Ein listiges Thier! sagte meine Schwester. Daraus, daß sie ihr Wort mit zu der Frage gege- ben hatte, merckte ich eben, daß es eine Schlinge für mich seyn sollte.
Jch sagte darauf: legen sie mir doch keine Fragen vor, Frau Base, die zu nichts anders dienen können, als meines Bruders Absichten zu befördern. Jst aber einige Hofnung ein Ende mei- ner Trübsaal zu sehen, ohne daß mir dieser eckel- haffte Mensch aufgedrungen wird? kann das nicht angenommen werden, wozu ich mich erboten habe? Jch dächte es müßte angenommen werden.
Wie Clärchen? Halten sie sich von ihrer Pflicht gegen ihre Eltern frey, wenn keine solche Hofnung ist?
Ja! (sagte meine Schwester) ich glaube ge- wiß, daß es Clärchens Absicht ist, wo nicht zu Lovelacen zu fliehen, doch ihr Gut in ihre Hände zu bekommen, und sich daselbst in aller der uneingeschränckten Freyheit aufzuhalten, auf die sie alle ihre Hoffnung setzt. Du lieber GOtt! wie werdet ihr da eur Licht leuchten lassen! Jhr werdet gewiß eure Mutter Norton, eur Orackel bey euch, und die Thüren mit Armen besetzt ha- ben, und euch mit niederträchtigem Hochmuth mit den Lumpen-Hunden gemein machen. Durch eure prahlerische Freygebigkeit werdet ihr allem vor- nehmen Frauenzimmer in der Nachbarschaft einen Vorwurff machen, wenn sie euch nicht nachfolgen. Unterdessen daß die Armen ausser Hause euch ei- nen guten Nahmen machen, wird euch Lovelace
im
J i 3
der Clariſſa.
Ein liſtiges Thier! ſagte meine Schweſter. Daraus, daß ſie ihr Wort mit zu der Frage gege- ben hatte, merckte ich eben, daß es eine Schlinge fuͤr mich ſeyn ſollte.
Jch ſagte darauf: legen ſie mir doch keine Fragen vor, Frau Baſe, die zu nichts anders dienen koͤnnen, als meines Bruders Abſichten zu befoͤrdern. Jſt aber einige Hofnung ein Ende mei- ner Truͤbſaal zu ſehen, ohne daß mir dieſer eckel- haffte Menſch aufgedrungen wird? kann das nicht angenommen werden, wozu ich mich erboten habe? Jch daͤchte es muͤßte angenommen werden.
Wie Claͤrchen? Halten ſie ſich von ihrer Pflicht gegen ihre Eltern frey, wenn keine ſolche Hofnung iſt?
Ja! (ſagte meine Schweſter) ich glaube ge- wiß, daß es Claͤrchens Abſicht iſt, wo nicht zu Lovelacen zu fliehen, doch ihr Gut in ihre Haͤnde zu bekommen, und ſich daſelbſt in aller der uneingeſchraͤnckten Freyheit aufzuhalten, auf die ſie alle ihre Hoffnung ſetzt. Du lieber GOtt! wie werdet ihr da eur Licht leuchten laſſen! Jhr werdet gewiß eure Mutter Norton, eur Orackel bey euch, und die Thuͤren mit Armen beſetzt ha- ben, und euch mit niedertraͤchtigem Hochmuth mit den Lumpen-Hunden gemein machen. Durch eure prahleriſche Freygebigkeit werdet ihr allem vor- nehmen Frauenzimmer in der Nachbarſchaft einen Vorwurff machen, wenn ſie euch nicht nachfolgen. Unterdeſſen daß die Armen auſſer Hauſe euch ei- nen guten Nahmen machen, wird euch Lovelace
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der Clariſſa.
Ein liſtiges Thier! ſagte meine Schweſter.
Daraus, daß ſie ihr Wort mit zu der Frage gege-
ben hatte, merckte ich eben, daß es eine Schlinge
fuͤr mich ſeyn ſollte.
Jch ſagte darauf: legen ſie mir doch keine
Fragen vor, Frau Baſe, die zu nichts anders
dienen koͤnnen, als meines Bruders Abſichten zu
befoͤrdern. Jſt aber einige Hofnung ein Ende mei-
ner Truͤbſaal zu ſehen, ohne daß mir dieſer eckel-
haffte Menſch aufgedrungen wird? kann das
nicht angenommen werden, wozu ich mich erboten
habe? Jch daͤchte es muͤßte angenommen werden.
Wie Claͤrchen? Halten ſie ſich von ihrer
Pflicht gegen ihre Eltern frey, wenn keine ſolche
Hofnung iſt?
Ja! (ſagte meine Schweſter) ich glaube ge-
wiß, daß es Claͤrchens Abſicht iſt, wo nicht
zu Lovelacen zu fliehen, doch ihr Gut in ihre
Haͤnde zu bekommen, und ſich daſelbſt in aller
der uneingeſchraͤnckten Freyheit aufzuhalten, auf
die ſie alle ihre Hoffnung ſetzt. Du lieber GOtt!
wie werdet ihr da eur Licht leuchten laſſen! Jhr
werdet gewiß eure Mutter Norton, eur Orackel
bey euch, und die Thuͤren mit Armen beſetzt ha-
ben, und euch mit niedertraͤchtigem Hochmuth mit
den Lumpen-Hunden gemein machen. Durch eure
prahleriſche Freygebigkeit werdet ihr allem vor-
nehmen Frauenzimmer in der Nachbarſchaft einen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/521>, abgerufen am 24.11.2024.
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