Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
der Clarissa.

Glauben Sie mir gewiß, es wird Jhnen noch
mehr zu tragen aufgelegt werden; und je mehr
Sie tragen, desto schwerer wird man die Bürde
machen.

Ueber Jhre Abneigung von dem eckelhaften
Solmes kan ich mich nicht verwundern. Es
ist nicht nöthig Jhnen noch einen grössern Wider-
willen gegen ihn beyzubringen, da er Jhnen ohne-
hin unerträglich ist. Allein wer kan sein Pfund
vergraben? mein Pfund scheint darin zu bestehen,
daß ich ein eckelhaftes Gemählde machen kan.
Soll ich diese meine Gabe jetzt gebrauchen? Ja
ich will es thun! und zwar desto lieber, weil ich
dadurch Jhre Abgeneigtheit von Solmes/ und
Jhre Beständigkeit rechtfertige, welche letzte ich
an einem so sanften Hertzen bewundere und immer
bewundern werde.

Zweymal bin ich mit ihm in Gesellschaft ge-
wesen. Das eine mahl war Jhr Lovelace mit
zugegen: und ich werde Jhnen nicht sagen dürfen,
daß zwischen beyden ein himmel-weiter Unterscheid
war, Jhnen, die Sie jetzt bisweilen eine so artige
Neugier haben, ob es gleich weiter nichts als ei-
ne blosse Neugier ist.

Lovelace unterhielt nach seiner lebhaften Art
die gantze Gesellschaft, und jederman muste über
seine Schwäncke lachen. Damals hatte noch
niemand darauf gedacht, Sie mit diesem Unmen-
schen zusammen zu schmiden. Solmes war lu-
stig, und lachte hertzlich mit. Allein es war sein
eigenes Gelächter. Jch glaube, er hat die drey

er-
der Clariſſa.

Glauben Sie mir gewiß, es wird Jhnen noch
mehr zu tragen aufgelegt werden; und je mehr
Sie tragen, deſto ſchwerer wird man die Buͤrde
machen.

Ueber Jhre Abneigung von dem eckelhaften
Solmes kan ich mich nicht verwundern. Es
iſt nicht noͤthig Jhnen noch einen groͤſſern Wider-
willen gegen ihn beyzubringen, da er Jhnen ohne-
hin unertraͤglich iſt. Allein wer kan ſein Pfund
vergraben? mein Pfund ſcheint darin zu beſtehen,
daß ich ein eckelhaftes Gemaͤhlde machen kan.
Soll ich dieſe meine Gabe jetzt gebrauchen? Ja
ich will es thun! und zwar deſto lieber, weil ich
dadurch Jhre Abgeneigtheit von Solmes/ und
Jhre Beſtaͤndigkeit rechtfertige, welche letzte ich
an einem ſo ſanften Hertzen bewundere und immer
bewundern werde.

Zweymal bin ich mit ihm in Geſellſchaft ge-
weſen. Das eine mahl war Jhr Lovelace mit
zugegen: und ich werde Jhnen nicht ſagen duͤrfen,
daß zwiſchen beyden ein himmel-weiter Unterſcheid
war, Jhnen, die Sie jetzt bisweilen eine ſo artige
Neugier haben, ob es gleich weiter nichts als ei-
ne bloſſe Neugier iſt.

Lovelace unterhielt nach ſeiner lebhaften Art
die gantze Geſellſchaft, und jederman muſte uͤber
ſeine Schwaͤncke lachen. Damals hatte noch
niemand darauf gedacht, Sie mit dieſem Unmen-
ſchen zuſammen zu ſchmiden. Solmes war lu-
ſtig, und lachte hertzlich mit. Allein es war ſein
eigenes Gelaͤchter. Jch glaube, er hat die drey

er-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0303" n="283"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">der Clari&#x017F;&#x017F;a.</hi> </hi> </fw><lb/>
          <p>Glauben Sie mir gewiß, es wird Jhnen noch<lb/>
mehr zu tragen aufgelegt werden; und je mehr<lb/>
Sie tragen, de&#x017F;to &#x017F;chwerer wird man die Bu&#x0364;rde<lb/>
machen.</p><lb/>
          <p>Ueber Jhre Abneigung von dem eckelhaften<lb/><hi rendition="#fr">Solmes</hi> kan ich mich nicht verwundern. Es<lb/>
i&#x017F;t nicht no&#x0364;thig Jhnen noch einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Wider-<lb/>
willen gegen ihn beyzubringen, da er Jhnen ohne-<lb/>
hin unertra&#x0364;glich i&#x017F;t. Allein wer kan &#x017F;ein Pfund<lb/>
vergraben? mein Pfund &#x017F;cheint darin zu be&#x017F;tehen,<lb/>
daß ich ein eckelhaftes Gema&#x0364;hlde machen kan.<lb/>
Soll ich die&#x017F;e meine Gabe jetzt gebrauchen? Ja<lb/>
ich will es thun! und zwar de&#x017F;to lieber, weil ich<lb/>
dadurch Jhre Abgeneigtheit von <hi rendition="#fr">Solmes/</hi> und<lb/>
Jhre Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit rechtfertige, welche letzte ich<lb/>
an einem &#x017F;o &#x017F;anften Hertzen bewundere und immer<lb/>
bewundern werde.</p><lb/>
          <p>Zweymal bin ich mit ihm in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft ge-<lb/>
we&#x017F;en. Das eine mahl war Jhr <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> mit<lb/>
zugegen: und ich werde Jhnen nicht &#x017F;agen du&#x0364;rfen,<lb/>
daß zwi&#x017F;chen beyden ein himmel-weiter Unter&#x017F;cheid<lb/>
war, Jhnen, die Sie jetzt bisweilen eine &#x017F;o artige<lb/><hi rendition="#fr">Neugier</hi> haben, ob es gleich weiter nichts als ei-<lb/>
ne blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Neugier</hi> i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lovelace</hi> unterhielt nach &#x017F;einer lebhaften Art<lb/>
die gantze Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, und jederman mu&#x017F;te u&#x0364;ber<lb/>
&#x017F;eine Schwa&#x0364;ncke lachen. Damals hatte noch<lb/>
niemand darauf gedacht, Sie mit die&#x017F;em Unmen-<lb/>
&#x017F;chen zu&#x017F;ammen zu &#x017F;chmiden. <hi rendition="#fr">Solmes</hi> war lu-<lb/>
&#x017F;tig, und lachte hertzlich mit. Allein es war &#x017F;ein<lb/><hi rendition="#fr">eigenes</hi> Gela&#x0364;chter. Jch glaube, er hat die drey<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0303] der Clariſſa. Glauben Sie mir gewiß, es wird Jhnen noch mehr zu tragen aufgelegt werden; und je mehr Sie tragen, deſto ſchwerer wird man die Buͤrde machen. Ueber Jhre Abneigung von dem eckelhaften Solmes kan ich mich nicht verwundern. Es iſt nicht noͤthig Jhnen noch einen groͤſſern Wider- willen gegen ihn beyzubringen, da er Jhnen ohne- hin unertraͤglich iſt. Allein wer kan ſein Pfund vergraben? mein Pfund ſcheint darin zu beſtehen, daß ich ein eckelhaftes Gemaͤhlde machen kan. Soll ich dieſe meine Gabe jetzt gebrauchen? Ja ich will es thun! und zwar deſto lieber, weil ich dadurch Jhre Abgeneigtheit von Solmes/ und Jhre Beſtaͤndigkeit rechtfertige, welche letzte ich an einem ſo ſanften Hertzen bewundere und immer bewundern werde. Zweymal bin ich mit ihm in Geſellſchaft ge- weſen. Das eine mahl war Jhr Lovelace mit zugegen: und ich werde Jhnen nicht ſagen duͤrfen, daß zwiſchen beyden ein himmel-weiter Unterſcheid war, Jhnen, die Sie jetzt bisweilen eine ſo artige Neugier haben, ob es gleich weiter nichts als ei- ne bloſſe Neugier iſt. Lovelace unterhielt nach ſeiner lebhaften Art die gantze Geſellſchaft, und jederman muſte uͤber ſeine Schwaͤncke lachen. Damals hatte noch niemand darauf gedacht, Sie mit dieſem Unmen- ſchen zuſammen zu ſchmiden. Solmes war lu- ſtig, und lachte hertzlich mit. Allein es war ſein eigenes Gelaͤchter. Jch glaube, er hat die drey er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/303
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/303>, abgerufen am 22.11.2024.