Seyn sie versichert (sagte mein Vater mit einer zornigen Stimme) daß wir uns von ihr nicht eintreiben lassen wollen. Wir verlangen uns nicht lächerlich zu machen, und das Ansehen zu haben, als könnten wir einer Tochter nicht befehlen. Kurtz ein verfluchter Bösewicht, der bey nahe den eintzigen Sohn ermordet hätte, soll uns keine Tochter abtrotzen. Sie würde also klüger thun, wenn sie so Gehorsahm leistete, daß man es ihr Danck wissen könnte: denn Gehorsahm muß und soll sie leisten, wenn ich das Leben behalte, ob sie sich gleich einbildet, daß meines Vaters unbedachtsa- me Gütigkeit sie in den Stand setzet ihres Vaters nicht nöthig zu haben. Wahrlich seit der Zeit ist sie das Kind nicht mehr, das sie vorhin war. Ein un- gerechtes Vermächtniß! und wie es das Ansehen hat, so wird auch schlechter Seegen darauf ru- hen. Wenn sie den liederlichen Lovelace heyra- thet, so soll sie über einen jeden Gulden mit mir einen Proceß zu führen haben. Sagen sie ihr das: und bedeuten sie ihr, daß das Testament umge- stossen werden kan und soll.
Meine Onckles pflichteten ihm mit eben so vieler Hitze bey.
Mein Bruder, meine Schwester waren beyde ungemein hitzig.
Meine Base Hervey sagte: es wäre kein Stück, darin es so heilsahm sey, daß sich Kinder nach dem Willen der Eltern richteten, als in Heyraths-Sachen. Es sey sehr billig, daß ich meinen Eltern etwas zu Gefallen thäte.
Die
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der Clariſſa.
Seyn ſie verſichert (ſagte mein Vater mit einer zornigen Stimme) daß wir uns von ihr nicht eintreiben laſſen wollen. Wir verlangen uns nicht laͤcherlich zu machen, und das Anſehen zu haben, als koͤnnten wir einer Tochter nicht befehlen. Kurtz ein verfluchter Boͤſewicht, der bey nahe den eintzigen Sohn ermordet haͤtte, ſoll uns keine Tochter abtrotzen. Sie wuͤrde alſo kluͤger thun, wenn ſie ſo Gehorſahm leiſtete, daß man es ihr Danck wiſſen koͤnnte: denn Gehorſahm muß und ſoll ſie leiſten, wenn ich das Leben behalte, ob ſie ſich gleich einbildet, daß meines Vaters unbedachtſa- me Guͤtigkeit ſie in den Stand ſetzet ihres Vaters nicht noͤthig zu haben. Wahrlich ſeit der Zeit iſt ſie das Kind nicht mehr, das ſie vorhin war. Ein un- gerechtes Vermaͤchtniß! und wie es das Anſehen hat, ſo wird auch ſchlechter Seegen darauf ru- hen. Wenn ſie den liederlichen Lovelace heyra- thet, ſo ſoll ſie uͤber einen jeden Gulden mit mir einen Proceß zu fuͤhren haben. Sagen ſie ihr das: und bedeuten ſie ihr, daß das Teſtament umge- ſtoſſen werden kan und ſoll.
Meine Onckles pflichteten ihm mit eben ſo vieler Hitze bey.
Mein Bruder, meine Schweſter waren beyde ungemein hitzig.
Meine Baſe Hervey ſagte: es waͤre kein Stuͤck, darin es ſo heilſahm ſey, daß ſich Kinder nach dem Willen der Eltern richteten, als in Heyraths-Sachen. Es ſey ſehr billig, daß ich meinen Eltern etwas zu Gefallen thaͤte.
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der Clariſſa.
Seyn ſie verſichert (ſagte mein Vater mit
einer zornigen Stimme) daß wir uns von ihr
nicht eintreiben laſſen wollen. Wir verlangen uns
nicht laͤcherlich zu machen, und das Anſehen zu
haben, als koͤnnten wir einer Tochter nicht befehlen.
Kurtz ein verfluchter Boͤſewicht, der bey nahe den
eintzigen Sohn ermordet haͤtte, ſoll uns keine
Tochter abtrotzen. Sie wuͤrde alſo kluͤger thun,
wenn ſie ſo Gehorſahm leiſtete, daß man es ihr
Danck wiſſen koͤnnte: denn Gehorſahm muß und
ſoll ſie leiſten, wenn ich das Leben behalte, ob ſie ſich
gleich einbildet, daß meines Vaters unbedachtſa-
me Guͤtigkeit ſie in den Stand ſetzet ihres Vaters
nicht noͤthig zu haben. Wahrlich ſeit der Zeit iſt ſie
das Kind nicht mehr, das ſie vorhin war. Ein un-
gerechtes Vermaͤchtniß! und wie es das Anſehen
hat, ſo wird auch ſchlechter Seegen darauf ru-
hen. Wenn ſie den liederlichen Lovelace heyra-
thet, ſo ſoll ſie uͤber einen jeden Gulden mit mir
einen Proceß zu fuͤhren haben. Sagen ſie ihr das:
und bedeuten ſie ihr, daß das Teſtament umge-
ſtoſſen werden kan und ſoll.
Meine Onckles pflichteten ihm mit eben ſo
vieler Hitze bey.
Mein Bruder, meine Schweſter waren beyde
ungemein hitzig.
Meine Baſe Hervey ſagte: es waͤre kein
Stuͤck, darin es ſo heilſahm ſey, daß ſich Kinder
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/455>, abgerufen am 23.11.2024.
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