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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.

Sie sagt, er hätte im heftisten Zorn zu mir
herauf kommen wollen, als er gehöret hätte, daß ich
Herrn Solmes nicht sprechen wollte. Allein
mein Bruder und meine Schwester hätten ihn
vermocht, es nicht zu thun.

Jch wünschte, daß er es gethan, ja daß er mich
umgebracht hätte, wenn es ohne Versündigung
von seiner Seiten hätte geschehen können.

Herr Solmes ließ es sich gefallen, (ich bin ihm
sehr verbunden!) für mich zu bitten.

Alles ist in Unruhe. Jch kann das Ende nicht
übersehen. Jch bin des Lebens überdrüßig. So
glücklich vor einigen Wochen, und jetzt so unglück-
lich! - - - Meine Mutter hat mit Recht gesagt,
daß ich einen harten Stand haben würde.

P. S. Mein Bruder und meine Schwester ha-
ben sich das einfältige ungezogene Mädchen aus-
gebeten; und verlangen, daß ich ihrer Zucht soll
übergeben werden. Mein Vater hat es schon be-
williget, allein nicht meine Mutter: was für Grau-
samkeit aber habe ich von ihrem Neid, Eifersucht
und Bosheit zu gewarten, wenn sie diese Bitte
erhalten! Jch werde es bald mercken können,
wenn sie ihnen soll zugestanden werden. Meine
Base Dorothea Hervey hat mir dieses schristlich
gesteckt, und das Zettelchen unweit von dem Holtz-
Stalle hingelegt. Das liebe Kind will mich gern
sprechen? allein es ist ihr untersagt, mich anders
als Frau Solmes oder als Herr Solmes Braut
zu sprechen. Die Beständigkeit und Unbeweg-

lichkeit
der Clariſſa.

Sie ſagt, er haͤtte im heftiſten Zorn zu mir
herauf kommen wollen, als er gehoͤret haͤtte, daß ich
Herrn Solmes nicht ſprechen wollte. Allein
mein Bruder und meine Schweſter haͤtten ihn
vermocht, es nicht zu thun.

Jch wuͤnſchte, daß er es gethan, ja daß er mich
umgebracht haͤtte, wenn es ohne Verſuͤndigung
von ſeiner Seiten haͤtte geſchehen koͤnnen.

Herr Solmes ließ es ſich gefallen, (ich bin ihm
ſehr verbunden!) fuͤr mich zu bitten.

Alles iſt in Unruhe. Jch kann das Ende nicht
uͤberſehen. Jch bin des Lebens uͤberdruͤßig. So
gluͤcklich vor einigen Wochen, und jetzt ſo ungluͤck-
lich! ‒ ‒ ‒ Meine Mutter hat mit Recht geſagt,
daß ich einen harten Stand haben wuͤrde.

P. S. Mein Bruder und meine Schweſter ha-
ben ſich das einfaͤltige ungezogene Maͤdchen aus-
gebeten; und verlangen, daß ich ihrer Zucht ſoll
uͤbergeben werden. Mein Vater hat es ſchon be-
williget, allein nicht meine Mutter: was fuͤr Grau-
ſamkeit aber habe ich von ihrem Neid, Eiferſucht
und Bosheit zu gewarten, wenn ſie dieſe Bitte
erhalten! Jch werde es bald mercken koͤnnen,
wenn ſie ihnen ſoll zugeſtanden werden. Meine
Baſe Dorothea Hervey hat mir dieſes ſchriſtlich
geſteckt, und das Zettelchen unweit von dem Holtz-
Stalle hingelegt. Das liebe Kind will mich gern
ſprechen? allein es iſt ihr unterſagt, mich anders
als Frau Solmes oder als Herr Solmes Braut
zu ſprechen. Die Beſtaͤndigkeit und Unbeweg-

lichkeit
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[477/0497] der Clariſſa. Sie ſagt, er haͤtte im heftiſten Zorn zu mir herauf kommen wollen, als er gehoͤret haͤtte, daß ich Herrn Solmes nicht ſprechen wollte. Allein mein Bruder und meine Schweſter haͤtten ihn vermocht, es nicht zu thun. Jch wuͤnſchte, daß er es gethan, ja daß er mich umgebracht haͤtte, wenn es ohne Verſuͤndigung von ſeiner Seiten haͤtte geſchehen koͤnnen. Herr Solmes ließ es ſich gefallen, (ich bin ihm ſehr verbunden!) fuͤr mich zu bitten. Alles iſt in Unruhe. Jch kann das Ende nicht uͤberſehen. Jch bin des Lebens uͤberdruͤßig. So gluͤcklich vor einigen Wochen, und jetzt ſo ungluͤck- lich! ‒ ‒ ‒ Meine Mutter hat mit Recht geſagt, daß ich einen harten Stand haben wuͤrde. P. S. Mein Bruder und meine Schweſter ha- ben ſich das einfaͤltige ungezogene Maͤdchen aus- gebeten; und verlangen, daß ich ihrer Zucht ſoll uͤbergeben werden. Mein Vater hat es ſchon be- williget, allein nicht meine Mutter: was fuͤr Grau- ſamkeit aber habe ich von ihrem Neid, Eiferſucht und Bosheit zu gewarten, wenn ſie dieſe Bitte erhalten! Jch werde es bald mercken koͤnnen, wenn ſie ihnen ſoll zugeſtanden werden. Meine Baſe Dorothea Hervey hat mir dieſes ſchriſtlich geſteckt, und das Zettelchen unweit von dem Holtz- Stalle hingelegt. Das liebe Kind will mich gern ſprechen? allein es iſt ihr unterſagt, mich anders als Frau Solmes oder als Herr Solmes Braut zu ſprechen. Die Beſtaͤndigkeit und Unbeweg- lichkeit

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/497>, abgerufen am 23.11.2024.