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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Beschimpfungen abzubitten. Jndeß war die Thür
zwischen ihnen verschlossen und verriegelt: und
meine Mutter hielt mit aller Gewalt meinen Va-
ter auf. Meine Schwester gab Herrn Love-
lace
die schnödesten Worte, und zog auf mich los,
so bald ich wieder zu mir selbst kam. Alß er aber
erfuhr, wie übel ich mich befände, ging er mit ei-
nem Schwur sich zu rächen aus dem Hause.

Herr Lovelace ist stets bey unsern Bedienten
wohl angeschrieben gewesen. Seine Gütigkeit
und Freygebigkeit gegen sie, und daß er sich her-
unter ließ, mit einem jeden auf eine artige und
schertzhafte Weise zu reden, hatte ihm aller Her-
tzen gewonnen. Jnsonderheit gaben sie bey die-
sem Vorfall den übrigen allen Unrecht, wenn sie
unter sich davon redeten, und rühmten seine Ge-
dult und anständige Aufführung, bis er aufs äus-
serste gereitzt ward, so ausnehmend, daß ich durch
ihre Erzehlungen, und durch die Furchr vor
schlimmern Folgen bewogen ward einen Brief
noch selbigen Abend von ihm anzunehmen, und
einige Tage nachher zu beantworten, weil er un-
gemein höflich geschrieben war, und Herr Love-
lace
versprach, die gantze Sache meiner Entschei-
dung zu überlassen, und sich völlig nach meinem
Willen zu richten.

Auf eine so unglückliche Weise ward er ge-
zwungen den vorigen Briefwechsel von neuen an-
zufangen. Doch schrieb ich nicht eher, bis ich
durch Hrn. Symmes Bruder erfahren, daß mein
Bruder ihn durch seine Beschimpfung gezwungen

den

der Clariſſa.
Beſchimpfungen abzubitten. Jndeß war die Thuͤr
zwiſchen ihnen verſchloſſen und verriegelt: und
meine Mutter hielt mit aller Gewalt meinen Va-
ter auf. Meine Schweſter gab Herrn Love-
lace
die ſchnoͤdeſten Worte, und zog auf mich los,
ſo bald ich wieder zu mir ſelbſt kam. Alß er aber
erfuhr, wie uͤbel ich mich befaͤnde, ging er mit ei-
nem Schwur ſich zu raͤchen aus dem Hauſe.

Herr Lovelace iſt ſtets bey unſern Bedienten
wohl angeſchrieben geweſen. Seine Guͤtigkeit
und Freygebigkeit gegen ſie, und daß er ſich her-
unter ließ, mit einem jeden auf eine artige und
ſchertzhafte Weiſe zu reden, hatte ihm aller Her-
tzen gewonnen. Jnſonderheit gaben ſie bey die-
ſem Vorfall den uͤbrigen allen Unrecht, wenn ſie
unter ſich davon redeten, und ruͤhmten ſeine Ge-
dult und anſtaͤndige Auffuͤhrung, bis er aufs aͤuſ-
ſerſte gereitzt ward, ſo ausnehmend, daß ich durch
ihre Erzehlungen, und durch die Furchr vor
ſchlimmern Folgen bewogen ward einen Brief
noch ſelbigen Abend von ihm anzunehmen, und
einige Tage nachher zu beantworten, weil er un-
gemein hoͤflich geſchrieben war, und Herr Love-
lace
verſprach, die gantze Sache meiner Entſchei-
dung zu uͤberlaſſen, und ſich voͤllig nach meinem
Willen zu richten.

Auf eine ſo ungluͤckliche Weiſe ward er ge-
zwungen den vorigen Briefwechſel von neuen an-
zufangen. Doch ſchrieb ich nicht eher, bis ich
durch Hrn. Symmes Bruder erfahren, daß mein
Bruder ihn durch ſeine Beſchimpfung gezwungen

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[43/0063] der Clariſſa. Beſchimpfungen abzubitten. Jndeß war die Thuͤr zwiſchen ihnen verſchloſſen und verriegelt: und meine Mutter hielt mit aller Gewalt meinen Va- ter auf. Meine Schweſter gab Herrn Love- lace die ſchnoͤdeſten Worte, und zog auf mich los, ſo bald ich wieder zu mir ſelbſt kam. Alß er aber erfuhr, wie uͤbel ich mich befaͤnde, ging er mit ei- nem Schwur ſich zu raͤchen aus dem Hauſe. Herr Lovelace iſt ſtets bey unſern Bedienten wohl angeſchrieben geweſen. Seine Guͤtigkeit und Freygebigkeit gegen ſie, und daß er ſich her- unter ließ, mit einem jeden auf eine artige und ſchertzhafte Weiſe zu reden, hatte ihm aller Her- tzen gewonnen. Jnſonderheit gaben ſie bey die- ſem Vorfall den uͤbrigen allen Unrecht, wenn ſie unter ſich davon redeten, und ruͤhmten ſeine Ge- dult und anſtaͤndige Auffuͤhrung, bis er aufs aͤuſ- ſerſte gereitzt ward, ſo ausnehmend, daß ich durch ihre Erzehlungen, und durch die Furchr vor ſchlimmern Folgen bewogen ward einen Brief noch ſelbigen Abend von ihm anzunehmen, und einige Tage nachher zu beantworten, weil er un- gemein hoͤflich geſchrieben war, und Herr Love- lace verſprach, die gantze Sache meiner Entſchei- dung zu uͤberlaſſen, und ſich voͤllig nach meinem Willen zu richten. Auf eine ſo ungluͤckliche Weiſe ward er ge- zwungen den vorigen Briefwechſel von neuen an- zufangen. Doch ſchrieb ich nicht eher, bis ich durch Hrn. Symmes Bruder erfahren, daß mein Bruder ihn durch ſeine Beſchimpfung gezwungen den

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/63>, abgerufen am 27.11.2024.