lb/>„haͤtte, nicht eher verlaſſen, als bis er voͤllig ver-<lb/>„ſichert ſey, daß ich mich weder durch Gewalt<lb/>„noch durch gute Worte uͤberwinden laſſen wol-<lb/>„te, und bis ich von der Tyrann<gapreason="illegible"unit="chars"/>, neines Bru-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ders</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[173/0179]
der Clariſſa.
„getragen werden, die gewiß bey den Meinigen
„einen Eindruck machen wuͤrden.
„Er bittet ſich aus, daß ich ihm nicht ver-
„wehren moͤchte, Herrn Solmes zu beſuchen.
„Er gelobet, ſo hoch er geloben kan, daß er nicht
„die geringſte Gewalt gegen ihn gebrauchen will.
„Er will ihm nur alles gantz vernuͤnftig vorſtel-
„len, was die Folgen ſeiner unnuͤtzen Beſtaͤndig-
„keit ſeyn koͤnnten, und wie unverſtaͤndig und
„thoͤricht dieſes gehandelt ſey, wenn man es mit
„einem ſo edel geſinneten Frauenzimmer zu thun
„habe. Er wiederhohlt endlich ſein Verſprechen:
„daß er die Belohnung ſeiner Geduld und Be-
„ſtaͤndigkeit nach meines Vetters Morden An-
„kunft erwarten, und auf meinen eigenen Aus-
„ſpruch ankommen laſſen wolle.
„Er meint, einer ſeiner Vorſchlaͤge muͤßte
„doch wenigſtens angenommen werden. Wenn
„man mit einer unangenehmen und verhaßten
„Perſon umginge, ſo wuͤrde dadurch der Wider-
„wille gleichſam ſtumpf, der durch die Entfer-
„nung geſchaͤrft wuͤrde. Und deſto ernſtlicher
„und ungeſtuͤmer wuͤnſcht er, mich zu ſprechen. Er
„ſagt, er habe zwar jetzt in London noͤthige Ge-
„ſchaͤfte. Allein er koͤnne die unbequeme Herberge,
„in welcher er ſich bisher in einer Verkleidung,
„deren er ſich ſelbſt ſchaͤmen muͤßte, aufgehalten
„haͤtte, nicht eher verlaſſen, als bis er voͤllig ver-
„ſichert ſey, daß ich mich weder durch Gewalt
„noch durch gute Worte uͤberwinden laſſen wol-
„te, und bis ich von der Tyrann_ , neines Bru-
ders
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/179>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.