[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.
Du fragst mich, ob ich nicht bald ein neues Spiel Die Reitze/ die vom Himmel stammen/ Find' ich in Jhr vereint beysammen/ Jn Jhr nur/ der mein Hertz ein ewig Denckmahl weyht. Jch kan an keine andere gedencken, ehe ich nicht Liebes-
Du fragſt mich, ob ich nicht bald ein neues Spiel Die Reitze/ die vom Himmel ſtammen/ Find’ ich in Jhr vereint beyſammen/ Jn Jhr nur/ der mein Hertz ein ewig Denckmahl weyht. Jch kan an keine andere gedencken, ehe ich nicht Liebes-
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Die Geſchichte
Verlarvte doch die Tugend nur den
Suͤnder:
Und was die Welt
Untadlich nennt/ wird doch durch ei-
nen Fleck verſtellt.
An ihr/ an ihr/ dem Wunder der Natur/
Dem edelſten geſchaffner Dinge/
Durch das ich mich entfuͤhrt zum Him-
mel aufwaͤrts ſchwinge/
Entdeckt man keines Fehlers Spur:
Jn ihrer Art ſteht ſie nur eintzeln da.
Du fragſt mich, ob ich nicht bald ein neues Spiel
anfangen will? und ob ſich ein ſo allgemeiner Lieb-
haber ſo lange mit einer begnuͤgen laſſen kan? ‒ ‒ ‒
Du muſt dieſe angenehme Schoͤne nicht kennen,
daß du mir eine ſolche Frage vorlegen kanſt: oder
du muſt dir einbilden, mich beſſer zu kennen als
du mich in der That kenneſt. Alles was man ſich
bey dem andern Geſchlecht vortrefliches vorſtellen
kan.
Die Reitze/ die vom Himmel ſtammen/
Find’ ich in Jhr vereint beyſammen/
Jn Jhr nur/ der mein Hertz ein ewig
Denckmahl weyht.
Jch kan an keine andere gedencken, ehe ich nicht
durch den vertraulichen Umgang des Ehe-Bettes,
oder durch einen Umgang der mich eben ſo genau
mit ihr bekannt macht, ausgefunden habe, daß ſie
nicht voͤllig ein Engel ſey. Ueber dieſes findet ein
ſolches Gemuͤth, als das meiuige iſt, bey dieſem
Liebes-
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