sigen Treue und Liebe. Gib meinen besten Freun- den, deren Nahmen ich in dem vorigen Brieffe schrieb, hievon Nachricht.
Jch wollte, daß du zu mir kämest, so bald es dir möglich seyn wird: ich glaube nicht, daß ich der übrigen so bald benöthigt seyn werde. Sie können aber wol nach dem Gute des Lord M. rei- sen. Jch will mich auch dort einfinden, nicht so wohl sie zu empfangen, als nur den Lord M. zu beruhigen und ihn zu versichern, daß kein neuer Streich vor ist, der ihm zum zweyten mahl Mühe und Ungelegenheit machen könnte.
Du selbst mußt beständig um mich seyn: nicht zu meiner Sicherheit, denn die gantze Familie kann weiter nichts als prahlen. Sie bellen nur, wenn sie nicht zu nahe sind. Jch verlange es blos von dir zu meinem Vergnügen, damit du durch deine Belesenheit und durch die kräftigsten Stel- len der schönsten Lateinischen und Englischen Schriftsteller mein vor Liebe krantzes Hertz wider erpuicken mögest.
Es wäre mir am besten, wenn du in deinem atten Corporals Rock zu mir kämest, und deinen Diener ohne Montur mitbrächtest. Er könnte etwas freyer mit dir umgehen, und für einen weit- läufftigen Anverwanten ausgegeben werden, für den du oben (+) sorgen wolltest. Jch meine nicht im Himmel: eine so falsche Auslegung wirst du nicht machen. Du wirst mich in einer kleinen
Bier-
(+) d. i. zu London.
Die Geſchichte
ſigen Treue und Liebe. Gib meinen beſten Freun- den, deren Nahmen ich in dem vorigen Brieffe ſchrieb, hievon Nachricht.
Jch wollte, daß du zu mir kaͤmeſt, ſo bald es dir moͤglich ſeyn wird: ich glaube nicht, daß ich der uͤbrigen ſo bald benoͤthigt ſeyn werde. Sie koͤnnen aber wol nach dem Gute des Lord M. rei- ſen. Jch will mich auch dort einfinden, nicht ſo wohl ſie zu empfangen, als nur den Lord M. zu beruhigen und ihn zu verſichern, daß kein neuer Streich vor iſt, der ihm zum zweyten mahl Muͤhe und Ungelegenheit machen koͤnnte.
Du ſelbſt mußt beſtaͤndig um mich ſeyn: nicht zu meiner Sicherheit, denn die gantze Familie kann weiter nichts als prahlen. Sie bellen nur, wenn ſie nicht zu nahe ſind. Jch verlange es blos von dir zu meinem Vergnuͤgen, damit du durch deine Beleſenheit und durch die kraͤftigſten Stel- len der ſchoͤnſten Lateiniſchen und Engliſchen Schriftſteller mein vor Liebe krantzes Hertz wider erpuicken moͤgeſt.
Es waͤre mir am beſten, wenn du in deinem atten Corporals Rock zu mir kaͤmeſt, und deinen Diener ohne Montur mitbraͤchteſt. Er koͤnnte etwas freyer mit dir umgehen, und fuͤr einen weit- laͤufftigen Anverwanten ausgegeben werden, fuͤr den du oben (†) ſorgen wollteſt. Jch meine nicht im Himmel: eine ſo falſche Auslegung wirſt du nicht machen. Du wirſt mich in einer kleinen
Bier-
(†) d. i. zu London.
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[384/0404]
Die Geſchichte
ſigen Treue und Liebe. Gib meinen beſten Freun-
den, deren Nahmen ich in dem vorigen Brieffe
ſchrieb, hievon Nachricht.
Jch wollte, daß du zu mir kaͤmeſt, ſo bald es
dir moͤglich ſeyn wird: ich glaube nicht, daß ich
der uͤbrigen ſo bald benoͤthigt ſeyn werde. Sie
koͤnnen aber wol nach dem Gute des Lord M. rei-
ſen. Jch will mich auch dort einfinden, nicht ſo
wohl ſie zu empfangen, als nur den Lord M. zu
beruhigen und ihn zu verſichern, daß kein neuer
Streich vor iſt, der ihm zum zweyten mahl Muͤhe
und Ungelegenheit machen koͤnnte.
Du ſelbſt mußt beſtaͤndig um mich ſeyn: nicht
zu meiner Sicherheit, denn die gantze Familie
kann weiter nichts als prahlen. Sie bellen nur,
wenn ſie nicht zu nahe ſind. Jch verlange es blos
von dir zu meinem Vergnuͤgen, damit du durch
deine Beleſenheit und durch die kraͤftigſten Stel-
len der ſchoͤnſten Lateiniſchen und Engliſchen
Schriftſteller mein vor Liebe krantzes Hertz wider
erpuicken moͤgeſt.
Es waͤre mir am beſten, wenn du in deinem
atten Corporals Rock zu mir kaͤmeſt, und deinen
Diener ohne Montur mitbraͤchteſt. Er koͤnnte
etwas freyer mit dir umgehen, und fuͤr einen weit-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/404>, abgerufen am 23.11.2024.
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