[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.Die Geschichte ten. Wer demnach unverschämt und unbesonnenist, der wagt es, um Sie anzuhalten: und Leute von wahrhaftigen Vorzügen haben zu viel Be- scheidenheit und Ehrerbietung, als daß sie sich un- terstehen solten, ihre Wünsche zu erkennen zu ge- ben. Darum überfällt Sie ein Symmes, ein Byron, ein Mullins, ein Wyerley, der noch unter den übrigen schlechten der beste ist, und ein Solmes, einer nach dem andern: lauter solche Kerls, die sich H[o]ffnung auf einen glücklichen Ausgang ihres Gesuchs machen dürffen, wenn sie den Rest Jhrer Familie betrachten; aber nicht oh- ne Verwegenheit von Jhnen selbst ein Ja-Wort hoffen können. Jch fürchte aber dennoch, daß alle Bemühungen, denn
Die Geſchichte ten. Wer demnach unverſchaͤmt und unbeſonneniſt, der wagt es, um Sie anzuhalten: und Leute von wahrhaftigen Vorzuͤgen haben zu viel Be- ſcheidenheit und Ehrerbietung, als daß ſie ſich un- terſtehen ſolten, ihre Wuͤnſche zu erkennen zu ge- ben. Darum uͤberfaͤllt Sie ein Symmes, ein Byron, ein Mullins, ein Wyerley, der noch unter den uͤbrigen ſchlechten der beſte iſt, und ein Solmes, einer nach dem andern: lauter ſolche Kerls, die ſich H[o]ffnung auf einen gluͤcklichen Ausgang ihres Geſuchs machen duͤrffen, wenn ſie den Reſt Jhrer Familie betrachten; aber nicht oh- ne Verwegenheit von Jhnen ſelbſt ein Ja-Wort hoffen koͤnnen. Jch fuͤrchte aber deñoch, daß alle Bemuͤhungen, denn
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Die Geſchichte
ten. Wer demnach unverſchaͤmt und unbeſonnen
iſt, der wagt es, um Sie anzuhalten: und Leute
von wahrhaftigen Vorzuͤgen haben zu viel Be-
ſcheidenheit und Ehrerbietung, als daß ſie ſich un-
terſtehen ſolten, ihre Wuͤnſche zu erkennen zu ge-
ben. Darum uͤberfaͤllt Sie ein Symmes, ein
Byron, ein Mullins, ein Wyerley, der noch
unter den uͤbrigen ſchlechten der beſte iſt, und ein
Solmes, einer nach dem andern: lauter ſolche
Kerls, die ſich Hoffnung auf einen gluͤcklichen
Ausgang ihres Geſuchs machen duͤrffen, wenn ſie
den Reſt Jhrer Familie betrachten; aber nicht oh-
ne Verwegenheit von Jhnen ſelbſt ein Ja-Wort
hoffen koͤnnen.
Jch fuͤrchte aber deñoch, daß alle Bemuͤhungen,
welche Sie anwenden die Sache zu hintertreiben,
vergeblich ſeyn werden. Sie muͤſſen, und faſt
bin ich beſorget Sie wollen ſich einem ſo eckel-
haften Mann aufopfern laſſen: denn die Lock-
Speiſe die er gebraucht ſcheint den Jhrigen allzu
reitzend. O meine allerliebſte Freundin, ſollen ſo
unvergleichliche Eigenſchafften, und ſolche recht
eigene Vorzuͤge die Sie uͤber andere ſo ſehr erhe-
ben, durch eine ſolche Ehe heruntergeſetzt werden?
Jhr Onkle ſagt zu meiner Mutter: Sie muͤßten
ſich nicht unterſtehen die Auctoritaͤt Jhrer An-
verwandten zu ſchwaͤchen! Wahrhaftig ein ſehr
ſtarckes Wort in dem Munde einer Perſon, die
bey kleinen Einſichten den Vorzug hat, daß ſie
dreyßig Jahr fruͤher in der Welt geweſen! Jch
meine dieſes nur von Jhres Vaters-Bruͤdern:
denn
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