Sie lächelte meine gar zu merckliche Verdrieß- lichkeit zu rechte, damit mein Freyer vergnügt und mit sich selbst zufrieden weggehen könnte.
Er bückte sich bis auf die Erde: in der einen Hand hielt er die Peitsche, und die andere both er mir. Jch hatte zu solcher Begleitung keine Lust, und zog die Hand zurück: ich stieß ihn aber starck an den Ellbogen, als wenn ich wegen des tiefen Bück- lings befürchtete, er möchte fallen, und ihm auf- helfen wolte. Ein schlimmer Fall/ sagte ich, hätte es werden können!
Meine Mutter wolte es wieder gut machen, und sprach: das alberne Mädgen!
Er schien verwirrt: nahm den Zaum und ging gantz schwerfällig immer rückwärts, bis er gegen seinen Diener lief. Hier lachte ich. Er stieg zu Pferde und ritt weg, und ich gieng nach erhal- tenen kleinen Verweise die Treppe hinauf. Der Kopf ist mir so voll von ihm, daß ich meinen Vorsatz erfüllen muß, Sie auf einige Augen- blicke zum lachen zu bewegen.
Hören Sie denn sein gutes und sein schlimmes.
Hickman ist ein läppischer, sehr beschäftiger, und (falls ich von Jhnen ein Wort borgen darf) dennoch unbeschäftiger Mensch. Er hat viel zu thun, und scheint mir doch nichts zu Stande zu bringen. Er ist ohne Entschliessung und veränderlich in allen Dingen, nur in diesem nicht, daß er mich mit seinen Thorhei ten ermüdet. Doch es ist deut- lich, daß er dieses mehr auf Veranlassung meiner
Mutter
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der Clariſſa.
Sie laͤchelte meine gar zu merckliche Verdrieß- lichkeit zu rechte, damit mein Freyer vergnuͤgt und mit ſich ſelbſt zufrieden weggehen koͤnnte.
Er buͤckte ſich bis auf die Erde: in der einen Hand hielt er die Peitſche, und die andere both er mir. Jch hatte zu ſolcher Begleitung keine Luſt, und zog die Hand zuruͤck: ich ſtieß ihn aber ſtarck an den Ellbogen, als wenn ich wegen des tiefen Buͤck- lings befuͤrchtete, er moͤchte fallen, und ihm auf- helfen wolte. Ein ſchlimmer Fall/ ſagte ich, haͤtte es werden koͤnnen!
Meine Mutter wolte es wieder gut machen, und ſprach: das alberne Maͤdgen!
Er ſchien verwirrt: nahm den Zaum und ging gantz ſchwerfaͤllig immer ruͤckwaͤrts, bis er gegen ſeinen Diener lief. Hier lachte ich. Er ſtieg zu Pferde und ritt weg, und ich gieng nach erhal- tenen kleinen Verweiſe die Treppe hinauf. Der Kopf iſt mir ſo voll von ihm, daß ich meinen Vorſatz erfuͤllen muß, Sie auf einige Augen- blicke zum lachen zu bewegen.
Hoͤren Sie denn ſein gutes und ſein ſchlimmes.
Hickman iſt ein laͤppiſcher, ſehr beſchaͤftiger, und (falls ich von Jhnen ein Wort borgen darf) dennoch unbeſchaͤftiger Menſch. Er hat viel zu thun, und ſcheint mir doch nichts zu Stande zu bringen. Er iſt ohne Entſchlieſſung und veraͤnderlich in allen Dingen, nur in dieſem nicht, daß er mich mit ſeinen Thorhei ten ermuͤdet. Doch es iſt deut- lich, daß er dieſes mehr auf Veranlaſſung meiner
Mutter
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der Clariſſa.
Sie laͤchelte meine gar zu merckliche Verdrieß-
lichkeit zu rechte, damit mein Freyer vergnuͤgt und
mit ſich ſelbſt zufrieden weggehen koͤnnte.
Er buͤckte ſich bis auf die Erde: in der einen
Hand hielt er die Peitſche, und die andere both er
mir. Jch hatte zu ſolcher Begleitung keine Luſt,
und zog die Hand zuruͤck: ich ſtieß ihn aber ſtarck an
den Ellbogen, als wenn ich wegen des tiefen Buͤck-
lings befuͤrchtete, er moͤchte fallen, und ihm auf-
helfen wolte. Ein ſchlimmer Fall/ ſagte ich,
haͤtte es werden koͤnnen!
Meine Mutter wolte es wieder gut machen,
und ſprach: das alberne Maͤdgen!
Er ſchien verwirrt: nahm den Zaum und ging
gantz ſchwerfaͤllig immer ruͤckwaͤrts, bis er gegen
ſeinen Diener lief. Hier lachte ich. Er ſtieg zu
Pferde und ritt weg, und ich gieng nach erhal-
tenen kleinen Verweiſe die Treppe hinauf. Der
Kopf iſt mir ſo voll von ihm, daß ich meinen
Vorſatz erfuͤllen muß, Sie auf einige Augen-
blicke zum lachen zu bewegen.
Hoͤren Sie denn ſein gutes und ſein ſchlimmes.
Hickman iſt ein laͤppiſcher, ſehr beſchaͤftiger,
und (falls ich von Jhnen ein Wort borgen darf)
dennoch unbeſchaͤftiger Menſch. Er hat viel zu
thun, und ſcheint mir doch nichts zu Stande zu
bringen. Er iſt ohne Entſchlieſſung und veraͤnderlich
in allen Dingen, nur in dieſem nicht, daß er mich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/13>, abgerufen am 24.11.2024.
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