anderer stößt sich an die Antwort, die er schon bekommen hat: und sie sehen des Schreibens an mich kein Ende, weil ich so fertig bin zu antworten.
Was man sonst an mir Vorzüge nennete, und rühmte, das ist nun mein Verbrechen geworden. So sehr kan Zorn und Unwillen den Sachen eine andere Gestalt geben.
Jch werde den Schluß den sie fassen bald auf eine oder andere Weise erfahren. Jch bin da- bey so ausser mir, daß ich mich scheue Herrn Lovelaces Brief zu erbrechen, damit ich nicht durch den Jnhalt bewogen werde etwas vorzu- nehmen, das mich Zeit Lebens gereuen möchte.
Montag Abends.
Diesen Augenblick bringt mir Elisabeth folgenden Brief.
"Fräulein Arglistig.
"Eur artiger neuer Vorschlag ist keiner Ant- "wort würdig. Eur Onckle Harlowe schämt "sich, daß er sich so hat fangen lassen. Habt ihr "nichts neues für euren Onckle Anton? Jhr müßt "nun an der Reihe bleiben, Kind, da ihr einmahl "angefangen habt. Doch es ist eigentlich nur "eine Zeile, die ich Euch zu schreiben habe, da- "mit Jhr Euch künfftig nicht mehr über Eure "redliche Schwester beschweren möget, daß sie "sich einige Freyheit bey Euch heraus genommen "hat, darzu Jhr sie gezwungen habt. Es ist
die-
Die Geſchichte
anderer ſtoͤßt ſich an die Antwort, die er ſchon bekommen hat: und ſie ſehen des Schreibens an mich kein Ende, weil ich ſo fertig bin zu antworten.
Was man ſonſt an mir Vorzuͤge nennete, und ruͤhmte, das iſt nun mein Verbrechen geworden. So ſehr kan Zorn und Unwillen den Sachen eine andere Geſtalt geben.
Jch werde den Schluß den ſie faſſen bald auf eine oder andere Weiſe erfahren. Jch bin da- bey ſo auſſer mir, daß ich mich ſcheue Herrn Lovelaces Brief zu erbrechen, damit ich nicht durch den Jnhalt bewogen werde etwas vorzu- nehmen, das mich Zeit Lebens gereuen moͤchte.
Montag Abends.
Dieſen Augenblick bringt mir Eliſabeth folgenden Brief.
„Fraͤulein Argliſtig.
„Eur artiger neuer Vorſchlag iſt keiner Ant- „wort wuͤrdig. Eur Onckle Harlowe ſchaͤmt „ſich, daß er ſich ſo hat fangen laſſen. Habt ihr „nichts neues fuͤr euren Onckle Anton? Jhr muͤßt „nun an der Reihe bleiben, Kind, da ihr einmahl „angefangen habt. Doch es iſt eigentlich nur „eine Zeile, die ich Euch zu ſchreiben habe, da- „mit Jhr Euch kuͤnfftig nicht mehr uͤber Eure „redliche Schweſter beſchweren moͤget, daß ſie „ſich einige Freyheit bey Euch heraus genommen „hat, darzu Jhr ſie gezwungen habt. Es iſt
die-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0164"n="158"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Die Geſchichte</hi></hi></fw><lb/>
anderer ſtoͤßt ſich an die Antwort, die er ſchon<lb/>
bekommen hat: und ſie ſehen des Schreibens<lb/>
an mich kein Ende, weil ich ſo fertig bin zu<lb/>
antworten.</p><lb/><p>Was man ſonſt an mir Vorzuͤge nennete, und<lb/>
ruͤhmte, das iſt nun mein Verbrechen geworden.<lb/>
So ſehr kan Zorn und Unwillen den Sachen<lb/>
eine andere Geſtalt geben.</p><lb/><p>Jch werde den Schluß den ſie faſſen bald<lb/>
auf eine oder andere Weiſe erfahren. Jch bin da-<lb/>
bey ſo auſſer mir, daß ich mich ſcheue Herrn<lb/><hirendition="#fr">Lovelaces</hi> Brief zu erbrechen, damit ich nicht<lb/>
durch den Jnhalt bewogen werde etwas vorzu-<lb/>
nehmen, das mich Zeit Lebens gereuen moͤchte.</p><lb/><p><hirendition="#et">Montag Abends.</hi></p><lb/><p>Dieſen Augenblick bringt mir <hirendition="#fr">Eliſabeth</hi><lb/>
folgenden Brief.</p><lb/><floatingText><body><salute><hirendition="#c">„<hirendition="#fr">Fraͤulein Argliſtig.</hi></hi></salute><lb/><p>„Eur artiger neuer Vorſchlag iſt keiner Ant-<lb/>„wort wuͤrdig. Eur Onckle <hirendition="#fr">Harlowe</hi>ſchaͤmt<lb/>„ſich, daß er ſich ſo hat fangen laſſen. Habt ihr<lb/>„nichts neues fuͤr euren Onckle Anton? Jhr muͤßt<lb/>„nun an der Reihe bleiben, Kind, da ihr einmahl<lb/>„angefangen habt. Doch es iſt eigentlich nur<lb/>„eine Zeile, die ich Euch zu ſchreiben habe, da-<lb/>„mit Jhr Euch kuͤnfftig nicht mehr uͤber Eure<lb/>„redliche Schweſter beſchweren moͤget, daß ſie<lb/>„ſich einige Freyheit bey Euch heraus genommen<lb/>„hat, darzu Jhr ſie gezwungen habt. Es iſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die-</fw><lb/></p></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[158/0164]
Die Geſchichte
anderer ſtoͤßt ſich an die Antwort, die er ſchon
bekommen hat: und ſie ſehen des Schreibens
an mich kein Ende, weil ich ſo fertig bin zu
antworten.
Was man ſonſt an mir Vorzuͤge nennete, und
ruͤhmte, das iſt nun mein Verbrechen geworden.
So ſehr kan Zorn und Unwillen den Sachen
eine andere Geſtalt geben.
Jch werde den Schluß den ſie faſſen bald
auf eine oder andere Weiſe erfahren. Jch bin da-
bey ſo auſſer mir, daß ich mich ſcheue Herrn
Lovelaces Brief zu erbrechen, damit ich nicht
durch den Jnhalt bewogen werde etwas vorzu-
nehmen, das mich Zeit Lebens gereuen moͤchte.
Montag Abends.
Dieſen Augenblick bringt mir Eliſabeth
folgenden Brief.
„Fraͤulein Argliſtig.
„Eur artiger neuer Vorſchlag iſt keiner Ant-
„wort wuͤrdig. Eur Onckle Harlowe ſchaͤmt
„ſich, daß er ſich ſo hat fangen laſſen. Habt ihr
„nichts neues fuͤr euren Onckle Anton? Jhr muͤßt
„nun an der Reihe bleiben, Kind, da ihr einmahl
„angefangen habt. Doch es iſt eigentlich nur
„eine Zeile, die ich Euch zu ſchreiben habe, da-
„mit Jhr Euch kuͤnfftig nicht mehr uͤber Eure
„redliche Schweſter beſchweren moͤget, daß ſie
„ſich einige Freyheit bey Euch heraus genommen
„hat, darzu Jhr ſie gezwungen habt. Es iſt
die-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/164>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.