erreicht, es mag die Sache ausfallen wie sie will. Sie haben meinen Vater überredet, es zu seiner eigenen Sache zu machen, und als ei- nen kindlichen Gehorsam von mir zu fodern, daß ich mein Ja-Wort von mir gebe.
Meine Mutter hat sich nie den Willen mei- nes Vaters widersetzt, wenn er seinen Entschsuß schon völlig gefaßt hatte.
Meine Onckles sind harte, eigensinnige, und allzubegüterte Hagestoltzen, ob sie gleich sonst überhaupt brave und verehrens-würdige Männer sind. Sie rechnen sehr viel zu den kindlichen Pflichten, und zu dem Gehorsam den eine Frau dem Manne schuldig sey: vermuthlich hat das gütige und nachgebende Wesen meiner Mutter sie in ihrer Meynung wegen des letzten Puncts bestärckt, und ihnen Gelegenheit gegeben, sich auf den Gehorsam ihrer Tochter desto grössere Hoffnung zu machen.
Frau Hervey/ die selbst nicht allzuglücklich in der Heyrath gewesen, und vielleicht gegen meinen Bruder eine kleine Verpflichtung hat, ist übertäubt worden, und will sich nicht unter- stehen gegen den so vesten Entschluß meines Va- ters und seiner Brüder ein Wort, das zu mei- nem wahren Besten gereichen könnte, zu reden. Eben daraus, daß weder sie noch meine Mutter sich bemühet mir zu Hülfe zu kommen, muß ich schliessen, daß mein Vater in seinem Willen un- beweglich und unerbittlich sey. Die unhöfliche Aufführung gegen Frau Norton ist ein neuer
Be-
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der Clariſſa.
erreicht, es mag die Sache ausfallen wie ſie will. Sie haben meinen Vater uͤberredet, es zu ſeiner eigenen Sache zu machen, und als ei- nen kindlichen Gehorſam von mir zu fodern, daß ich mein Ja-Wort von mir gebe.
Meine Mutter hat ſich nie den Willen mei- nes Vaters widerſetzt, wenn er ſeinen Entſchſuß ſchon voͤllig gefaßt hatte.
Meine Onckles ſind harte, eigenſinnige, und allzubeguͤterte Hageſtoltzen, ob ſie gleich ſonſt uͤberhaupt brave und verehrens-wuͤrdige Maͤnner ſind. Sie rechnen ſehr viel zu den kindlichen Pflichten, und zu dem Gehorſam den eine Frau dem Manne ſchuldig ſey: vermuthlich hat das guͤtige und nachgebende Weſen meiner Mutter ſie in ihrer Meynung wegen des letzten Puncts beſtaͤrckt, und ihnen Gelegenheit gegeben, ſich auf den Gehorſam ihrer Tochter deſto groͤſſere Hoffnung zu machen.
Frau Hervey/ die ſelbſt nicht allzugluͤcklich in der Heyrath geweſen, und vielleicht gegen meinen Bruder eine kleine Verpflichtung hat, iſt uͤbertaͤubt worden, und will ſich nicht unter- ſtehen gegen den ſo veſten Entſchluß meines Va- ters und ſeiner Bruͤder ein Wort, das zu mei- nem wahren Beſten gereichen koͤnnte, zu reden. Eben daraus, daß weder ſie noch meine Mutter ſich bemuͤhet mir zu Huͤlfe zu kommen, muß ich ſchlieſſen, daß mein Vater in ſeinem Willen un- beweglich und unerbittlich ſey. Die unhoͤfliche Auffuͤhrung gegen Frau Norton iſt ein neuer
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der Clariſſa.
erreicht, es mag die Sache ausfallen wie ſie
will. Sie haben meinen Vater uͤberredet, es
zu ſeiner eigenen Sache zu machen, und als ei-
nen kindlichen Gehorſam von mir zu fodern,
daß ich mein Ja-Wort von mir gebe.
Meine Mutter hat ſich nie den Willen mei-
nes Vaters widerſetzt, wenn er ſeinen Entſchſuß
ſchon voͤllig gefaßt hatte.
Meine Onckles ſind harte, eigenſinnige, und
allzubeguͤterte Hageſtoltzen, ob ſie gleich ſonſt
uͤberhaupt brave und verehrens-wuͤrdige Maͤnner
ſind. Sie rechnen ſehr viel zu den kindlichen
Pflichten, und zu dem Gehorſam den eine Frau
dem Manne ſchuldig ſey: vermuthlich hat das
guͤtige und nachgebende Weſen meiner Mutter
ſie in ihrer Meynung wegen des letzten Puncts
beſtaͤrckt, und ihnen Gelegenheit gegeben, ſich
auf den Gehorſam ihrer Tochter deſto groͤſſere
Hoffnung zu machen.
Frau Hervey/ die ſelbſt nicht allzugluͤcklich
in der Heyrath geweſen, und vielleicht gegen
meinen Bruder eine kleine Verpflichtung hat,
iſt uͤbertaͤubt worden, und will ſich nicht unter-
ſtehen gegen den ſo veſten Entſchluß meines Va-
ters und ſeiner Bruͤder ein Wort, das zu mei-
nem wahren Beſten gereichen koͤnnte, zu reden.
Eben daraus, daß weder ſie noch meine Mutter
ſich bemuͤhet mir zu Huͤlfe zu kommen, muß ich
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beweglich und unerbittlich ſey. Die unhoͤfliche
Auffuͤhrung gegen Frau Norton iſt ein neuer
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/155>, abgerufen am 23.11.2024.
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