Hochmuth doch endlich zwingen. Jch kehr- te mich aber nicht an sie.
Meine Mutter war ungemein gütig gegen mich. Jch fragte sie: ob der Thee so recht wä- re? sie sagte gantz leise: mir ist alles recht/ mein Hertz/ was du thust. Jch bildete mir auf dieses gütige Wort recht viel ein: und ich hoffte, daß auch mein Vater alles Mißvergnügen hätte fah- ren lassen, denn er redete auch ein paar mahl freundlich mit mir. Es sind Kleinigkeiten, da- mit ich Sie bemühe: allein diese Kleinigkeiten wa- ren Vorbereitungen zu Dingen, die für mich von grosser Wichtigkeit sind.
Noch vor Endigung des Frühstücks ging mein Vater mit meiner Mutter hinaus, unter dem Vorwand, daß er ein Wort mit ihr allein zu re- den hätte. Meine Schwester und meiner Mutter Schwester verlohren sich auch eine nach der an- dern. Mein Bruder gab mir einige spöttische Blicke, die ich genug verstand, allein Herr Sol- mes merckte nichts davon. Endlich stand er auch auf, und sagte zu mir: ich habe etwas rares/ das ich euch gern zeigen wollte. Jch will es holen. Er ging gleich hinaus, und schlug die Thür hinter sich zu. Jch merckte leicht, was die Ab- sicht wäre. Jch stand auf, eben da der Solmes ei- nige Sylben heraus brachte, die der Anfang ei- ner Rede werden solten, und die krummen Füsse so setzte, als wolte er näher zu mir kommen. Jn der That, alles was er thut ist mir verhaßt. Jch unterbrach ihn: ich will meinen Bruder der
Mühe
der Clariſſa.
Hochmuth doch endlich zwingen. Jch kehr- te mich aber nicht an ſie.
Meine Mutter war ungemein guͤtig gegen mich. Jch fragte ſie: ob der Thee ſo recht waͤ- re? ſie ſagte gantz leiſe: mir iſt alles recht/ mein Hertz/ was du thuſt. Jch bildete mir auf dieſes guͤtige Wort recht viel ein: und ich hoffte, daß auch mein Vater alles Mißvergnuͤgen haͤtte fah- ren laſſen, denn er redete auch ein paar mahl freundlich mit mir. Es ſind Kleinigkeiten, da- mit ich Sie bemuͤhe: allein dieſe Kleinigkeiten wa- ren Vorbereitungen zu Dingen, die fuͤr mich von groſſer Wichtigkeit ſind.
Noch vor Endigung des Fruͤhſtuͤcks ging mein Vater mit meiner Mutter hinaus, unter dem Vorwand, daß er ein Wort mit ihr allein zu re- den haͤtte. Meine Schweſter und meiner Mutter Schweſter verlohren ſich auch eine nach der an- dern. Mein Bruder gab mir einige ſpoͤttiſche Blicke, die ich genug verſtand, allein Herr Sol- mes merckte nichts davon. Endlich ſtand er auch auf, und ſagte zu mir: ich habe etwas rares/ das ich euch gern zeigen wollte. Jch will es holen. Er ging gleich hinaus, und ſchlug die Thuͤr hinter ſich zu. Jch merckte leicht, was die Ab- ſicht waͤre. Jch ſtand auf, eben da der Solmes ei- nige Sylben heraus brachte, die der Anfang ei- ner Rede werden ſolten, und die krummen Fuͤſſe ſo ſetzte, als wolte er naͤher zu mir kommen. Jn der That, alles was er thut iſt mir verhaßt. Jch unterbrach ihn: ich will meinen Bruder der
Muͤhe
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der Clariſſa.
Hochmuth doch endlich zwingen. Jch kehr-
te mich aber nicht an ſie.
Meine Mutter war ungemein guͤtig gegen
mich. Jch fragte ſie: ob der Thee ſo recht waͤ-
re? ſie ſagte gantz leiſe: mir iſt alles recht/ mein
Hertz/ was du thuſt. Jch bildete mir auf dieſes
guͤtige Wort recht viel ein: und ich hoffte, daß
auch mein Vater alles Mißvergnuͤgen haͤtte fah-
ren laſſen, denn er redete auch ein paar mahl
freundlich mit mir. Es ſind Kleinigkeiten, da-
mit ich Sie bemuͤhe: allein dieſe Kleinigkeiten wa-
ren Vorbereitungen zu Dingen, die fuͤr mich von
groſſer Wichtigkeit ſind.
Noch vor Endigung des Fruͤhſtuͤcks ging mein
Vater mit meiner Mutter hinaus, unter dem
Vorwand, daß er ein Wort mit ihr allein zu re-
den haͤtte. Meine Schweſter und meiner Mutter
Schweſter verlohren ſich auch eine nach der an-
dern. Mein Bruder gab mir einige ſpoͤttiſche
Blicke, die ich genug verſtand, allein Herr Sol-
mes merckte nichts davon. Endlich ſtand er auch
auf, und ſagte zu mir: ich habe etwas rares/
das ich euch gern zeigen wollte. Jch will
es holen. Er ging gleich hinaus, und ſchlug die
Thuͤr hinter ſich zu. Jch merckte leicht, was die Ab-
ſicht waͤre. Jch ſtand auf, eben da der Solmes ei-
nige Sylben heraus brachte, die der Anfang ei-
ner Rede werden ſolten, und die krummen Fuͤſſe
ſo ſetzte, als wolte er naͤher zu mir kommen. Jn
der That, alles was er thut iſt mir verhaßt. Jch
unterbrach ihn: ich will meinen Bruder der
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/175>, abgerufen am 27.11.2024.
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