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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
Vorurtheil, welches er für strafbar ansahe: und
endlich beschimpfete er auch Herrn Lovelace per-
sönlich. Da dieses in Herr Eduard Symmes (*)
Hause ein halbe Meile von hier geschahe, und
kein redlicher Dr. Lewin zugegen war um sich
ins Mittel zu legen: erfolgte die unglückliche
Schlägerey. Mein Bruder ward, wie Sie ge-
hört haben, entwafnet. Als man ihn nach Hause
gebracht hatte, und jederman die Wunde gefähr-
licher hielt als sie in der That war, auch ein
Wund-Fieber dazu schlug; so brach jederman
los, und alles ward mir zur Last gelegt.

Herr Lovelace schickte drey Tage nach einan-
der und zwar täglich zweymahl nach unserm Hau-
se, um sich nach dem Befinden meines Bruders
zu erkundigen. Ob er gleich harte und so gar an-
zügliche Antworten bekam, ließ er sich dieses doch
nicht abschrecken am vierten Täg versönlich Nach-
richt einzuziehen. Hier ward ihm von meines
Vaters Brüderu, die eben zugegen waren, noch
unhöflicher begegnet. Mein Vater ward mit Ge-
walt abgehalten, daß er nicht mit dem Degen in
der Faust auf ihn losging, ob er gleich das Po-
dagra hatte.

Jch fiel aus Schrecken in Ohnmacht, da ich sa-
he, daß jederman es auf das äusserste ankommen
lassen wollte, und ich Herrn Lovelace schweren
hörte: er wollte nicht weggehen, ohne daß er
mich gesprochen, oder wenigstens meines Vaters
Bruder gezwungen habe, ihm die angethanen

Be-
(*) Ein Bruder des andern Herr Symmes.

Die Geſchichte
Vorurtheil, welches er fuͤr ſtrafbar anſahe: und
endlich beſchimpfete er auch Herrn Lovelace per-
ſoͤnlich. Da dieſes in Herr Eduard Symmes (*)
Hauſe ein halbe Meile von hier geſchahe, und
kein redlicher Dr. Lewin zugegen war um ſich
ins Mittel zu legen: erfolgte die ungluͤckliche
Schlaͤgerey. Mein Bruder ward, wie Sie ge-
hoͤrt haben, entwafnet. Als man ihn nach Hauſe
gebracht hatte, und jederman die Wunde gefaͤhr-
licher hielt als ſie in der That war, auch ein
Wund-Fieber dazu ſchlug; ſo brach jederman
los, und alles ward mir zur Laſt gelegt.

Herr Lovelace ſchickte drey Tage nach einan-
der und zwar taͤglich zweymahl nach unſerm Hau-
ſe, um ſich nach dem Befinden meines Bruders
zu erkundigen. Ob er gleich harte und ſo gar an-
zuͤgliche Antworten bekam, ließ er ſich dieſes doch
nicht abſchrecken am vierten Taͤg verſoͤnlich Nach-
richt einzuziehen. Hier ward ihm von meines
Vaters Bruͤderu, die eben zugegen waren, noch
unhoͤflicher begegnet. Mein Vater ward mit Ge-
walt abgehalten, daß er nicht mit dem Degen in
der Fauſt auf ihn losging, ob er gleich das Po-
dagra hatte.

Jch fiel aus Schrecken in Ohnmacht, da ich ſa-
he, daß jederman es auf das aͤuſſerſte ankommen
laſſen wollte, und ich Herrn Lovelace ſchweren
hoͤrte: er wollte nicht weggehen, ohne daß er
mich geſprochen, oder wenigſtens meines Vaters
Bruder gezwungen habe, ihm die angethanen

Be-
(*) Ein Bruder des andern Herr Symmes.
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[42/0062] Die Geſchichte Vorurtheil, welches er fuͤr ſtrafbar anſahe: und endlich beſchimpfete er auch Herrn Lovelace per- ſoͤnlich. Da dieſes in Herr Eduard Symmes (*) Hauſe ein halbe Meile von hier geſchahe, und kein redlicher Dr. Lewin zugegen war um ſich ins Mittel zu legen: erfolgte die ungluͤckliche Schlaͤgerey. Mein Bruder ward, wie Sie ge- hoͤrt haben, entwafnet. Als man ihn nach Hauſe gebracht hatte, und jederman die Wunde gefaͤhr- licher hielt als ſie in der That war, auch ein Wund-Fieber dazu ſchlug; ſo brach jederman los, und alles ward mir zur Laſt gelegt. Herr Lovelace ſchickte drey Tage nach einan- der und zwar taͤglich zweymahl nach unſerm Hau- ſe, um ſich nach dem Befinden meines Bruders zu erkundigen. Ob er gleich harte und ſo gar an- zuͤgliche Antworten bekam, ließ er ſich dieſes doch nicht abſchrecken am vierten Taͤg verſoͤnlich Nach- richt einzuziehen. Hier ward ihm von meines Vaters Bruͤderu, die eben zugegen waren, noch unhoͤflicher begegnet. Mein Vater ward mit Ge- walt abgehalten, daß er nicht mit dem Degen in der Fauſt auf ihn losging, ob er gleich das Po- dagra hatte. Jch fiel aus Schrecken in Ohnmacht, da ich ſa- he, daß jederman es auf das aͤuſſerſte ankommen laſſen wollte, und ich Herrn Lovelace ſchweren hoͤrte: er wollte nicht weggehen, ohne daß er mich geſprochen, oder wenigſtens meines Vaters Bruder gezwungen habe, ihm die angethanen Be- (*) Ein Bruder des andern Herr Symmes.

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/62>, abgerufen am 23.11.2024.