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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
sollte der zweyte Anzug kleiner seyn. Wolt ihr
nicht anordnen mein Hertz, daß eurer Gros-Mut-
ter Juwelen umgesetzt und aufgeputzt werden?
oder wollt ihr lieber in den neuen Juwelen erschei-
nen, die euch Herr Solmes zugedacht hat? Er
redet von zwey bis drey tausend Pfund, die auf
Geschencke gehen sollen. Alle mein Wunder, wie
kostbar werdet ihr angeputzet seyn! Was? sagt
ihr nichts, süsser Schatz der Mutter Norton?
Noch immer stille? Allein wollt ihr euch nicht lie-
ber in Sammet kleiden? das würde in einer Kir-
che auf dem Lande ein grosses Aufsehen machen;
und einen Monath lang wird es noch wegen des
Wetters angehen. Karmesin-roth sollte hübsch
lassen. Ey! bey so einer schönen Farbe, als ihr
habt, sollte es treflich stehen. Was für eine artige
Röthe würde es euch geben! Huchey! (ans Spott,
weil ich eben seufzete, daß ich so mit mir spielen
lassen muste) Und ihr seufzt, Hertzchen? Aber wie!
was denckt ihr zu schwartzen Sammet? weil es
doch eine öffentliche Hochzeit ist. Schwartzer
Sammet! - - und so ein schön Gesicht, mit so hel-
len Augen, die wie die Sonne im April durch eine
Regenwolcke scheinen! Sagt euch das nicht Lo-
velace
auch, daß ihr schöne Augen habt? Wie
liebenswürdig werdet ihr emander vorkommen!
Noch immer stumm? Aber die Spitzen, Clärchen-

Sie wollte noch weiter reden, wenn nicht Frau
Hervey auf uns zugegangen wäre, da sie noch im
Gehen die Augen abwischete. Was sagt ihr euch
einander ins Ohr, Fräuleins! (fing sie an.) Sie
sehen so vergnügt und ruhig zu ihrer geheimen

Un

Die Geſchichte
ſollte der zweyte Anzug kleiner ſeyn. Wolt ihr
nicht anordnen mein Hertz, daß eurer Gros-Mut-
ter Juwelen umgeſetzt und aufgeputzt werden?
oder wollt ihr lieber in den neuen Juwelen erſchei-
nen, die euch Herr Solmes zugedacht hat? Er
redet von zwey bis drey tauſend Pfund, die auf
Geſchencke gehen ſollen. Alle mein Wunder, wie
koſtbar werdet ihr angeputzet ſeyn! Was? ſagt
ihr nichts, ſuͤſſer Schatz der Mutter Norton?
Noch immer ſtille? Allein wollt ihr euch nicht lie-
ber in Sammet kleiden? das wuͤrde in einer Kir-
che auf dem Lande ein groſſes Aufſehen machen;
und einen Monath lang wird es noch wegen des
Wetters angehen. Karmeſin-roth ſollte huͤbſch
laſſen. Ey! bey ſo einer ſchoͤnen Farbe, als ihr
habt, ſollte es treflich ſtehen. Was fuͤr eine artige
Roͤthe wuͤrde es euch geben! Huchey! (ans Spott,
weil ich eben ſeufzete, daß ich ſo mit mir ſpielen
laſſen muſte) Und ihr ſeufzt, Hertzchen? Aber wie!
was denckt ihr zu ſchwartzen Sammet? weil es
doch eine oͤffentliche Hochzeit iſt. Schwartzer
Sammet! ‒ ‒ und ſo ein ſchoͤn Geſicht, mit ſo hel-
len Augen, die wie die Sonne im April durch eine
Regenwolcke ſcheinen! Sagt euch das nicht Lo-
velace
auch, daß ihr ſchoͤne Augen habt? Wie
liebenswuͤrdig werdet ihr emander vorkommen!
Noch immer ſtumm? Aber die Spitzen, Claͤrchen-

Sie wollte noch weiter reden, wenn nicht Frau
Hervey auf uns zugegangen waͤre, da ſie noch im
Gehen die Augen abwiſchete. Was ſagt ihr euch
einander ins Ohr, Fraͤuleins! (fing ſie an.) Sie
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[514/0534] Die Geſchichte ſollte der zweyte Anzug kleiner ſeyn. Wolt ihr nicht anordnen mein Hertz, daß eurer Gros-Mut- ter Juwelen umgeſetzt und aufgeputzt werden? oder wollt ihr lieber in den neuen Juwelen erſchei- nen, die euch Herr Solmes zugedacht hat? Er redet von zwey bis drey tauſend Pfund, die auf Geſchencke gehen ſollen. Alle mein Wunder, wie koſtbar werdet ihr angeputzet ſeyn! Was? ſagt ihr nichts, ſuͤſſer Schatz der Mutter Norton? Noch immer ſtille? Allein wollt ihr euch nicht lie- ber in Sammet kleiden? das wuͤrde in einer Kir- che auf dem Lande ein groſſes Aufſehen machen; und einen Monath lang wird es noch wegen des Wetters angehen. Karmeſin-roth ſollte huͤbſch laſſen. Ey! bey ſo einer ſchoͤnen Farbe, als ihr habt, ſollte es treflich ſtehen. Was fuͤr eine artige Roͤthe wuͤrde es euch geben! Huchey! (ans Spott, weil ich eben ſeufzete, daß ich ſo mit mir ſpielen laſſen muſte) Und ihr ſeufzt, Hertzchen? Aber wie! was denckt ihr zu ſchwartzen Sammet? weil es doch eine oͤffentliche Hochzeit iſt. Schwartzer Sammet! ‒ ‒ und ſo ein ſchoͤn Geſicht, mit ſo hel- len Augen, die wie die Sonne im April durch eine Regenwolcke ſcheinen! Sagt euch das nicht Lo- velace auch, daß ihr ſchoͤne Augen habt? Wie liebenswuͤrdig werdet ihr emander vorkommen! Noch immer ſtumm? Aber die Spitzen, Claͤrchen- Sie wollte noch weiter reden, wenn nicht Frau Hervey auf uns zugegangen waͤre, da ſie noch im Gehen die Augen abwiſchete. Was ſagt ihr euch einander ins Ohr, Fraͤuleins! (fing ſie an.) Sie ſehen ſo vergnuͤgt und ruhig zu ihrer geheimen Un

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 514. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/534>, abgerufen am 23.11.2024.