ich will Jhnen also nur das berichten, was ei- niger massen neu scheinen kann.
Als sie mich, wie sie es nannte, unbeweglich fand, sagte sie: wenn ich weder Herrn Solmes noch Herrn Lovelace haben sollte, und doch hey- rathen müßte um meine Freunde zu beruhigen, so käme es ihr nicht übel vor, auf Herrn Wyerley zu dencken: was ich denn zu Herrn Wyerley sagte?
Ja Clärchen, (fing meine Schwester an) was sagt ihr zu Herrn Wyerley?
Jch sahe den Fallstrick bald. Man wollte mich überzeugen, daß ich eine unbedungene Zu- neigung zu Herrn Lovelace hätte. Da nun Herr Wyerley überall von seiner Hochachtung und bey nahe Ehrfurcht gegen mich redet, und gegen seine Person und Gemüth viel weniger als gegen Solmes einzuwenden ist; so wollte ich mir dieses zu Nutze machen, und versuchen, ob man wol Herrn Solmes mit seinen vortheilhasten Bedin- gungen abweisen würde, da es ohnmöglich ist, gleiche Bedingungen von Wyerley zu erhalten?
Jch verlangte deswegen eine Erklärung, ob ich von Herrn Solmes erlöset werden könte, wenn meine Antwort für Herrn Wyerley ausfiele? Denn ich wäre diesem nicht so abgeneigt als jenem.
Sie antwortete: es sey ihr nicht aufgetragen, diesen Vorschlag zu thun. Sie wüßte nur so viel, daß mein Vater und meine Mutter nicht ruhig seyn würden, bis Herrn Lovelaces Hoffnung gäntzlich zernichtet wäre.
Ein
Die Geſchichte
ich will Jhnen alſo nur das berichten, was ei- niger maſſen neu ſcheinen kann.
Als ſie mich, wie ſie es nannte, unbeweglich fand, ſagte ſie: wenn ich weder Herrn Solmes noch Herrn Lovelace haben ſollte, und doch hey- rathen muͤßte um meine Freunde zu beruhigen, ſo kaͤme es ihr nicht uͤbel vor, auf Herrn Wyerley zu dencken: was ich denn zu Herrn Wyerley ſagte?
Ja Claͤrchen, (fing meine Schweſter an) was ſagt ihr zu Herrn Wyerley?
Jch ſahe den Fallſtrick bald. Man wollte mich uͤberzeugen, daß ich eine unbedungene Zu- neigung zu Herrn Lovelace haͤtte. Da nun Herr Wyerley uͤberall von ſeiner Hochachtung und bey nahe Ehrfurcht gegen mich redet, und gegen ſeine Perſon und Gemuͤth viel weniger als gegen Solmes einzuwenden iſt; ſo wollte ich mir dieſes zu Nutze machen, und verſuchen, ob man wol Herrn Solmes mit ſeinen vortheilhaſten Bedin- gungen abweiſen wuͤrde, da es ohnmoͤglich iſt, gleiche Bedingungen von Wyerley zu erhalten?
Jch verlangte deswegen eine Erklaͤrung, ob ich von Herrn Solmes erloͤſet werden koͤnte, wenn meine Antwort fuͤr Herrn Wyerley ausfiele? Denn ich waͤre dieſem nicht ſo abgeneigt als jenem.
Sie antwortete: es ſey ihr nicht aufgetragen, dieſen Vorſchlag zu thun. Sie wuͤßte nur ſo viel, daß mein Vater und meine Mutter nicht ruhig ſeyn wuͤrden, bis Herrn Lovelaces Hoffnung gaͤntzlich zernichtet waͤre.
Ein
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Die Geſchichte
ich will Jhnen alſo nur das berichten, was ei-
niger maſſen neu ſcheinen kann.
Als ſie mich, wie ſie es nannte, unbeweglich
fand, ſagte ſie: wenn ich weder Herrn Solmes
noch Herrn Lovelace haben ſollte, und doch hey-
rathen muͤßte um meine Freunde zu beruhigen, ſo
kaͤme es ihr nicht uͤbel vor, auf Herrn Wyerley
zu dencken: was ich denn zu Herrn Wyerley
ſagte?
Ja Claͤrchen, (fing meine Schweſter an)
was ſagt ihr zu Herrn Wyerley?
Jch ſahe den Fallſtrick bald. Man wollte
mich uͤberzeugen, daß ich eine unbedungene Zu-
neigung zu Herrn Lovelace haͤtte. Da nun Herr
Wyerley uͤberall von ſeiner Hochachtung und
bey nahe Ehrfurcht gegen mich redet, und gegen
ſeine Perſon und Gemuͤth viel weniger als gegen
Solmes einzuwenden iſt; ſo wollte ich mir dieſes
zu Nutze machen, und verſuchen, ob man wol
Herrn Solmes mit ſeinen vortheilhaſten Bedin-
gungen abweiſen wuͤrde, da es ohnmoͤglich iſt,
gleiche Bedingungen von Wyerley zu erhalten?
Jch verlangte deswegen eine Erklaͤrung, ob ich
von Herrn Solmes erloͤſet werden koͤnte, wenn
meine Antwort fuͤr Herrn Wyerley ausfiele?
Denn ich waͤre dieſem nicht ſo abgeneigt als
jenem.
Sie antwortete: es ſey ihr nicht aufgetragen,
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daß mein Vater und meine Mutter nicht ruhig
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/520>, abgerufen am 22.11.2024.
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