Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geschichte
"genug, das ich von den Meinigen so vieles dul-
"den müßte, dadurch sie es mir ohnmöglich ma-
"chen wollten, ihn zu nehmen: es käme noch da-
"zu, daß er mir auch etwas zu tragen auflegte,
"und zwar blos aus Argwohn, daß ich denen ei-
"ne Gefälligkeit erzeigen wollte, denen ich schul-
"dig wäre und wünschete in allen billigen Fo-
"derungen gefällig zu seyn.

"Wenn ein hitziger Kopf sich unterstünde mir
"zu drohen, daß er zu wunderlichen und uner-
"laubten Entschliessungen gezwungen werden
"dürfte, (die doch ihn mehr als mich in das Un-
"glück stürtzen würden) so möchte von mir in
"Absicht auf meine Gemüths-Art und mein Ge-
"schlecht nicht sehr zu verwundern seyn, wenn
"ich auch zu wunderlichen Mitteln griffe, ihn
"von jenen Entschliessungen abzuhalten."

Jch gebe ihm sogar zu verstehen: "es wür-
"de mich zwar sehr betrüben, wenn um meinet-
"willen ein Unglück vorgehen sollte. Allein wenn
"ich manche andere an meine Stelle setzte, so
"würden sie über seinen Drohungen, sich an
"Herrn Solmes zu rächen, nur mittelmäßig
"erschrecken. Denn sie würden dencken, wenn
"er auch sein Wort wahr machte, so wären zwey
"Leute weniger in England, die sie wünschen möch-
"ten nie gesehen zu haben."

Das ist ehrlich und aufrichtig geschrieben:
und wenn noch etwas zweydeutiges darinn ist,
so wird er sich hoffentlich an meiner Statt die
Mühe geben, es in noch deutlichers Englische zu
übersetzen.


Jch

Die Geſchichte
„genug, das ich von den Meinigen ſo vieles dul-
„den muͤßte, dadurch ſie es mir ohnmoͤglich ma-
„chen wollten, ihn zu nehmen: es kaͤme noch da-
„zu, daß er mir auch etwas zu tragen auflegte,
„und zwar blos aus Argwohn, daß ich denen ei-
„ne Gefaͤlligkeit erzeigen wollte, denen ich ſchul-
„dig waͤre und wuͤnſchete in allen billigen Fo-
„derungen gefaͤllig zu ſeyn.

„Wenn ein hitziger Kopf ſich unterſtuͤnde mir
„zu drohen, daß er zu wunderlichen und uner-
„laubten Entſchlieſſungen gezwungen werden
„duͤrfte, (die doch ihn mehr als mich in das Un-
„gluͤck ſtuͤrtzen wuͤrden) ſo moͤchte von mir in
„Abſicht auf meine Gemuͤths-Art und mein Ge-
„ſchlecht nicht ſehr zu verwundern ſeyn, wenn
„ich auch zu wunderlichen Mitteln griffe, ihn
„von jenen Entſchlieſſungen abzuhalten.„

Jch gebe ihm ſogar zu verſtehen: „es wuͤr-
„de mich zwar ſehr betruͤben, wenn um meinet-
„willen ein Ungluͤck vorgehen ſollte. Allein wenn
„ich manche andere an meine Stelle ſetzte, ſo
„wuͤrden ſie uͤber ſeinen Drohungen, ſich an
„Herrn Solmes zu raͤchen, nur mittelmaͤßig
„erſchrecken. Denn ſie wuͤrden dencken, wenn
„er auch ſein Wort wahr machte, ſo waͤren zwey
„Leute weniger in England, die ſie wuͤnſchen moͤch-
„ten nie geſehen zu haben.„

Das iſt ehrlich und aufrichtig geſchrieben:
und wenn noch etwas zweydeutiges darinn iſt,
ſo wird er ſich hoffentlich an meiner Statt die
Muͤhe geben, es in noch deutlichers Engliſche zu
uͤberſetzen.


Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="106"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi></hi></fw><lb/>
&#x201E;genug, das ich von den Meinigen &#x017F;o vieles dul-<lb/>
&#x201E;den mu&#x0364;ßte, dadurch &#x017F;ie es mir ohnmo&#x0364;glich ma-<lb/>
&#x201E;chen wollten, ihn zu nehmen: es ka&#x0364;me noch da-<lb/>
&#x201E;zu, daß er mir auch etwas zu tragen auflegte,<lb/>
&#x201E;und zwar blos aus Argwohn, daß ich denen ei-<lb/>
&#x201E;ne Gefa&#x0364;lligkeit erzeigen wollte, denen ich &#x017F;chul-<lb/>
&#x201E;dig wa&#x0364;re und wu&#x0364;n&#x017F;chete in allen billigen Fo-<lb/>
&#x201E;derungen gefa&#x0364;llig zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wenn ein hitziger Kopf &#x017F;ich unter&#x017F;tu&#x0364;nde mir<lb/>
&#x201E;zu drohen, daß er zu wunderlichen und uner-<lb/>
&#x201E;laubten Ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ungen gezwungen werden<lb/>
&#x201E;du&#x0364;rfte, (die doch ihn mehr als mich in das Un-<lb/>
&#x201E;glu&#x0364;ck &#x017F;tu&#x0364;rtzen wu&#x0364;rden) &#x017F;o mo&#x0364;chte von mir in<lb/>
&#x201E;Ab&#x017F;icht auf meine Gemu&#x0364;ths-Art und mein Ge-<lb/>
&#x201E;&#x017F;chlecht nicht &#x017F;ehr zu verwundern &#x017F;eyn, wenn<lb/>
&#x201E;ich auch zu wunderlichen Mitteln griffe, ihn<lb/>
&#x201E;von jenen Ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;ungen abzuhalten.&#x201E;</p><lb/>
          <p>Jch gebe ihm &#x017F;ogar zu ver&#x017F;tehen: &#x201E;es wu&#x0364;r-<lb/>
&#x201E;de mich zwar &#x017F;ehr betru&#x0364;ben, wenn um meinet-<lb/>
&#x201E;willen ein Unglu&#x0364;ck vorgehen &#x017F;ollte. Allein wenn<lb/>
&#x201E;ich manche andere an meine Stelle &#x017F;etzte, &#x017F;o<lb/>
&#x201E;wu&#x0364;rden &#x017F;ie u&#x0364;ber &#x017F;einen Drohungen, &#x017F;ich an<lb/>
&#x201E;Herrn <hi rendition="#fr">Solmes</hi> zu ra&#x0364;chen, nur mittelma&#x0364;ßig<lb/>
&#x201E;er&#x017F;chrecken. Denn &#x017F;ie wu&#x0364;rden dencken, wenn<lb/>
&#x201E;er auch &#x017F;ein Wort wahr machte, &#x017F;o wa&#x0364;ren zwey<lb/>
&#x201E;Leute weniger in England, die &#x017F;ie wu&#x0364;n&#x017F;chen mo&#x0364;ch-<lb/>
&#x201E;ten nie ge&#x017F;ehen zu haben.&#x201E;</p><lb/>
          <p>Das i&#x017F;t ehrlich und aufrichtig ge&#x017F;chrieben:<lb/>
und wenn noch etwas zweydeutiges darinn i&#x017F;t,<lb/>
&#x017F;o wird er &#x017F;ich hoffentlich an meiner Statt die<lb/>
Mu&#x0364;he geben, es in noch deutlichers Engli&#x017F;che zu<lb/>
u&#x0364;ber&#x017F;etzen.</p>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0112] Die Geſchichte „genug, das ich von den Meinigen ſo vieles dul- „den muͤßte, dadurch ſie es mir ohnmoͤglich ma- „chen wollten, ihn zu nehmen: es kaͤme noch da- „zu, daß er mir auch etwas zu tragen auflegte, „und zwar blos aus Argwohn, daß ich denen ei- „ne Gefaͤlligkeit erzeigen wollte, denen ich ſchul- „dig waͤre und wuͤnſchete in allen billigen Fo- „derungen gefaͤllig zu ſeyn. „Wenn ein hitziger Kopf ſich unterſtuͤnde mir „zu drohen, daß er zu wunderlichen und uner- „laubten Entſchlieſſungen gezwungen werden „duͤrfte, (die doch ihn mehr als mich in das Un- „gluͤck ſtuͤrtzen wuͤrden) ſo moͤchte von mir in „Abſicht auf meine Gemuͤths-Art und mein Ge- „ſchlecht nicht ſehr zu verwundern ſeyn, wenn „ich auch zu wunderlichen Mitteln griffe, ihn „von jenen Entſchlieſſungen abzuhalten.„ Jch gebe ihm ſogar zu verſtehen: „es wuͤr- „de mich zwar ſehr betruͤben, wenn um meinet- „willen ein Ungluͤck vorgehen ſollte. Allein wenn „ich manche andere an meine Stelle ſetzte, ſo „wuͤrden ſie uͤber ſeinen Drohungen, ſich an „Herrn Solmes zu raͤchen, nur mittelmaͤßig „erſchrecken. Denn ſie wuͤrden dencken, wenn „er auch ſein Wort wahr machte, ſo waͤren zwey „Leute weniger in England, die ſie wuͤnſchen moͤch- „ten nie geſehen zu haben.„ Das iſt ehrlich und aufrichtig geſchrieben: und wenn noch etwas zweydeutiges darinn iſt, ſo wird er ſich hoffentlich an meiner Statt die Muͤhe geben, es in noch deutlichers Engliſche zu uͤberſetzen. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/112
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/112>, abgerufen am 22.11.2024.