ihr Post-Contoir an die Fräulein Howe ist, nachdem sie mir gestanden hat, daß sie mit dieser Briefe wechsele.
Diese Unterredung soll sie hoffentlich dazu bringen, mir diese Freyheit noch mehrmahls zu gestatten. Denn wenn sie gegen den Ort unse- rer ersten Zusammenkunft eine Einwendung hat, so kann ich ihr in dem schattigten Theil des Gar- tens, der nach Holländischen Geschmack angelegt ist, aufwarten, so bald sie es befiehlt; denn der vorhin erwähnte Lehmann hat mir Gelegenheit verschaft, mir zwey Schlüssel zu der Garten-Thür machen zu lassen, die nach dem unrichtigen Wäldchen führt, in dem es, wie die Leute meinen, spückt, weil sich einer vor zwantzig Jahren darinn erhenckt hat. Den einen Schlüssel habe ich ihm aus gewissen Absichten zurück gegeben. Er hat mir versprochen auf meinen ersten Winck die Thür inwendig aufzuriegeln.
Jch habe ihm aber zum voraus auf meine Eh- re versprechen müssen, daß ich mich dieses Ein- gangs in den Garten nicht zum Schaden meiner Feinde bedienen will. Denn er sagt: er hätte sei- ne Herrschaft lieb; und wenn er mich nicht für ei- nen ehrliebenden Herrn hielte, und glaubte, daß eine Verbindung mit mir seiner Herrschaft eine Ehre seyn würde, und daß sie es selbst dafür hal- ten würde, wenn nur erst die Vorurtheile bey Seite gelegt wären: so wollte er die Welt nicht nehmen, um das zu thun was er jetzt thäte.
Jch habe nie einen Schelm gekannt, der nicht
seine
Die Geſchichte
ihr Poſt-Contoir an die Fraͤulein Howe iſt, nachdem ſie mir geſtanden hat, daß ſie mit dieſer Briefe wechſele.
Dieſe Unterredung ſoll ſie hoffentlich dazu bringen, mir dieſe Freyheit noch mehrmahls zu geſtatten. Denn wenn ſie gegen den Ort unſe- rer erſten Zuſammenkunft eine Einwendung hat, ſo kann ich ihr in dem ſchattigten Theil des Gar- tens, der nach Hollaͤndiſchen Geſchmack angelegt iſt, aufwarten, ſo bald ſie es befiehlt; denn der vorhin erwaͤhnte Lehmann hat mir Gelegenheit verſchaft, mir zwey Schluͤſſel zu der Garten-Thuͤr machen zu laſſen, die nach dem unrichtigen Waͤldchen fuͤhrt, in dem es, wie die Leute meinen, ſpuͤckt, weil ſich einer vor zwantzig Jahren darinn erhenckt hat. Den einen Schluͤſſel habe ich ihm aus gewiſſen Abſichten zuruͤck gegeben. Er hat mir verſprochen auf meinen erſten Winck die Thuͤr inwendig aufzuriegeln.
Jch habe ihm aber zum voraus auf meine Eh- re verſprechen muͤſſen, daß ich mich dieſes Ein- gangs in den Garten nicht zum Schaden meiner Feinde bedienen will. Denn er ſagt: er haͤtte ſei- ne Herrſchaft lieb; und wenn er mich nicht fuͤr ei- nen ehrliebenden Herrn hielte, und glaubte, daß eine Verbindung mit mir ſeiner Herrſchaft eine Ehre ſeyn wuͤrde, und daß ſie es ſelbſt dafuͤr hal- ten wuͤrde, wenn nur erſt die Vorurtheile bey Seite gelegt waͤren: ſo wollte er die Welt nicht nehmen, um das zu thun was er jetzt thaͤte.
Jch habe nie einen Schelm gekannt, der nicht
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Die Geſchichte
ihr Poſt-Contoir an die Fraͤulein Howe iſt,
nachdem ſie mir geſtanden hat, daß ſie mit dieſer
Briefe wechſele.
Dieſe Unterredung ſoll ſie hoffentlich dazu
bringen, mir dieſe Freyheit noch mehrmahls zu
geſtatten. Denn wenn ſie gegen den Ort unſe-
rer erſten Zuſammenkunft eine Einwendung hat,
ſo kann ich ihr in dem ſchattigten Theil des Gar-
tens, der nach Hollaͤndiſchen Geſchmack angelegt
iſt, aufwarten, ſo bald ſie es befiehlt; denn der
vorhin erwaͤhnte Lehmann hat mir Gelegenheit
verſchaft, mir zwey Schluͤſſel zu der Garten-Thuͤr
machen zu laſſen, die nach dem unrichtigen
Waͤldchen fuͤhrt, in dem es, wie die Leute meinen,
ſpuͤckt, weil ſich einer vor zwantzig Jahren darinn
erhenckt hat. Den einen Schluͤſſel habe ich ihm
aus gewiſſen Abſichten zuruͤck gegeben. Er hat
mir verſprochen auf meinen erſten Winck die
Thuͤr inwendig aufzuriegeln.
Jch habe ihm aber zum voraus auf meine Eh-
re verſprechen muͤſſen, daß ich mich dieſes Ein-
gangs in den Garten nicht zum Schaden meiner
Feinde bedienen will. Denn er ſagt: er haͤtte ſei-
ne Herrſchaft lieb; und wenn er mich nicht fuͤr ei-
nen ehrliebenden Herrn hielte, und glaubte, daß
eine Verbindung mit mir ſeiner Herrſchaft eine
Ehre ſeyn wuͤrde, und daß ſie es ſelbſt dafuͤr hal-
ten wuͤrde, wenn nur erſt die Vorurtheile bey
Seite gelegt waͤren: ſo wollte er die Welt nicht
nehmen, um das zu thun was er jetzt thaͤte.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/414>, abgerufen am 23.11.2024.
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