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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Vorrede.
das vierte Gebot zu übertreten, Zweiffel, und
schiebt die Trauung auf. Er will sie auf alle
mögliche Proben stellen, und wünscht sie zu be-
siegen, ehe die Kirche ihren Seegen zu dem
Siege gesprochen hätte. Er macht aber doch
auch Anstalten, wahre Anstalten, zum Heyra-
then. Er ist bisweilen ein eingefleischter Wi-
derspruch von Treue und Untreue. Er bringt
sie endlich so weit, daß sie sich nach London be-
giebt: und er miethet sie in das Haus des
angeblichen Sinclair ein. Die Nymphen
dieses Hauses verwandeln sich in Jungfern
von gutem Stande, von Tugend, und andern
guten Eigenschaften; und Clarissa meint, daß
sie die Personen sind, die sie spielen. Bey al-
len diesen Umständen beobachtet er den Anstand,
der erfodert ward, wenn Clarissa dieses Haus
für tugendhaft und ehrbahr halten sollte.
Alle seine List kann sie nicht besiegen: er zün-
det endlich, um sie weniger angekleidet zu se-
hen, das Haus des Nachts an; er erhält aber
nur einen kleinen Theil von seinem Endzweck.

Sie

Vorrede.
das vierte Gebot zu uͤbertreten, Zweiffel, und
ſchiebt die Trauung auf. Er will ſie auf alle
moͤgliche Proben ſtellen, und wuͤnſcht ſie zu be-
ſiegen, ehe die Kirche ihren Seegen zu dem
Siege geſprochen haͤtte. Er macht aber doch
auch Anſtalten, wahre Anſtalten, zum Heyra-
then. Er iſt bisweilen ein eingefleiſchter Wi-
derſpruch von Treue und Untreue. Er bringt
ſie endlich ſo weit, daß ſie ſich nach London be-
giebt: und er miethet ſie in das Haus des
angeblichen Sinclair ein. Die Nymphen
dieſes Hauſes verwandeln ſich in Jungfern
von gutem Stande, von Tugend, und andern
guten Eigenſchaften; und Clariſſa meint, daß
ſie die Perſonen ſind, die ſie ſpielen. Bey al-
len dieſen Umſtaͤnden beobachtet er den Anſtand,
der erfodert ward, wenn Clariſſa dieſes Haus
fuͤr tugendhaft und ehrbahr halten ſollte.
Alle ſeine Liſt kann ſie nicht beſiegen: er zuͤn-
det endlich, um ſie weniger angekleidet zu ſe-
hen, das Haus des Nachts an; er erhaͤlt aber
nur einen kleinen Theil von ſeinem Endzweck.

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[0018] Vorrede. das vierte Gebot zu uͤbertreten, Zweiffel, und ſchiebt die Trauung auf. Er will ſie auf alle moͤgliche Proben ſtellen, und wuͤnſcht ſie zu be- ſiegen, ehe die Kirche ihren Seegen zu dem Siege geſprochen haͤtte. Er macht aber doch auch Anſtalten, wahre Anſtalten, zum Heyra- then. Er iſt bisweilen ein eingefleiſchter Wi- derſpruch von Treue und Untreue. Er bringt ſie endlich ſo weit, daß ſie ſich nach London be- giebt: und er miethet ſie in das Haus des angeblichen Sinclair ein. Die Nymphen dieſes Hauſes verwandeln ſich in Jungfern von gutem Stande, von Tugend, und andern guten Eigenſchaften; und Clariſſa meint, daß ſie die Perſonen ſind, die ſie ſpielen. Bey al- len dieſen Umſtaͤnden beobachtet er den Anſtand, der erfodert ward, wenn Clariſſa dieſes Haus fuͤr tugendhaft und ehrbahr halten ſollte. Alle ſeine Liſt kann ſie nicht beſiegen: er zuͤn- det endlich, um ſie weniger angekleidet zu ſe- hen, das Haus des Nachts an; er erhaͤlt aber nur einen kleinen Theil von ſeinem Endzweck. Sie

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/18>, abgerufen am 27.11.2024.