sind so belesen, daß Sie alles verstehen und wissen, das eintzige ausgenommen, was sie bil- lig wissen solten. Sie werden folglich aus mei- nem Ausdruck leicht mercken, daß Sie uns durch Ueberredungen, durch Bitten, und Widerspän- stigkeit nicht von einander trennen können. Wir haben uns entschlossen, daß wir entweder alle wollen beweglich seyn, oder daß es keiner seyn soll, einer wird ohne den andern nicht nachge- ben. Sie wissen Jhr Schicksaal, und es ist weiter nichts übrig, als daß Sie sich darunter bequemen.
Sie müssen wissen, daß der Gehorsam alsdenn keine Tugend ist, wenn man Gefälligkeiten durch Gefälligkeiten erkauft. Wenn Sie aber Jhre Neigung verleugnen, so ist dieses ein gefälliger Gehorsam, der unsern Danck verdienet.
Was Jhren Vorschlag anbetrift, so muß ich Jhnen melden, daß Sie nicht in mein Haus kom- men können, obgleich dieses eine Bitte ist, von der ich nie gedacht hätte, daß ich Sie Jhnen würde abschlagen müssen. Denn wenn Sie auch Jhr Wort hielten, niemand ohne unsere Bewilligung zu sprechen, so könten Sie doch an jemand schrei- ben, und von ihm Briefe empfangen. Man weiß allzuwohl, daß Sie das thun können, und daß auch das wircklich geschehen ist, was mög- lich war. Dessen schämen wir uns, und betrü- ben uns darüber.
Sie erbiethen sich unverheyrathet zu bleiben. Wir aber wünschen Sie verheyrathet zu sehen.
Weil
Die Geſchichte
ſind ſo beleſen, daß Sie alles verſtehen und wiſſen, das eintzige ausgenommen, was ſie bil- lig wiſſen ſolten. Sie werden folglich aus mei- nem Ausdruck leicht mercken, daß Sie uns durch Ueberredungen, durch Bitten, und Widerſpaͤn- ſtigkeit nicht von einander trennen koͤnnen. Wir haben uns entſchloſſen, daß wir entweder alle wollen beweglich ſeyn, oder daß es keiner ſeyn ſoll, einer wird ohne den andern nicht nachge- ben. Sie wiſſen Jhr Schickſaal, und es iſt weiter nichts uͤbrig, als daß Sie ſich darunter bequemen.
Sie muͤſſen wiſſen, daß der Gehorſam alsdenn keine Tugend iſt, wenn man Gefaͤlligkeiten durch Gefaͤlligkeiten erkauft. Wenn Sie aber Jhre Neigung verleugnen, ſo iſt dieſes ein gefaͤlliger Gehorſam, der unſern Danck verdienet.
Was Jhren Vorſchlag anbetrift, ſo muß ich Jhnen melden, daß Sie nicht in mein Haus kom- men koͤnnen, obgleich dieſes eine Bitte iſt, von der ich nie gedacht haͤtte, daß ich Sie Jhnen wuͤrde abſchlagen muͤſſen. Denn wenn Sie auch Jhr Wort hielten, niemand ohne unſere Bewilligung zu ſprechen, ſo koͤnten Sie doch an jemand ſchrei- ben, und von ihm Briefe empfangen. Man weiß allzuwohl, daß Sie das thun koͤnnen, und daß auch das wircklich geſchehen iſt, was moͤg- lich war. Deſſen ſchaͤmen wir uns, und betruͤ- ben uns daruͤber.
Sie erbiethen ſich unverheyrathet zu bleiben. Wir aber wuͤnſchen Sie verheyrathet zu ſehen.
Weil
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Die Geſchichte
ſind ſo beleſen, daß Sie alles verſtehen und
wiſſen, das eintzige ausgenommen, was ſie bil-
lig wiſſen ſolten. Sie werden folglich aus mei-
nem Ausdruck leicht mercken, daß Sie uns durch
Ueberredungen, durch Bitten, und Widerſpaͤn-
ſtigkeit nicht von einander trennen koͤnnen. Wir
haben uns entſchloſſen, daß wir entweder alle
wollen beweglich ſeyn, oder daß es keiner ſeyn
ſoll, einer wird ohne den andern nicht nachge-
ben. Sie wiſſen Jhr Schickſaal, und es iſt
weiter nichts uͤbrig, als daß Sie ſich darunter
bequemen.
Sie muͤſſen wiſſen, daß der Gehorſam alsdenn
keine Tugend iſt, wenn man Gefaͤlligkeiten durch
Gefaͤlligkeiten erkauft. Wenn Sie aber Jhre
Neigung verleugnen, ſo iſt dieſes ein gefaͤlliger
Gehorſam, der unſern Danck verdienet.
Was Jhren Vorſchlag anbetrift, ſo muß ich
Jhnen melden, daß Sie nicht in mein Haus kom-
men koͤnnen, obgleich dieſes eine Bitte iſt, von der
ich nie gedacht haͤtte, daß ich Sie Jhnen wuͤrde
abſchlagen muͤſſen. Denn wenn Sie auch Jhr
Wort hielten, niemand ohne unſere Bewilligung
zu ſprechen, ſo koͤnten Sie doch an jemand ſchrei-
ben, und von ihm Briefe empfangen. Man
weiß allzuwohl, daß Sie das thun koͤnnen, und
daß auch das wircklich geſchehen iſt, was moͤg-
lich war. Deſſen ſchaͤmen wir uns, und betruͤ-
ben uns daruͤber.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/368>, abgerufen am 24.11.2024.
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