durch Jhre Frau Mutter versuchen werde Sie zu bewegen, daß Sie mir hiezu rathen möch- ten, weil man wohl weiß, wie viel Jhr Rath bey mir vermöge.
Doch Nein! nach weiterer Ueberlegung der Sache bitte ich Sie mir Jhre völlige Meynung zu schreiben, wenn Sie auch sollten auf Herrn Solmes Seite seyn. Jch habe zwar meine Entschliessung schon gefaßt, ich glaube, daß sie unveränderlich seyn werde: ich will aber alles ge- duldig anhören, was man gegen meine Entschlies- sung einwenden kan. Denn ich versichre Jhnen auf mein Wort, daß wo ich mich anders selbst kenne, ich nicht so sehr zärtliche Blicke auf einen gewissen andern werfe, als meine Geschwister mich beschuldigen, und Sie selbst nach Jhrer Losigkeit mir Schuld gaben, als er mich die letzten mahle besuchte. Wenn ich einige mehrere Nei- gung gegen ihn, als gegen irgend eine andere Per- son habe, so gründet sich diese Neigung nicht, auf seine eigene Vorzüge, sondern blos auf das Un- recht, das er meinetwegen erlitten hat.
Jch habe ein kleines Schreiben an Jhre Frau Mutter beygelegt, mich für alle Güte zu bedan- cken, die sie mich in der letzten so vergnügten Zeit hat geniessen lassen. Wie sehr befürchte ich, daß ich in meinem Leben nie wieder eine so vergnügte Zeit haben werde! Dieses Schreiben an Jhre Frau Mutter soll der Ueberbringer vorzeigen, wenn er nicht ohne Verdacht und Nachfrage aus meinem Hause kommen kan, und soll sich von
mei-
Die Geſchichte
durch Jhre Frau Mutter verſuchen werde Sie zu bewegen, daß Sie mir hiezu rathen moͤch- ten, weil man wohl weiß, wie viel Jhr Rath bey mir vermoͤge.
Doch Nein! nach weiterer Ueberlegung der Sache bitte ich Sie mir Jhre voͤllige Meynung zu ſchreiben, wenn Sie auch ſollten auf Herrn Solmes Seite ſeyn. Jch habe zwar meine Entſchlieſſung ſchon gefaßt, ich glaube, daß ſie unveraͤnderlich ſeyn werde: ich will aber alles ge- duldig anhoͤren, was man gegen meine Entſchlieſ- ſung einwenden kan. Denn ich verſichre Jhnen auf mein Wort, daß wo ich mich anders ſelbſt kenne, ich nicht ſo ſehr zaͤrtliche Blicke auf einen gewiſſen andern werfe, als meine Geſchwiſter mich beſchuldigen, und Sie ſelbſt nach Jhrer Loſigkeit mir Schuld gaben, als er mich die letzten mahle beſuchte. Wenn ich einige mehrere Nei- gung gegen ihn, als gegen irgend eine andere Per- ſon habe, ſo gruͤndet ſich dieſe Neigung nicht, auf ſeine eigene Vorzuͤge, ſondern blos auf das Un- recht, das er meinetwegen erlitten hat.
Jch habe ein kleines Schreiben an Jhre Frau Mutter beygelegt, mich fuͤr alle Guͤte zu bedan- cken, die ſie mich in der letzten ſo vergnuͤgten Zeit hat genieſſen laſſen. Wie ſehr befuͤrchte ich, daß ich in meinem Leben nie wieder eine ſo vergnuͤgte Zeit haben werde! Dieſes Schreiben an Jhre Frau Mutter ſoll der Ueberbringer vorzeigen, wenn er nicht ohne Verdacht und Nachfrage aus meinem Hauſe kommen kan, und ſoll ſich von
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Die Geſchichte
durch Jhre Frau Mutter verſuchen werde Sie
zu bewegen, daß Sie mir hiezu rathen moͤch-
ten, weil man wohl weiß, wie viel Jhr Rath
bey mir vermoͤge.
Doch Nein! nach weiterer Ueberlegung der
Sache bitte ich Sie mir Jhre voͤllige Meynung
zu ſchreiben, wenn Sie auch ſollten auf Herrn
Solmes Seite ſeyn. Jch habe zwar meine
Entſchlieſſung ſchon gefaßt, ich glaube, daß ſie
unveraͤnderlich ſeyn werde: ich will aber alles ge-
duldig anhoͤren, was man gegen meine Entſchlieſ-
ſung einwenden kan. Denn ich verſichre Jhnen
auf mein Wort, daß wo ich mich anders ſelbſt
kenne, ich nicht ſo ſehr zaͤrtliche Blicke auf einen
gewiſſen andern werfe, als meine Geſchwiſter
mich beſchuldigen, und Sie ſelbſt nach Jhrer
Loſigkeit mir Schuld gaben, als er mich die letzten
mahle beſuchte. Wenn ich einige mehrere Nei-
gung gegen ihn, als gegen irgend eine andere Per-
ſon habe, ſo gruͤndet ſich dieſe Neigung nicht, auf
ſeine eigene Vorzuͤge, ſondern blos auf das Un-
recht, das er meinetwegen erlitten hat.
Jch habe ein kleines Schreiben an Jhre Frau
Mutter beygelegt, mich fuͤr alle Guͤte zu bedan-
cken, die ſie mich in der letzten ſo vergnuͤgten Zeit
hat genieſſen laſſen. Wie ſehr befuͤrchte ich, daß
ich in meinem Leben nie wieder eine ſo vergnuͤgte
Zeit haben werde! Dieſes Schreiben an Jhre
Frau Mutter ſoll der Ueberbringer vorzeigen,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/106>, abgerufen am 27.11.2024.
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