Anerbieten, ihn zu überbringen. Für ihn wird wol das rathsamste seyn, vorzugeben, sie hätte ihm nunmehr auch den Brieff nicht anvertrauen wollen.
Kannst du mercken, wie viele Endzwecke ich durch dieses eintzige Mittel erreiche?
Die Fräulein behält dadurch, ohne die Ursa- che zu wissen, die Freyheit allein in dem Garten herum zu gehen. Des Lehmanns Erzählung bestärckt die Jhrigen in der Meinung, daß sie nun keine Briefe mehr wechseln könne, nachdem sie ihr Cammer-Mädchen abgeschaft haben: denn sonst würde sie es nicht gewagt haben, diesen Be- dienten zu bestechen, der keiner von ihren Ver- trauten ist: sie kann demnach ihren Brief-Wech- sel mit mir und der Fräulein Howe ohne einigen Verdacht fortsetzen.
Vielleicht bekomme ich auch durch eben dieses Mittel eine Gelegenheit, mich mit ihr zu unterre- den. Jch dencke jetzt eben darauf, wie ich mir ei- ne solche Gelegenheit machen will, sie mag es bil- ligen oder nicht, nachdem ich durch meinen Spion, der alle andere Bedienten abhalten kann erfahren habe, daß sie alle Morgen und Abends nach einem abgelegenen Holtz-Behält- niß unter dem Vorwand gehet, einige Bantami- sche Hüner von ihres Gros Vatters Zucht, an denen sie noch sehr viel Vergnügen findet, und ei- niges andere artige Feder-Vieh zu sehen und zu süttern. Jch weiß alle ihre Tritte und Schritte an diesem Orte: und es kommt mir vor, daß hier
ihr
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der Clariſſa.
Anerbieten, ihn zu uͤberbringen. Fuͤr ihn wird wol das rathſamſte ſeyn, vorzugeben, ſie haͤtte ihm nunmehr auch den Brieff nicht anvertrauen wollen.
Kannſt du mercken, wie viele Endzwecke ich durch dieſes eintzige Mittel erreiche?
Die Fraͤulein behaͤlt dadurch, ohne die Urſa- che zu wiſſen, die Freyheit allein in dem Garten herum zu gehen. Des Lehmanns Erzaͤhlung beſtaͤrckt die Jhrigen in der Meinung, daß ſie nun keine Briefe mehr wechſeln koͤnne, nachdem ſie ihr Cammer-Maͤdchen abgeſchaft haben: denn ſonſt wuͤrde ſie es nicht gewagt haben, dieſen Be- dienten zu beſtechen, der keiner von ihren Ver- trauten iſt: ſie kann demnach ihren Brief-Wech- ſel mit mir und der Fraͤulein Howe ohne einigen Verdacht fortſetzen.
Vielleicht bekomme ich auch durch eben dieſes Mittel eine Gelegenheit, mich mit ihr zu unterre- den. Jch dencke jetzt eben darauf, wie ich mir ei- ne ſolche Gelegenheit machen will, ſie mag es bil- ligen oder nicht, nachdem ich durch meinen Spion, der alle andere Bedienten abhalten kann erfahren habe, daß ſie alle Morgen und Abends nach einem abgelegenen Holtz-Behaͤlt- niß unter dem Vorwand gehet, einige Bantami- ſche Huͤner von ihres Gros Vatters Zucht, an denen ſie noch ſehr viel Vergnuͤgen findet, und ei- niges andere artige Feder-Vieh zu ſehen und zu ſuͤttern. Jch weiß alle ihre Tritte und Schritte an dieſem Orte: und es kommt mir vor, daß hier
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der Clariſſa.
Anerbieten, ihn zu uͤberbringen. Fuͤr ihn wird
wol das rathſamſte ſeyn, vorzugeben, ſie haͤtte
ihm nunmehr auch den Brieff nicht anvertrauen
wollen.
Kannſt du mercken, wie viele Endzwecke ich
durch dieſes eintzige Mittel erreiche?
Die Fraͤulein behaͤlt dadurch, ohne die Urſa-
che zu wiſſen, die Freyheit allein in dem Garten
herum zu gehen. Des Lehmanns Erzaͤhlung
beſtaͤrckt die Jhrigen in der Meinung, daß ſie
nun keine Briefe mehr wechſeln koͤnne, nachdem
ſie ihr Cammer-Maͤdchen abgeſchaft haben: denn
ſonſt wuͤrde ſie es nicht gewagt haben, dieſen Be-
dienten zu beſtechen, der keiner von ihren Ver-
trauten iſt: ſie kann demnach ihren Brief-Wech-
ſel mit mir und der Fraͤulein Howe ohne einigen
Verdacht fortſetzen.
Vielleicht bekomme ich auch durch eben dieſes
Mittel eine Gelegenheit, mich mit ihr zu unterre-
den. Jch dencke jetzt eben darauf, wie ich mir ei-
ne ſolche Gelegenheit machen will, ſie mag es bil-
ligen oder nicht, nachdem ich durch meinen
Spion, der alle andere Bedienten abhalten
kann erfahren habe, daß ſie alle Morgen und
Abends nach einem abgelegenen Holtz-Behaͤlt-
niß unter dem Vorwand gehet, einige Bantami-
ſche Huͤner von ihres Gros Vatters Zucht, an
denen ſie noch ſehr viel Vergnuͤgen findet, und ei-
niges andere artige Feder-Vieh zu ſehen und zu
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/413>, abgerufen am 23.11.2024.
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