Der siebzehnte Brief von Fräulein Clarissa Harlowe/ an Fräulein Howe.
Dienstag Morgens um 7. Uhr.
Mein Onckle hat mich einer Antwort ge- würdiget. Hier ist sein Brief, der gestern Abend schon geschrieben, aber jetzt erst an mich bestellet ist. Vielleicht hat er ihn zu späte ge- schrieben, als daß er gestern hätte können über- bracht werden.
"Fräulein Clärchen/
"Montag Abends.
"Da Sie so dreiste sind, andere heraus zu "fodern, und uns insgesammt unserer Pflicht "erinnern wollen, ohne an Jhre eigene zu ge- "dencken, so muß ich Jhnen antworten. Nie- "mand verlangt Jhr Gut von Jhnen. Aber "wie schickt es sich, daß Sie keinen Rath von "andern annehmen, und doch Jhrer Schwester "vorschreiben wollen, wen sie heyrathen soll? "Jhr Brief an Herrn Solmes läßt sich gar "nicht entschuldigen: das habe ich Jhnen schon "vorhin nicht verhalten. Jhre Eltern wollen "einmahl, daß Sie Gehorsam beweisen: und es "ist billig, daß sie es thun. Jedoch hat Jhre "Frau Mutter so viel ausgewirckt, daß Jhre Ab-
rei-
Die Geſchichte
Der ſiebzehnte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe/ an Fraͤulein Howe.
Dienſtag Morgens um 7. Uhr.
Mein Onckle hat mich einer Antwort ge- wuͤrdiget. Hier iſt ſein Brief, der geſtern Abend ſchon geſchrieben, aber jetzt erſt an mich beſtellet iſt. Vielleicht hat er ihn zu ſpaͤte ge- ſchrieben, als daß er geſtern haͤtte koͤnnen uͤber- bracht werden.
„Fraͤulein Claͤrchen/
„Montag Abends.
„Da Sie ſo dreiſte ſind, andere heraus zu „fodern, und uns insgeſammt unſerer Pflicht „erinnern wollen, ohne an Jhre eigene zu ge- „dencken, ſo muß ich Jhnen antworten. Nie- „mand verlangt Jhr Gut von Jhnen. Aber „wie ſchickt es ſich, daß Sie keinen Rath von „andern annehmen, und doch Jhrer Schweſter „vorſchreiben wollen, wen ſie heyrathen ſoll? „Jhr Brief an Herrn Solmes laͤßt ſich gar „nicht entſchuldigen: das habe ich Jhnen ſchon „vorhin nicht verhalten. Jhre Eltern wollen „einmahl, daß Sie Gehorſam beweiſen: und es „iſt billig, daß ſie es thun. Jedoch hat Jhre „Frau Mutter ſo viel ausgewirckt, daß Jhre Ab-
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Die Geſchichte
Der ſiebzehnte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe/ an Fraͤulein
Howe.
Dienſtag Morgens
um 7. Uhr.
Mein Onckle hat mich einer Antwort ge-
wuͤrdiget. Hier iſt ſein Brief, der geſtern
Abend ſchon geſchrieben, aber jetzt erſt an mich
beſtellet iſt. Vielleicht hat er ihn zu ſpaͤte ge-
ſchrieben, als daß er geſtern haͤtte koͤnnen uͤber-
bracht werden.
„Fraͤulein Claͤrchen/
„Montag Abends.
„Da Sie ſo dreiſte ſind, andere heraus zu
„fodern, und uns insgeſammt unſerer Pflicht
„erinnern wollen, ohne an Jhre eigene zu ge-
„dencken, ſo muß ich Jhnen antworten. Nie-
„mand verlangt Jhr Gut von Jhnen. Aber
„wie ſchickt es ſich, daß Sie keinen Rath von
„andern annehmen, und doch Jhrer Schweſter
„vorſchreiben wollen, wen ſie heyrathen ſoll?
„Jhr Brief an Herrn Solmes laͤßt ſich gar
„nicht entſchuldigen: das habe ich Jhnen ſchon
„vorhin nicht verhalten. Jhre Eltern wollen
„einmahl, daß Sie Gehorſam beweiſen: und es
„iſt billig, daß ſie es thun. Jedoch hat Jhre
„Frau Mutter ſo viel ausgewirckt, daß Jhre Ab-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/174>, abgerufen am 22.11.2024.
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