könte? Allein Sie wollen einen Mann haben, von dem Sie etwas lernen können! Jch wünschte, daß Sie Jhre Pflicht eben so gut kennen möchten, als es scheint, daß Sie Jhre Geschicklichkeit ken- nen. Das ist die Sache die Sie lernen müssen, und folglich wird Herr Solmes noch etwas ha- ben, darin er Sie unterrichten kan. Jch mag ihm Jhren Brief nicht zeigen, ob das gleich Jhre Absicht zu seyn scheinet: denn ich fürchte, er möch- te dadurch bewogen werden, ein allzustrenger Lehr- Meister gegen Sie zu seyn, wenn Sie erst die sei- nige sind.
Allein ich dencke jetzt daran: Sie sind fertiger in der Feder als er. Eine desto nützlichere Frau wer- den Sie für ihn seyn. Denn wo findet er eine so gute Haushälterin, als Sie sind? Sie können ihm alle Rechnungen führen, daß er keinen Haus- halter braucht. Jch kan Jhnen sagen, daß dieses ein grosser Vortheil in der Haushaltung ist: denn oft sind die Haushälter schlimme Kerls, und wis- sen um alle Umstände ihres Herrn, wenn er selbst nicht weiß, wo er recht zu Hause ist: ich weiß, daß ihnen mancher sein eigenes Geld hat verzinsen müs- sen. Jch weiß nicht, warum eine brave Frau vor dergleichen Arbeit zu vornehm seyn solte. Es ist doch besser, als halbe Tage im Bette zu liegen; niedliches Essen aussuchen, und in Charten spielen bis in die späte Nacht; und sich zu allen nützlichen Geschäften in der Haushaltung unbrauchbar ma- chen; wie es jetzt die Mode bey euch Weibs-Leu- ten ist. Der Hencker hole euch alle davor! Das
sage
der Clariſſa.
koͤnte? Allein Sie wollen einen Mann haben, von dem Sie etwas lernen koͤnnen! Jch wuͤnſchte, daß Sie Jhre Pflicht eben ſo gut kennen moͤchten, als es ſcheint, daß Sie Jhre Geſchicklichkeit ken- nen. Das iſt die Sache die Sie lernen muͤſſen, und folglich wird Herr Solmes noch etwas ha- ben, darin er Sie unterrichten kan. Jch mag ihm Jhren Brief nicht zeigen, ob das gleich Jhre Abſicht zu ſeyn ſcheinet: denn ich fuͤrchte, er moͤch- te dadurch bewogen werden, ein allzuſtrenger Lehr- Meiſter gegen Sie zu ſeyn, wenn Sie erſt die ſei- nige ſind.
Allein ich dencke jetzt daran: Sie ſind fertiger in der Feder als er. Eine deſto nuͤtzlichere Frau wer- den Sie fuͤr ihn ſeyn. Denn wo findet er eine ſo gute Haushaͤlterin, als Sie ſind? Sie koͤnnen ihm alle Rechnungen fuͤhren, daß er keinen Haus- halter braucht. Jch kan Jhnen ſagen, daß dieſes ein groſſer Vortheil in der Haushaltung iſt: denn oft ſind die Haushaͤlter ſchlimme Kerls, und wiſ- ſen um alle Umſtaͤnde ihres Herrn, wenn er ſelbſt nicht weiß, wo er recht zu Hauſe iſt: ich weiß, daß ihnen mancher ſein eigenes Geld hat verzinſen muͤſ- ſen. Jch weiß nicht, warum eine brave Frau vor dergleichen Arbeit zu vornehm ſeyn ſolte. Es iſt doch beſſer, als halbe Tage im Bette zu liegen; niedliches Eſſen ausſuchen, und in Charten ſpielen bis in die ſpaͤte Nacht; und ſich zu allen nuͤtzlichen Geſchaͤften in der Haushaltung unbrauchbar ma- chen; wie es jetzt die Mode bey euch Weibs-Leu- ten iſt. Der Hencker hole euch alle davor! Das
ſage
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der Clariſſa.
koͤnte? Allein Sie wollen einen Mann haben,
von dem Sie etwas lernen koͤnnen! Jch wuͤnſchte,
daß Sie Jhre Pflicht eben ſo gut kennen moͤchten,
als es ſcheint, daß Sie Jhre Geſchicklichkeit ken-
nen. Das iſt die Sache die Sie lernen muͤſſen,
und folglich wird Herr Solmes noch etwas ha-
ben, darin er Sie unterrichten kan. Jch mag
ihm Jhren Brief nicht zeigen, ob das gleich Jhre
Abſicht zu ſeyn ſcheinet: denn ich fuͤrchte, er moͤch-
te dadurch bewogen werden, ein allzuſtrenger Lehr-
Meiſter gegen Sie zu ſeyn, wenn Sie erſt die ſei-
nige ſind.
Allein ich dencke jetzt daran: Sie ſind fertiger in
der Feder als er. Eine deſto nuͤtzlichere Frau wer-
den Sie fuͤr ihn ſeyn. Denn wo findet er eine ſo
gute Haushaͤlterin, als Sie ſind? Sie koͤnnen
ihm alle Rechnungen fuͤhren, daß er keinen Haus-
halter braucht. Jch kan Jhnen ſagen, daß dieſes
ein groſſer Vortheil in der Haushaltung iſt: denn
oft ſind die Haushaͤlter ſchlimme Kerls, und wiſ-
ſen um alle Umſtaͤnde ihres Herrn, wenn er ſelbſt
nicht weiß, wo er recht zu Hauſe iſt: ich weiß, daß
ihnen mancher ſein eigenes Geld hat verzinſen muͤſ-
ſen. Jch weiß nicht, warum eine brave Frau vor
dergleichen Arbeit zu vornehm ſeyn ſolte. Es iſt
doch beſſer, als halbe Tage im Bette zu liegen;
niedliches Eſſen ausſuchen, und in Charten ſpielen
bis in die ſpaͤte Nacht; und ſich zu allen nuͤtzlichen
Geſchaͤften in der Haushaltung unbrauchbar ma-
chen; wie es jetzt die Mode bey euch Weibs-Leu-
ten iſt. Der Hencker hole euch alle davor! Das
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/385>, abgerufen am 23.11.2024.
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