nicht. Bin ich nicht deine Mutter? Bin ich nicht deine gütige, deine liebe Mutter? Mache mich nicht durch deine Unruhe auch unruhig. Jch will dich gern vergnügt machen; mache du mich nicht misvergnügt. Komm, mein Kind, wir wollen in deine Bücher-Stube gehen.
Sie faßte meine Hand, ging voran, und hieß mich bey ihr niederfitzen. Nachdem sie sich nach meinem Befinden erkundiget hatte, fing sie so an zu reden, als glaubte sie, daß ich die Bedenckzeit dazu angewandt hätte, alle meine Zweifel zu über- winden.
Sie beliebte zu sagen, daß mein Vater und sie um meine natürliche Bescheidenheit zu schonen, die gantze Sache über sich genommen hätten.
Höre mich aus/ und denn rede. (denn ich wollte eben losbrechen und mich verantworten.) Du weißt wohl was Herr Solmes für eine Absicht gehabt hat/ um welcher willen er unser Haus bisher so oft besucht hat.
Liebste Mutter! sagte ich.
Höre mich aus/ und denn rede. Er hat zwar nicht alle Eigenschaften/ die ich ihm wünschen möchte. Allein er ist ein tugend- hafter Mann/ und er hat keine Laster.
Keine Laster?
Höre mich aus Kind. Du hast in deiner Aufführung gegen ihn nicht allerdings ge- fehlt. Wir haben mit Vergnügen gesehen/ daß du nicht - -
Soll
Die Geſchichte
nicht. Bin ich nicht deine Mutter? Bin ich nicht deine guͤtige, deine liebe Mutter? Mache mich nicht durch deine Unruhe auch unruhig. Jch will dich gern vergnuͤgt machen; mache du mich nicht misvergnuͤgt. Komm, mein Kind, wir wollen in deine Buͤcher-Stube gehen.
Sie faßte meine Hand, ging voran, und hieß mich bey ihr niederfitzen. Nachdem ſie ſich nach meinem Befinden erkundiget hatte, fing ſie ſo an zu reden, als glaubte ſie, daß ich die Bedenckzeit dazu angewandt haͤtte, alle meine Zweifel zu uͤber- winden.
Sie beliebte zu ſagen, daß mein Vater und ſie um meine natuͤrliche Beſcheidenheit zu ſchonen, die gantze Sache uͤber ſich genommen haͤtten.
Hoͤre mich aus/ und denn rede. (denn ich wollte eben losbrechen und mich verantworten.) Du weißt wohl was Herr Solmes fuͤr eine Abſicht gehabt hat/ um welcher willen er unſer Haus bisher ſo oft beſucht hat.
Liebſte Mutter! ſagte ich.
Hoͤre mich aus/ und denn rede. Er hat zwar nicht alle Eigenſchaften/ die ich ihm wuͤnſchen moͤchte. Allein er iſt ein tugend- hafter Mann/ und er hat keine Laſter.
Keine Laſter?
Hoͤre mich aus Kind. Du haſt in deiner Auffuͤhrung gegen ihn nicht allerdings ge- fehlt. Wir haben mit Vergnuͤgen geſehen/ daß du nicht ‒ ‒
Soll
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Die Geſchichte
nicht. Bin ich nicht deine Mutter? Bin ich nicht
deine guͤtige, deine liebe Mutter? Mache mich
nicht durch deine Unruhe auch unruhig. Jch will
dich gern vergnuͤgt machen; mache du mich nicht
misvergnuͤgt. Komm, mein Kind, wir wollen
in deine Buͤcher-Stube gehen.
Sie faßte meine Hand, ging voran, und hieß
mich bey ihr niederfitzen. Nachdem ſie ſich nach
meinem Befinden erkundiget hatte, fing ſie ſo an
zu reden, als glaubte ſie, daß ich die Bedenckzeit
dazu angewandt haͤtte, alle meine Zweifel zu uͤber-
winden.
Sie beliebte zu ſagen, daß mein Vater und ſie
um meine natuͤrliche Beſcheidenheit zu ſchonen,
die gantze Sache uͤber ſich genommen haͤtten.
Hoͤre mich aus/ und denn rede. (denn ich
wollte eben losbrechen und mich verantworten.)
Du weißt wohl was Herr Solmes fuͤr eine
Abſicht gehabt hat/ um welcher willen er
unſer Haus bisher ſo oft beſucht hat.
Liebſte Mutter! ſagte ich.
Hoͤre mich aus/ und denn rede. Er hat
zwar nicht alle Eigenſchaften/ die ich ihm
wuͤnſchen moͤchte. Allein er iſt ein tugend-
hafter Mann/ und er hat keine Laſter.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/182>, abgerufen am 27.11.2024.
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