wäre, und Jhnen erlaubt hätte, nach Jhren ei- genen Einsichten zu handeln.
Hier meinte sie mich gefangen zu haben, und sagte: die Entschuldigung ist schlecht, meine Tochter! Wenn dem so ist, wie du sagest, so ist nicht die Liebe, wohl aber der Widersprechungs- Geist Schuld an allem.
Auch dieses nicht, antwortete ich: denn ich weiß, daß Fräulein Harlowe Herrn Lovelace allen andern vorziehen würde/ wenn seine Lebens-Art - - - -
"Wenn! wenn! (sagte sie) kommt aber "nicht alles auf dieses Wenn an? Glaubst du "in der That, daß sie eine Neigung gegen Herrn "Lovelace hat?
Was wollen Sie, mein Schatz, was hätte ich antworten sollen? Jch mag Jhnen nicht schreiben, was ich würcklich sagte. Aber wer würde mir geglaubt haben, wenn ich anders ge- antwortet hättet? Jch weiß über dieses gewiß, daß Sie eine Neigung gegen ihn haben. Neh- men Sie es mir nicht übel. Wenn Sie Jhre Neigung zu leugnen suchen, so tadeln Sie sich in der That, denn Sie geben dadurch zu ver- stehen, daß Sie diese Neigung für etwas tadel- haftes ansehen.
Jch sagte ferner: der Herr verdiente, bey ei- nem jeden Frauenzimmer beliebt zu seyn: (das Wenn kam mir schon wieder auf die Zunge) allein ihre Eltern - - - .
Jhre Eltern meine Tochter - - (Meine
Mutter
Die Geſchichte
waͤre, und Jhnen erlaubt haͤtte, nach Jhren ei- genen Einſichten zu handeln.
Hier meinte ſie mich gefangen zu haben, und ſagte: die Entſchuldigung iſt ſchlecht, meine Tochter! Wenn dem ſo iſt, wie du ſageſt, ſo iſt nicht die Liebe, wohl aber der Widerſprechungs- Geiſt Schuld an allem.
Auch dieſes nicht, antwortete ich: denn ich weiß, daß Fraͤulein Harlowe Herrn Lovelace allen andern vorziehen wuͤrde/ wenn ſeine Lebens-Art ‒ ‒ ‒ ‒
„Wenn! wenn! (ſagte ſie) kommt aber „nicht alles auf dieſes Wenn an? Glaubſt du „in der That, daß ſie eine Neigung gegen Herrn „Lovelace hat?
Was wollen Sie, mein Schatz, was haͤtte ich antworten ſollen? Jch mag Jhnen nicht ſchreiben, was ich wuͤrcklich ſagte. Aber wer wuͤrde mir geglaubt haben, wenn ich anders ge- antwortet haͤttet? Jch weiß uͤber dieſes gewiß, daß Sie eine Neigung gegen ihn haben. Neh- men Sie es mir nicht uͤbel. Wenn Sie Jhre Neigung zu leugnen ſuchen, ſo tadeln Sie ſich in der That, denn Sie geben dadurch zu ver- ſtehen, daß Sie dieſe Neigung fuͤr etwas tadel- haftes anſehen.
Jch ſagte ferner: der Herr verdiente, bey ei- nem jeden Frauenzimmer beliebt zu ſeyn: (das Wenn kam mir ſchon wieder auf die Zunge) allein ihre Eltern ‒ ‒ ‒ .
Jhre Eltern meine Tochter ‒ ‒ (Meine
Mutter
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Die Geſchichte
waͤre, und Jhnen erlaubt haͤtte, nach Jhren ei-
genen Einſichten zu handeln.
Hier meinte ſie mich gefangen zu haben, und
ſagte: die Entſchuldigung iſt ſchlecht, meine
Tochter! Wenn dem ſo iſt, wie du ſageſt, ſo iſt
nicht die Liebe, wohl aber der Widerſprechungs-
Geiſt Schuld an allem.
Auch dieſes nicht, antwortete ich: denn
ich weiß, daß Fraͤulein Harlowe Herrn
Lovelace allen andern vorziehen wuͤrde/
wenn ſeine Lebens-Art ‒ ‒ ‒ ‒
„Wenn! wenn! (ſagte ſie) kommt aber
„nicht alles auf dieſes Wenn an? Glaubſt du
„in der That, daß ſie eine Neigung gegen Herrn
„Lovelace hat?
Was wollen Sie, mein Schatz, was haͤtte
ich antworten ſollen? Jch mag Jhnen nicht
ſchreiben, was ich wuͤrcklich ſagte. Aber wer
wuͤrde mir geglaubt haben, wenn ich anders ge-
antwortet haͤttet? Jch weiß uͤber dieſes gewiß,
daß Sie eine Neigung gegen ihn haben. Neh-
men Sie es mir nicht uͤbel. Wenn Sie Jhre
Neigung zu leugnen ſuchen, ſo tadeln Sie ſich
in der That, denn Sie geben dadurch zu ver-
ſtehen, daß Sie dieſe Neigung fuͤr etwas tadel-
haftes anſehen.
Jch ſagte ferner: der Herr verdiente, bey ei-
nem jeden Frauenzimmer beliebt zu ſeyn: (das
Wenn kam mir ſchon wieder auf die Zunge)
allein ihre Eltern ‒ ‒ ‒ .
Jhre Eltern meine Tochter ‒ ‒ (Meine
Mutter
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/134>, abgerufen am 22.11.2024.
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