nen Versprechungen, mit Liebes-Erklärungen, mit Entwürffen vortheilhafter Ehe-Pacten, und wie sonst der prächtige Unverstand Namen haben mag, plagten! Wie vergnügt könten Sie und ich mit einander leben, und jener insgesamt la- chen! allein wir müssen durch Schmeicheleyen in die Schlinge gebracht werden, wie ein unbedacht- sames Vögelchen: einige Wochen werden wir als Printzeßinnen verehret, um auf Lebens-lang Sclavinnen zu werden. Was Sie von Sol- mes sagen, das muß ich von allen diesen Leuten sagen, daß sie mir unerträglich sind. Wenn aber Jhre Anverwandten, (Freunde sollen sie in mei- nen Briefen nie wider heissen, denn sie sind des Namens unwürdig) von einem solchen Kerl das Kauf-Geld annehmen, das er für Sie bietet, wenn sie zugeben, daß er alles das seinige seiner eigenen Familie auf ewig entwendet; o wie muß alsdenn ein nur mittelmäßig-billiges Hertz vor ihren Anschlägen einen Abscheu haben!
Herr Hickmann soll sich bey dem Lord M. Jhrer Frage wegen unter der Hand erkundigen. Jch kan Jhnen aber wol zum voraus melden, was er und seine Schwestern sagen werden. Wer sollte es sich nicht für eine Ehre schätzen, mit Fräulein Clarissa Harlowe verwandt zu wer- den? Frau Fortescue hat mir sonst erzählet, daß sie insgesamt grosse Bewunderer von Jh- nen sind.
Wenn mein Rath vorhin nicht deutlich genug gewesen ist, so kan ich ihn mit einem Worte oh-
ne
Die Geſchichte
nen Verſprechungen, mit Liebes-Erklaͤrungen, mit Entwuͤrffen vortheilhafter Ehe-Pacten, und wie ſonſt der praͤchtige Unverſtand Namen haben mag, plagten! Wie vergnuͤgt koͤnten Sie und ich mit einander leben, und jener insgeſamt la- chen! allein wir muͤſſen durch Schmeicheleyen in die Schlinge gebracht werden, wie ein unbedacht- ſames Voͤgelchen: einige Wochen werden wir als Printzeßinnen verehret, um auf Lebens-lang Sclavinnen zu werden. Was Sie von Sol- mes ſagen, das muß ich von allen dieſen Leuten ſagen, daß ſie mir unertraͤglich ſind. Wenn aber Jhre Anverwandten, (Freunde ſollen ſie in mei- nen Briefen nie wider heiſſen, denn ſie ſind des Namens unwuͤrdig) von einem ſolchen Kerl das Kauf-Geld annehmen, das er fuͤr Sie bietet, wenn ſie zugeben, daß er alles das ſeinige ſeiner eigenen Familie auf ewig entwendet; o wie muß alsdenn ein nur mittelmaͤßig-billiges Hertz vor ihren Anſchlaͤgen einen Abſcheu haben!
Herr Hickmann ſoll ſich bey dem Lord M. Jhrer Frage wegen unter der Hand erkundigen. Jch kan Jhnen aber wol zum voraus melden, was er und ſeine Schweſtern ſagen werden. Wer ſollte es ſich nicht fuͤr eine Ehre ſchaͤtzen, mit Fraͤulein Clariſſa Harlowe verwandt zu wer- den? Frau Forteſcue hat mir ſonſt erzaͤhlet, daß ſie insgeſamt groſſe Bewunderer von Jh- nen ſind.
Wenn mein Rath vorhin nicht deutlich genug geweſen iſt, ſo kan ich ihn mit einem Worte oh-
ne
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Die Geſchichte
nen Verſprechungen, mit Liebes-Erklaͤrungen,
mit Entwuͤrffen vortheilhafter Ehe-Pacten, und
wie ſonſt der praͤchtige Unverſtand Namen haben
mag, plagten! Wie vergnuͤgt koͤnten Sie und
ich mit einander leben, und jener insgeſamt la-
chen! allein wir muͤſſen durch Schmeicheleyen in
die Schlinge gebracht werden, wie ein unbedacht-
ſames Voͤgelchen: einige Wochen werden wir
als Printzeßinnen verehret, um auf Lebens-lang
Sclavinnen zu werden. Was Sie von Sol-
mes ſagen, das muß ich von allen dieſen Leuten
ſagen, daß ſie mir unertraͤglich ſind. Wenn aber
Jhre Anverwandten, (Freunde ſollen ſie in mei-
nen Briefen nie wider heiſſen, denn ſie ſind des
Namens unwuͤrdig) von einem ſolchen Kerl das
Kauf-Geld annehmen, das er fuͤr Sie bietet,
wenn ſie zugeben, daß er alles das ſeinige ſeiner
eigenen Familie auf ewig entwendet; o wie muß
alsdenn ein nur mittelmaͤßig-billiges Hertz vor
ihren Anſchlaͤgen einen Abſcheu haben!
Herr Hickmann ſoll ſich bey dem Lord M.
Jhrer Frage wegen unter der Hand erkundigen.
Jch kan Jhnen aber wol zum voraus melden, was
er und ſeine Schweſtern ſagen werden. Wer
ſollte es ſich nicht fuͤr eine Ehre ſchaͤtzen, mit
Fraͤulein Clariſſa Harlowe verwandt zu wer-
den? Frau Forteſcue hat mir ſonſt erzaͤhlet,
daß ſie insgeſamt groſſe Bewunderer von Jh-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/316>, abgerufen am 16.02.2025.
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