[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.Vorrede. Uebersetzung nicht übernommen haben, zu welcherer die Zeit von dem Umgang mit guten Freun- den abbrechen mußte; wenn er nicht in der Uebersetzung dieses Buchs der Welt einen wahr- haften Dienst zu leisten geglaubt hätte, und sich einigermaßen unterstünde auf den Uhrhe- ber dieses Buchs die Zeilen zu deuten, die ihm bey einer anderer noch erhabenern Gele- genheit entfallen sind: Er mahlete das ernstliche Gebot Der warnenden Vernunft in lockenden Ge- beerden. Selbst denn, wenn es dem Frevler droht, Hies er die Worte reitzend werden: Bis es des Lasters Freund mit Schaudern list, Und fast auf Schrecken lüstern ist. Er suchte neue Redens-Arten, Die Richtigkeit mit Anmuth paarten, Und ein zur Lust gedichtet Bild, Das schertzt, und in den Schertz den Ernst der Lehren hüllt. Ein
Vorrede. Ueberſetzung nicht uͤbernommen haben, zu welcherer die Zeit von dem Umgang mit guten Freun- den abbrechen mußte; wenn er nicht in der Ueberſetzung dieſes Buchs der Welt einen wahr- haften Dienſt zu leiſten geglaubt haͤtte, und ſich einigermaßen unterſtuͤnde auf den Uhrhe- ber dieſes Buchs die Zeilen zu deuten, die ihm bey einer anderer noch erhabenern Gele- genheit entfallen ſind: Er mahlete das ernſtliche Gebot Der warnenden Vernunft in lockenden Ge- beerden. Selbſt denn, wenn es dem Frevler droht, Hies er die Worte reitzend werden: Bis es des Laſters Freund mit Schaudern liſt, Und faſt auf Schrecken luͤſtern iſt. Er ſuchte neue Redens-Arten, Die Richtigkeit mit Anmuth paarten, Und ein zur Luſt gedichtet Bild, Das ſchertzt, und in den Schertz den Ernſt der Lehren huͤllt. Ein
<TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0012"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede.</hi></fw><lb/> Ueberſetzung nicht uͤbernommen haben, zu welcher<lb/> er die Zeit von dem Umgang mit guten Freun-<lb/> den abbrechen mußte; wenn er nicht in der<lb/> Ueberſetzung dieſes Buchs der Welt einen wahr-<lb/> haften Dienſt zu leiſten geglaubt haͤtte, und<lb/> ſich einigermaßen unterſtuͤnde auf den Uhrhe-<lb/> ber dieſes Buchs die Zeilen zu deuten, die<lb/> ihm bey einer anderer noch erhabenern Gele-<lb/> genheit entfallen ſind:</p><lb/> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#fr">Er mahlete das ernſtliche Gebot</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Der warnenden Vernunft in lockenden Ge-</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr"> <hi rendition="#et">beerden.</hi> </hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Selbſt denn, wenn es dem Frevler droht,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Hies er die Worte reitzend werden:</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Bis es des Laſters Freund mit Schaudern</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">liſt,</hi> </hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und faſt auf Schrecken luͤſtern iſt.</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Er ſuchte neue Redens-Arten,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Die Richtigkeit mit Anmuth paarten,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und ein zur Luſt gedichtet Bild,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Das ſchertzt, und in den Schertz den Ernſt</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#et">der Lehren huͤllt.</hi> </hi> </l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [0012]
Vorrede.
Ueberſetzung nicht uͤbernommen haben, zu welcher
er die Zeit von dem Umgang mit guten Freun-
den abbrechen mußte; wenn er nicht in der
Ueberſetzung dieſes Buchs der Welt einen wahr-
haften Dienſt zu leiſten geglaubt haͤtte, und
ſich einigermaßen unterſtuͤnde auf den Uhrhe-
ber dieſes Buchs die Zeilen zu deuten, die
ihm bey einer anderer noch erhabenern Gele-
genheit entfallen ſind:
Er mahlete das ernſtliche Gebot
Der warnenden Vernunft in lockenden Ge-
beerden.
Selbſt denn, wenn es dem Frevler droht,
Hies er die Worte reitzend werden:
Bis es des Laſters Freund mit Schaudern
liſt,
Und faſt auf Schrecken luͤſtern iſt.
Er ſuchte neue Redens-Arten,
Die Richtigkeit mit Anmuth paarten,
Und ein zur Luſt gedichtet Bild,
Das ſchertzt, und in den Schertz den Ernſt
der Lehren huͤllt.
Ein
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/12 |
Zitationshilfe: | [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/12>, abgerufen am 30.07.2024. |